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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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liegen blieb, sodass die nächsten beiden Angreifer, die voranstürmten, darauf ausrutschten. Sie parierten die Hiebe der Engländer, bohrten ihnen das Schwert in die Leiste, und unten strömten immer noch mehr Franzosen in den Turm. Ein grauenvoller Schrei hallte durch das Treppenhaus, dann wurde ein weiterer blutverschmierter Leichnam nach unten geschleudert. Wieder waren drei Stufen frei, und die Franzosen schoben sich weiter nach oben. «Montjoie Saint Denis!»
    Ein Engländer mit einem Schmiedehammer kam die Treppe hinunter und drosch auf die französischen Helme ein. Ein Mann brach mit eingeschlagenem Schädel zusammen, und die anderen wichen zurück, bis einer der Ritter auf den Gedanken kam, sich eine Armbrust zu schnappen und sich damit nach vorn zu schieben, bis er freie Sicht hatte. Der Bolzen bohrte sich dem Engländer mit solcher Wucht in den Mund, dass er im Nacken wieder austrat. Unter wüstem Schlachtgebrüll stürmten die Franzosen vor, trampelten mit ihren von Blut und Innereien verschmierten Stiefeln über den Sterbenden hinweg, bis sie mit gezückten Schwertern am Ende der Treppe ankamen. Oben versuchten ein Dutzend Engländer, sie wieder hinunterzutreiben, doch von unten drängten immer mehr Franzosen nach, die die Anführer des Angriffs den Schwertern der Verteidiger auslieferten. Die Nachfolgenden kletterten über die Toten und Sterbenden hinweg und vernichteten die Überreste der Garnison. Sämtliche Männer wurden niedergemetzelt. Ein Bogenschütze lebte lange genug, um sich die Finger abhacken und die Augen ausstechen zu lassen, und er schrie noch immer, als er über die Zinnen auf die darunter wartenden Schwerter geworfen wurde.
    Die Franzosen jubelten. Der Turm war ein Schlachthaus, aber auf der Brustwehr würde das französische Banner flattern. Aus den Gräben der Engländer waren Gräber geworden. Die Sieger begannen bereits, den Toten die Kleider vom Leib zu reißen, um nach Münzen zu suchen, als ein Fanfarenstoß erschallte.
    Es waren immer noch Engländer auf der französischen Seite des Flusses: ein Reitertrupp, der auf einer Landzunge festsaß.
    Das Töten war noch nicht vorbei.

    Die St. James ankerte vor dem Strand südlich von Calais und brachte ihre Passagiere mit Ruderbooten an Land. Drei der Passagiere, alle in Kettenhemden, hatten so viel Gepäck, dass sie zwei Männer von der Besatzung der St. James bezahlten, damit diese es zum englischen Lager trugen. Dort angekommen, machten die drei sich auf die Suche nach dem Earl of Northampton. Einige der Häuser in dem Lager hatten zwei Stockwerke, und über den Türen hingen die Schilder von Schuhmachern, Waffenschmieden, Sattlern, Obsthändlern, Bäckern und Fleischern. Es gab Bordelle und Kirchen, Wahrsagerbuden und Schankstuben. Kinder spielten auf den Straßen. Einige hatten kleine Bogen und schossen mit stumpfen Pfeilen auf herumstreunende Hunde. Die Quartiere der Edelmänner waren an ihren Flaggen zu erkennen, und in den Eingängen standen mit Kettenpanzern gerüstete Wachen. Am Rand des Marschlandes lag ein Friedhof, in dessen feuchten Gräbern die Männer, Frauen und Kinder ruhten, die dem Fieber zum Opfer gefallen waren, das in den Sümpfen von Calais umging.
    Das Quartier des Earl of Northampton war ein großer, hölzerner Bau unweit des Zeltes, an dem die königliche Flagge gehisst war, und zwei der Männer, der jüngste und der älteste, blieben mit dem Gepäck dort, während der dritte nach Nieulay hinüberging. Man hatte ihm gesagt, dass der Earl mit einigen seiner Männer zur französischen Armee hinübergeritten war. «Die Bastarde hocken da drüben auf den Hügeln und bohren sich in der Nase», hatte der Steward des Earls berichtet, «und da wollte Seine Lordschaft mal ein bisschen Unruhe stiften. Langweilt sich wohl, der Gute.» Sein Blick war auf die große Holztruhe gefallen, die die beiden Männer bewachten. «Was ist da denn drin?»
    «Nasenpopel», hatte der große Mann erwidert, dann hatte er seinen langen schwarzen Bogen geschultert, seine Pfeiltasche genommen und war gegangen.
    Sein Name war Thomas. Manchmal Thomas von Hookton, manchmal auch Thomas der Bastard, und wenn er ganz förmlich sein wollte, konnte er sich auch Thomas Vexille nennen, doch das tat er nur selten. Die Vexilles waren eine Adelsfamilie aus der Gascogne, und Thomas von Hookton war der illegitime Sohn eines geflohenen Vexille, weshalb er weder ein Edelmann noch ein Vexille war und erst recht kein Gascogner. Er war ein englischer

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