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Die Bücherdiebin

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Titel: Die Bücherdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak
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herum und staunte. Die Leute schätzten die Tiefe, um sie mit den Luftschutzräumen zu vergleichen. Ein paar Jungen und Mädchen spuckten hinein.
    Rudi stand neben Liesel.
    »Sieht so aus, als müsste hier wieder einmal gedüngt werden.«
    Die nächsten Wochen blieb Molching vor Luftangriffen verschont, und es kehrte wieder Normalität ein; jedenfalls beinahe. Allerdings waren zwei bedeutsame Ereignisse bereits unterwegs.
    ZWEIERLEI IM OKTOBER
    Die Hände von Frau Holzinger. Der Marsch der Juden.
    Ihre Falten streckten sich vor Verleumdung. Ihre Stimme war mit einem harten Knüppel vergleichbar.
    Es war ein Glück, dass sie Frau Holzinger vom Wohnzimmerfenster aus kommen sahen, denn ihre Knöchel auf der Haustür waren hart und entschlossen. Sie meinten es ernst.
    Liesel vernahm die Worte, die sie befürchtet hatte.
    »Geh, und mach auf«, sagte Mama, und Liesel, die wusste, was gut für sie war, tat wie befohlen.
    »Ist deine Mama zu Hause?«, wollte Frau Holzinger wissen. Errichtet aus fünfzig Jahre altem Drahtgeflecht, so stand sie auf der Eingangstreppe, schaute sich ständig um und ließ ihre Augen über die Straße huschen. »Ist deine Mutter, diese Kuh, nun da oder nicht?«
    Liesel drehte sich um und rief nach Rosa.
    DUDEN BEDEUTUNGSWÖRTERBUCH - FÜNFTER EINTRAG
    Gelegenheit, geeigneter Augenblick, günstige Umstände für die Ausführung von etwas, eines Plans, Vorhabens. Synonyme: Chance, Möglichkeit.
    Rosa stand schon hinter ihr. »Was willst du denn hier? Willst du jetzt auch noch auf meinen Küchenboden spucken?«
    Frau Holzinger ließ sich nicht im Mindesten beirren. »Begrüßt du so jeden, der an deine Tür klopft? Was für ein G'sindel!«
    Liesel schaute zu. Unglücklicherweise stand sie genau zwischen den beiden Frauen. Rosa zog sie aus dem Weg. »Also, sagst du mir jetzt, was du willst, oder nicht?«
    Frau Holzinger schaute wieder auf die Straße und sagte dann zu Rosa: »Ich möchte dir einen Vorschlag machen.«
    Mama verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen. »Ach, tatsächlich?«
    »Nein, nicht dir.« Sie ließ Rosa mit Verachtung in der Stimme links liegen und schaute Liesel an. »Dir.«
    »Warum wolltest du dann mich sprechen?«
    »Na, ich brauche doch wenigstens deine Erlaubnis.«
    Oh, Maria, Heilige Muttergottes, dachte Liesel. Das hat mir noch gefehlt. Was zum Donner kann sie nur von mir wollen?
    »Das Buch, das du im Luftschutzraum gelesen hast, hat mir gefallen.«
    Nein. Das kriegst du nicht.
    Liesel war zu allem entschlossen.
    »Ja?«
    »Ich habe eigentlich gehofft, dass ich den Rest beim nächsten Mal im Keller zu hören bekäme, aber es sieht so aus, als würde man uns in Ruhe lassen.« Sie rollte mit den Schultern und reckte den Draht in ihrem Rücken. »Also möchte ich, dass du zu mir kommst und mir vorliest.«
    »Du hast vielleicht Nerven, Holzinger.« Rosa überlegte noch, ob sie wütend werden sollte oder nicht. »Wenn du glaubst, dass ...«
    »Dann spucke ich auch nicht mehr gegen eure Tür«, unterbrach Frau Holzinger sie. »Und ich gebe euch meine Kaffee-Rationen.«
    Rosa beschloss, nicht wütend zu werden. »Und auch etwas Mehl?«
    »Was - bist du unter die Juden gegangen? Nur den Kaffee. Du kannst ihn ja gegen Mehl eintauschen.«
    Es war entschieden.
    Ohne das Mädchen.
    »Also gut, dann ist es abgemacht.«
    »Mama?«
    »Ruhe, Saumensch. Geh, und hol das Buch.« Mama wandte sich wieder zu Frau Holzinger. »An welchen Tagen passt es denn?«
    »Montags und freitags, vier Uhr nachmittags. Und heute, gleich jetzt.«
    Liesel folgte den soldatischen Schritten zu Frau Holzingers Haus nebenan, das ein Spiegelbild der Hubermann'sehen Behausung war. Vielleicht etwas größer.
    Sie setzte sich an den Küchentisch, und Frau Holzinger nahm ihr gegenüber Platz. »Lies«, sagte sie.
    »Kapitel zwei?«
    »Nein, Kapitel acht. Natürlich Kapitel zwei! Jetzt fang schon an, bevor ich dich rauswerfe.« »Ja, Frau Holzinger.«
    »Und hör auf mit >Ja, Frau Holzinger<. Mach endlich das Buch auf. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Du lieber Gott, dachte Liesel. Das ist meine Strafe für das Stehlen. Jetzt hat sie mich schließlich doch noch ereilt.
    Sie las eine Dreiviertelstunde lang, und als das Kapitel beendet war, schob sich eine Tüte mit Kaffee auf den Tisch.
    »Danke«, sagte die Frau. »Es ist eine gute Geschichte.« Sie drehte sich zum Herd um und setzte Kartoffeln auf. Ohne sich umzublicken, sagte sie: »Bist du immer noch da?«
    Liesel verstand dies als Aufforderung,

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