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Die Bücherdiebin

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Titel: Die Bücherdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak
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von der Tribüne überdröhnt. Max schaute zu, wie seinem Gegner der Mantel abgenommen wurde und er in die Mitte des Rings trat, um dem Herausforderer die Hand zu schütteln und sich, wie es die Tradition verlangte, vom Schiedsrichter die Regeln erklären zu lassen.
    »Guten Tag, Herr Hitler.« Max nickte, aber der Führer zeigte nur kurz seine gelben Zähne und verbarg sie rasch wieder hinter seinen Lippen.
    »Meine Herren«, sprach ein kurzgewachsener Schiedsrichter in schwarzen Hosen und einem blauen Hemd. An seiner Kehle hing eine Fliege. »Zunächst und vor allem erwarten wir einen fairen und sauberen Kampf.« Er sprach jetzt nur den Führer an. »Es sei denn natürlich, Herr Hitler, wenn Sie am Verlieren sind. Sollte sich dies abzeichnen, dann bin ich durchaus gewillt, ein Auge zuzudrücken und Ihnen jede unsaubere Taktik gegen dieses Stück jüdischen Abschaums durchgehen zu lassen, damit Sie ihn zerquetschen und in die Ringmatte schmieren können.« Er nickte mit großer Höflichkeit. »Ist das klar?«
    Der Führer machte zum ersten Mal den Mund auf. »Glasklar.«
    Max gegenüber sprach der Schiedsrichter eine Warnung aus. »Was dich betrifft, Drecksjude: Pass gut auf, was du tust. Ich werde dich genau im Auge behalten. Sehr genau sogar.« Dann wurden die beiden Kämpfer wieder in ihre Ecken geschickt.
    Eine kurze Stille folgte.
    Dann die Glocke.
    Als Erster trat der Führer vor, krummbeinig und knochig. Er rannte auf Max zu und stach ihrr seine Faust ins Gesicht. Die Menge bebte. Die Glocke klang ihnen noch in den Ohren, und das zufriedene Lächeln aus unzähligen Gesichtern schlang sich um die Seile. Rauchiger Atem entströmte Hitlers Mund, und seine Hände bearbeiteten Max' Gesicht, schoben es etliche Male hierhin und dorthin, trafen die Lippen, die Nase, das Kinn - und Max war immer noch nicht aus seiner Ecke getreten. Um die Bestrafung abzuwehren, hob er die Hände, doch der Führer zielte stattdessen auf seine Rippen, seine Nieren, seine Lunge. Oh, diese Augen, die Augen des Führers. Sie waren so köstlich braun - wie die Augen eines Juden -, und sie waren so entschlossen, dass selbst Max einen Moment lang wie erstarrt dastand, als er zwischen den trommelnden, schemenhaft schnellen Fäusten des anderen einen Blick auf sie werfen konnte.
    Es gab nur eine einzige Runde, und sie dauerte stundenlang. Die meiste Zeit ging es so weiter, wie es begonnen hatte.
    Der Führer hämmerte auf den Juden ein wie auf einen Sandsack.
    Überall floss jüdisches Blut.
    Wie rote Regenwolken auf der himmelweißen Matte aus Leinwand auf dem Boden des Rings.
    Schließlich knickten Max' Knie ein. Seine Wangenknochen stöhnten lautlos. Das entzückte Gesicht des Führers kippte nach oben, nach oben, bis der Jude geschrumpft, geschlagen und gebrochen zu Boden sank.
    Ein Aufbrüllen.
    Dann Stille.
    Der Schiedsrichter zählte. Er hatte einen Goldzahn und eine Unmenge Haare in den Nasenlöchern.
    Langsam kam der Jude Max Vandenburg auf die Füße und richtete sich auf. Seine Stimme war wacklig. Eine Einladung. »Kommen Sie, Führer«, sagte er. Als dieses Mal Adolf Hitler seinen jüdischen Gegner attackierte, machte Max einen Schritt zur Seite und stieß ihn in die Ecke. Er schlug ihn sieben Mal und zielte stets auf eine einzige Stelle.
    Auf den Schnurrbart.
    Beim siebten Mal verfehlte er ihn. Es war das Kinn des Führers, das den Schlag einstecken musste. Ganz unvermittelt hing Hitler in den Seilen und kippte nach vorn, landete auf den Knien. Diesmal wurde nicht gezählt. Der Schiedsrichter zuckte in seiner Ecke zusammen. Das Publikum sank auf die Sitze, griff zum Bier. Kniend suchte der Führer sich nach Blutspuren ab und strich sein Haar glatt, von rechts nach links. Als er sich wieder aufrappelte, unter den anerkennenden Rufen aus Tausenden von Kehlen, trat er vor und tat etwas Merkwürdiges. Er drehte dem Juden den Rücken zu und zog die Boxhandschuhe von den Fäusten.
    Die Menge war verblüfft.
    »Er gibt auf«, flüsterte jemand, aber schon stand Adolf Hitler auf den Seilen und sprach zur Menge.
    »Meine deutschen Freunde«, rief er, »heute Abend habt ihr die Gelegenheit, etwas zu erkennen.« Mit nackter Brust und siegesgewissem Blick deutete er hinüber auf Max. »Ihr erkennt, dass wir uns etwas gegenübersehen, was so finster und mächtig ist, wie wir es uns in unseren kühnsten Träumen nicht hätten ausmalen können. Erkennt ihr es?«
    Sie antworteten. »Ja, mein Führer.«
    »Erkennt ihr, dass dieser Feind sich seinen

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