Die Burg der flammenden Herzen
solltest du Beatrice sonst zürnen, wenn nicht wegen dieses Mannes? Es sei denn, sie hat ihn kommen lassen, aber das kann ich nicht glauben.”
“Nein, er kam, obwohl sie ihn gebeten hat, sie nicht aufzusuchen. Doch er war hier, und sie hat ihm Freiheiten gewährt …”
“Hier und jetzt?” fragte John ungläubig.
“Nein”, entgegnete Sebastian ungeduldig. “Bevor Manners starb. Unterbrich mich nicht dauernd. Er hat sie berührt und sie geküsst, und er wird es wieder tun, wenn ich es nicht verhindere. Aber ich bin so zornig, und ich fürchte, ich werde Beatrice schlagen, wenn ich versuche, mit ihr zu sprechen. Manners hat sie aus geringerem Anlass gezüchtigt, und ich habe mir geschworen, sie anders zu behandeln.”
“Und daher bist du zu mir gekommen, um deine Wut abzulassen.”
“Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt?” Hatte John überhaupt zugehört?
“Ich möchte nur sicher sein, dass ich dich richtig verstehe. Was willst du von mir?”
Sebastian seufzte. Was wollte er eigentlich von John? “Sag mir, was ich tun soll.”
“Hast du überhaupt schon mit Beatrice gesprochen, seit du erfahren hast, dass Conyers hier war? Und woher wusstest du von seiner Anwesenheit?”
“Ich sah ihn mit Beatrice im Garten.”
“Wie bitte? Warum hast du das nicht erzählt?”
“Ich sagte doch, er war hier.”
“Aber nicht, dass er bei Beatrice war. Was ist geschehen?”
“Sie sprachen miteinander, und dann hat Conyers sie geküsst.”
“Hat sie sich bereitwillig küssen lassen?”
Sebastian versuchte, seinen Schmerz außer Acht zu lassen und sich genau an den Moment zu erinnern, als Conyers Beatrice an sich gezogen hatte. Vor seinem geistigen Auge sah er, wie Beatrice ihn wegstieß, sich über den Mund wischte und eilig zurück zum Haus lief. Ihr Gesicht war bleich, außer zwei roten Flecken auf ihren Wangen. Ihr Mund glich einer harten Linie. Conyers’ Kuss hatte ihr keine Freude bereitet.
“Nein, hat sie nicht.”
“Ich bin froh, das zu hören”, meinte John erleichtert. “Für einen Moment dachte ich, du wolltest mir weismachen, meine Schwester sei eine zügellose Frau.” Er setzte sich aufrecht hin und stützte die Arme auf den Knien ab. “Fassen wir noch einmal zusammen. Du hast Beatrice und ihren früheren Verehrer zusammen im Garten erblickt und gesehen, dass er sie geküsst hat. Das hat dich so wütend gemacht, dass du nicht in der Lage warst, Beatrice zu fragen, was diesen Burschen überhaupt nach Wednesfield geführt hat. Ist es so?”
“Ich höre mich wie ein Narr an.”
“Nicht ganz. Ich wäre an deiner Stelle auch wütend gewesen, obgleich ich nicht weiß, ob ich derart in Rage geraten wäre. Dennoch, da ist noch etwas, was ich nicht begreife. Wenn du nicht mit Beatrice gesprochen hast, woher weißt du dann, dass sie diesen Conyers gebeten hat, sich fern zu halten?”
“Ich sah den Brief, den sie ihm geschrieben hat”, erklärte Sebastian, und sein aufgestauter Zorn flammte wieder auf. “Sie schrieb ihm, mir jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht. Und ihre Zeilen waren viel freundlicher als die, die ich zuvor bekommen hatte.”
“Ah.”
“Hör endlich mit diesem ‘Ah’ auf!”
“Was stand in dem Brief an ihn?”
Sebastian zog das Schreiben aus dem Wams und warf es dem Freund zu. “Lies selbst.”
John faltete den Brief auseinander, las ihn und kicherte.
“Was ist?” fragte Sebastian verblüfft.
“Das hat meine Mutter verfasst.”
“Aber das ist Beatrice’ Handschrift.”
“Ich weiß. Ihre Schrift hat sich nicht verbessert. Aber die Wortwahl stammt von meiner Mutter. Ich habe keinen Zweifel, dass sie Beatrice jedes einzelne Wort diktiert hat.”
“Bist du sicher?”
“Warum fragst du
mich
das?” John gab ihm den Brief zurück. “Warum fragst du Beatrice nicht zu all diesen Dingen? Mir scheint, du hast viel zu lange nach Gründen gesucht, um sie zu beschuldigen, ohne dir die Zeit zu nehmen und anzuhören, was sie zu sagen hat. Genau das solltest du tun, bevor du irgendwelche Entscheidungen triffst.”
“Wovon sprichst du?”
“Wenn du keine Entscheidungen treffen wolltest, warum hast du mich dann gefragt, was du unternehmen sollst?” John stand auf und grinste. “Es gibt etwas, das sich nicht geändert hat. Beatrice bringt dich immer noch um deinen Verstand.”
“Das tut sie nicht.”
John lachte und schüttelte den Kopf, bevor er sich bückte, um die zweite Angelrute aufzuheben. “Ich will nicht mit dir streiten. Ich gehe zurück zur
Weitere Kostenlose Bücher