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Die Bücherdiebin

Die Bücherdiebin

Titel: Die Bücherdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak
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dachte, er liest viel.«
    Die Frau des Bürgermeisters steckte die Hände in die Taschen ihres Morgenmantels. »In letzter Zeit bist du diejenige, die den Raum am meisten nutzt.«
    »Haben Sie das hier gelesen?« Liesel hielt Die letzte menschliche Fremde hoch.
    Ilsa las den Titel. »Oh ja.«
    »Ist es gut?«
    »Nicht schlecht.«
    Liesel verspürte den Drang zu gehen und gleichzeitig eine seltsame Verpflichtung zu bleiben. Sie setzte an, etwas zu sagen, aber da waren zu viele Worte, und sie kamen zu schnell. Sie machte mehrmals den Versuch, sie zu fassen, aber dann war es die Bürgermeistergattin, die die Initiative ergriff.
    Sie sah Rudis Gesicht im Fenster, oder vielmehr sein gelbes Haar. »Ich glaube, du solltest jetzt besser gehen«, sagte sie. »Er wartet auf dich.«
    Auf dem Heimweg aßen sie.
    »Bist du sicher, dass da sonst nichts war?«, fragte Rudi. »Bestimmt stand da noch was anderes.«
    »Sei froh, dass du die Plätzchen bekommen hast.« Liesel betrachtete die Gabe in Rudis Händen. »Jetzt sei ehrlich: Hast du welche gegessen, bevor ich rauskam?«
    Rudi war zutiefst gekränkt. »He, du bist der Dieb hier, nicht ich!«
    »Lüg mich nicht an, Saukerl. Du hast noch Puderzucker am Mundwinkel.«
    Verdattert nahm Rudi den Teller in eine Hand und wischte sich mit der anderen über den Mund. »Ich hab keine gegessen, ich schwör's.«
    Die Hälfte der Plätzchen war verspeist, ehe sie die Brücke erreichten, und den Rest teilten sie mit Tommi Müller in der Himmelstraße.
    Erst als sie fertig waren, fiel ihnen etwas ein. Rudi sprach es aus.
    »Was zum Kuckuck sollen wir jetzt mit dem Teller machen? «
    der kartenspieler
    Zu der Zeit, als Liesel und Rudi die Plätzchen aßen, spielten die Männer der LSE, die keinen Dienst hatten, Karten in einer Stadt in der Nähe von Essen. Sie hatten gerade eine lange Fahrt von Stuttgart bis hierher hinter sich gebracht und spielten um Zigaretten. Reinhold Zucker war stinksauer.
    »Er schummelt, ich schwöre es«, murmelte er. Sie hockten in einem Verschlag, der ihnen als Baracke diente, und Hans Hubermann hatte gerade zum dritten Mal gewonnen. Zucker warf seine Karten wütend auf den Tisch und kämmte sich mit drei dreckigen Fingernägeln durch das fettige Haar.
    EINIGE TATSACHEN ÜBER REINHOLD ZUCKER
    Er war vierundzwanzig Jahre alt. Wenn er ein Kartenspiel gewann, glühte er geradezu - er hielt sich die dünnen Tabakstangen an die Nase und atmete ihr Aroma ein. »Der Geruch des Sieges«, sagte er schadenfroh. Oh, und noch etwas. Er würde mit offenem Mund sterben.
    Anders als der junge Mann links von ihm machte Hans Hubermann kein Aufhebens, wenn er gewann. Er war sogar so großzügig und gab jedem seiner Kameraden eine Zigarette wieder und zündete sie für sie an. Alle außer Reinhold Zucker nahmen das Geschenk entgegen. Er für seinen Teil schnappte sich die angebotene Zigarette und warf sie wieder auf die umgedrehte Kiste, die ihnen als Tisch diente. »Ich will keine Almosen von dir, alter Mann.« Dann stand er auf und ging.
    »Was ist los mit ihm?«, fragte der Unteroffizier, aber niemand machte sich die Mühe zu antworten. Reinhold Zucker war bloß ein vierundzwanzigjähriger Junge, der furchtbar schlecht Karten spielte.
    Wenn er nicht seine Zigaretten an Hans Hubermann verloren hätte, hätte er ihn nicht verabscheut. Wenn er ihn nicht verabscheut hätte, hätte er sich vielleicht nicht ein paar Wochen später auf seinen Platz gesetzt, als sie auf einer scheinbar harmlosen Straße unterwegs waren.
    Ein Sitzplatz, zwei Männer, ein kurzer Streit und ich. Es bringt mich schier um, wie manche Menschen sterben.
    der schnee von stalingrad
    An einem Tag Mitte Januar 1943 lag der Korridor der Himmelstraße düster und traurig da. Liesel schloss das Tor hinter sich und ging zu Frau Holzingers Tür. Sie klopfte. Als geöffnet wurde, schaute sie überrascht hoch.
    Ihr erster Gedanke war, dass der Mann vor ihr einer von Frau Holzingers Söhnen sein musste aber er sah keinem der Brüder auf dem gerahmten Bild neben der Tür ähnlich. Er kam ihr viel zu alt vor, obwohl sie sein Alter nicht schätzen konnte. Sein Gesicht war fleckig von Bartstoppeln, und seine Augen schauten sie schmerzhaft und laut an. Eine verbundene Hand fiel aus seinem Mantelärmel, und Kirschen aus Blut kullerten durch die Bandage. »Du kommst besser nachher wieder.«
    Liesel versuchte, an ihm vorbeizuschauen. Sie wollte nach Frau Holzinger rufen, aber der Mann verstellte ihr den Weg.
    »Kind«, sagte er,

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