Die Bucht der schwarzen Perlen
Maschinenpistole hinaus in die Lagune.
Seht, ich habe auch keine Waffe mehr, sollte das bedeuten. Ich ergebe mich. Ihr könnt doch keinen Wehrlosen umlegen!
Er ließ sich absacken, erreichte gerade noch den Strand und landete unterhalb von Rons Haus.
Und dort stand Lanei'ta …
Willmore flog einen engen Bogen, erkannte seine Frau und war nur zwei Sekunden lang unaufmerksam – zerrissen von panischer Angst, als er de Luca aus der Mücke springen und auf Lanei'ta zurennen sah.
Mit aller Wucht, ungebremst, schlug er mit den Kufen auf dem Boden auf und wurde vom Aufprall zurückgeschleudert wie ein Gummiball. Da half es nichts mehr, daß er an sämtlichen Hebeln riß und versuchte, den Hubschrauber wieder in die Gewalt zu bekommen … Zum zweitenmal schlug er auf, wurde gegen die Palmen geschleudert, flog in weitem Bogen aus der aufgesprengten Kanzel und krachte gegen einen Palmenstamm. Die Frauen kreischten auf, die Männer rannten zu ihm hin … nur Lanei'ta blieb am Strand stehen und blickte auf de Luca, der auf sie zuhetzte.
Fünf Meter waren es noch, da hob sie das Gewehr.
»Nein!« brüllte de Luca. »Nein! Ich habe doch nichts getan!«
Er stolperte, fiel in die Knie und hob flehend beide Hände. Lanei'ta verstand ihn nicht, wollte ihn auch gar nicht verstehen. Sie sah nur seine vor Entsetzen geweiteten Augen, seinen aufgerissenen Mund, und sie dachte an die Toten, die hinter ihr ins Dorf getragen worden waren; an die drei Männer, die junge Frau und das Kind auf ihren Armen.
Mit regungslosem Gesicht drückte sie ab. Piero de Luca wurde auf den Rücken geschleudert, zuckte und wollte sich wieder aufrichten, da traf ihn der zweite Schuß mitten in die Stirn.
Lanei'ta warf ihr Gewehr weg, wirbelte herum und rannte dann schreiend auf den Waldrand zu. wo der zerborstene Hubschrauber lag.
»Jack!« schrie sie. »Jack … ich komme!«
Und als sich vor ihr eine Gasse öffnete und alle zu Boden blickten, erfüllte nur noch ihr Schreien die plötzliche Stille. Sie warf sich über den verkrümmt unter einer Palme liegenden Körper Jacks und krallte sich so fest an ihn an, daß es Tápana nicht gelang, sie von ihm wegzureißen.
Durch das Korallenriff schob sich vorsichtig Rons Yacht, gefolgt von den Einbäumen der beiden Brüder. Sie brachten Fai'fas zerrissenes Segel zurück zum Dorf …
Noch immer gibt es schwarze Perlen auf Tahiti. Es wird sie immer geben. Aber nie mehr eine ›Königin der Meere‹ oder die ›Prinzessinnen der Südsee‹. Vergeblich wartete Bouchet Monat um Monat auf das Erscheinen von Ron Edwards – er kam nie mehr nach Papeete.
Die Riffe mit den Perlenbänken, die Bucht der Schwarzen Perlen, wurde von den Hairudeln bewacht. Es nutzte nichts, die Tiere abzustechen, zu erschießen, mit ins Meer geworfenen Dynamitstangen zu vernichten. Es kamen immer neue Haie hinzu, füllten die Lücken und umkreisten als unnachgiebige Wächter die millionenschweren Muschelfelder.
Ein paarmal fuhren Ron und Tama'Olu noch hinaus in die Bucht und beobachteten die Haie, die furchtlos neben ihnen herschwammen.
»Das ist Nomuka'tas letzte Zauberei«, sagte Tama'Olu und lehnte sich an Ron. »Die Götter haben es so befohlen. Ovaku, es gibt sie doch, unsere Götter. Siehst du es jetzt? Du wirst nie ein Millionär werden.«
»Ich habe dich, mein Engel. Und um uns ist das Paradies … was wollen wir denn mehr? Wir sind die glücklichsten Menschen.«
Bis heute steht Tonu'Ata auf keiner Karte.
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