Die Burg der flammenden Herzen
soll.”
“Ihr hättet ihm schreiben können.”
“Es war ein Brief, der ihn überhaupt erst hierher gebracht hat. Wenn ich ihm einen weiteren schicke, fände ich den Mann zweifelsohne in meinem Schlafgemach vor”, gab sie scharf zurück, doch dann hielt sie inne, damit ihr nicht noch Schlimmeres über die Lippen käme.
Ishams Augen leuchteten, als könnte er ihr Verhalten gutheißen. “Warum Ihr Euer Temperament zu verbergen sucht, ist mir ein Rätsel, Mylady. Setzt Euren Feuereifer für Eure Belange ein. Erobert das Herz meines Neffen.”
“Warum möchtet Ihr, dass ich das tue, Master Isham? Was könnte ich Sebastian schon Gutes tun?”
“Seit dem Tod seines Vaters leidet er unter einer leichten Schwermut. Ich hatte geglaubt, es sei der Verlust seines Vaters und die geerbte Schuldenlast, die ihm Kummer bereiteten. Jetzt bin ich mir gar nicht mehr so sicher. Sagt mir, Mylady, wann habt Ihr Lord Manners geheiratet?”
“Im Mai, vor fünf Jahren. Sechs Wochen nach dem Tod von Sebastians Vater.”
“Ah. Und wann erfuhr Sebastian, dass Ihr Lord Manners heiraten würdet?”
“Zwei Wochen vor dem Tod seines Vaters”, sagte sie. “Wollt Ihr damit andeuten, ich sei der Grund für seine Schwermut gewesen? Das möchte ich bezweifeln.” Gleichwohl wollte sie so sehr daran glauben. Wenn dieses aberwitzige und schmerzliche Gespräch doch zu Ende wäre! Sie wollte nicht hoffen, nicht, wenn es zwecklos war.
“Ich bezweifele es keineswegs. Diese Schwermut ist vorüber, Mylady. Ich denke, es liegt daran, dass er Euch heiratet. Allein deswegen möchte ich Euch dazu anhalten, ihn für Euch zu gewinnen.”
“Aber da ist doch noch mehr?” merkte Beatrice an.
“In der Tat. Ich möchte offen zu Euch sprechen, Mylady.”
“Tut Ihr das nicht längst?” fragte sie und hob die Brauen. “Ich habe Angst vor Euren Worten, falls Ihr Euch bislang verstellt habt.”
Ein überraschend jungenhaftes Lächeln erhellte Ishams Gesicht für einen Moment, bevor er antwortete. “Mit dem Inhalt dieser Schatulle kann ich Sebastian zu einem wohlhabenden Mann machen. Er wäre reich genug, um an den Hof zu gehen und mich mit Informationen zu versorgen, die ich benötige, um uns noch wohlhabender zu machen. Ich möchte ihm nicht wünschen, dass ihm ein solches Vermögen entgeht.”
“Er kann darüber verfügen, wie er es für richtig hält.”
“Und wenn er das juwelenbesetzte Halsband und die Anstecknadel, die Ihr in Händen haltet, zu dem Vermögen zu legen wünscht, das er zusammen mit mir investiert?”
Schnell umschloss sie den Reiher. Niemals könnte sie ihn aufgeben; es hatte Tage gegeben, an denen das Schmuckstück alles gewesen war, woran sie sich hatte klammern können. Sie hatte es in der Hand gehalten, wenn Thomas sie verfluchte und schlug, und sich immer an die Zeit erinnert, als sie noch Sebastians Liebe gewesen war – eine glückliche, längst vergangene Zeit. Aber wenn Sebastian sie aufforderte, die Anstecknadel und das Halsband herauszugeben, und sie sich weigerte, was hätte sie dann von diesen Schmuckgegenständen? Sie würden sie nur daran erinnern, wie sehr sie ihn enttäuscht hatte.
“Ich werde das tun, was er von mir verlangt.”
Isham nickte. Seine Gesichtszüge entspannten sich, und eine unerwartete und unwiderstehliche Wärme lag in seinen Augen. Sie ging einen Schritt auf ihn zu, als ob sie bei ihm Schutz finden könnte.
“Und ich werde tun, was in meiner Macht steht, um ihn für Euch zu gewinnen”, sagte er.
“Glaubt Ihr, er lässt sich erobern?” In ihrer Frage lag Wehmut, und Beatrice zuckte zusammen, da sie Angst hatte, ihre Gefühle preiszugeben. Sie war unsicher, wie Isham diese Offenbarung aufnehmen würde.
“Ich investiere nie in etwas, wenn ich nicht von meinem Erfolg überzeugt wäre. Vertraut mir.”
Sie schaute ihm in die Augen, die so sehr denen seines Neffen ähnelten. Dieser Anblick beruhigte Beatrice von ganzem Herzen. “Ich vertraue Euch.”
21. KAPITEL
A ls Sebastian John endlich fand, war aus seinem Zorn Enttäuschung, Wut und Schmerz geworden. Er konnte Beatrice nicht gegenübertreten, solange seine Gefühle in Aufruhr waren, doch er musste sie zur Rede stellen, um herauszufinden, was sie sich dabei gedacht hatte, Conyers im Garten zu treffen. Hatte sie etwa geglaubt, er würde es nicht herausfinden? Er schritt durch die Gänge und Gemächer, wohl wissend, dass die Diener und Pagen ihrem Herrn aus dem Weg gingen. Wäre er nicht so stark von den Gefühlswirren in
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