Die Capitana - Roman
für die Revolution, Männer wie Frauen, die eine genauso wie der andere, dass mir das niemand vergisst.«
Es fällt ihnen schwer, weil sie es nicht gewöhnt sind, aber sie sehen es ein, und es meldet sich immer ein Freiwilliger oder eine Freiwillige, um die Arbeiten zu erledigen.
Heute Morgen, als zwei Frauen einer anderen Kolonne ankamen und sich uns anschließen wollten, war den Unseren der Stolz richtig anzusehen. Bei den Kommunisten kümmern sich die Frauen um Haushalt und Krankenversorgung.
»Ich bin nicht an die Front gegangen, um mit einem Putzlappen in der Hand für die Revolution zu sterben«, zog Manolita die Lacher auf sich.
»Ein Hoch auf deine Mutter!«, feierten sie sogar die Neuen, die trockener sind als Dörrobst.
Als sie vor einer Woche zu uns stießen, waren sie todernst, aber langsam tauen sie auf. Gestern hat mich sogar einer angelächelt, als ich ihm das Gewehr gefettet habe. Im Haus des POUM geht es uns auch gut: warmes Essen, in einem Brunnen im Garten Dynamit, abends Flamenco und nette Leute, die dasselbe wollen wie man selbst. Wie Sebastián, der sich als volljährig ausgibt, aber in meinem Alter ist, ein Schatz. Mika, Anselmo, sogar Hilario habe ich irgendwie gern. Und gestern sind von einer anderen Front zwei junge Burschen zu uns gestoßen, zwei Brüder. Der ältere von ihnen hat mir schöne Augen gemacht, oder habe ich mir das nur eingebildet? So ein Frechling, mitten im Krieg.
Und dann ist da noch, auch wenn er nicht zu uns gehört, Juan Laborda, der Eisenbahner, der mir beibringt, wie man mit Sprengsätzen umgeht, er ist ein Bild von einem Mann, und mutig. Er behandelt mich auch wie eine Kämpferin.
Wir werden gewinnen, wir müssen gewinnen. Wenn nur endlich die Verstärkung kommt.
Mika ist abermals zum Bahnhof gegangen, um die neuesten Nachrichten zu erfahren, alle Hoffnung hängt an diesem Pan-zerzug, der ihnen Munition bringen soll, nur wann wird er eintreffen. Und die Verstärkung der Truppen, die man ihnen angekündigt hat? Wenn sie nicht kommen, wird sie Entscheidungen treffen müssen, die richtigen, das erwarten die Milizionäre von ihr.
Die Männer waren aufgebracht, als der Kommandant sie zusammenrief und ihnen sagte, dass sie die Stadt weiter verteidigen müssen, kämpfen um jeden Flecken Grund, und wenn sie zurückgedrängt werden, sollen sie sich in die Kathedrale einsperren, »eine uneinnehmbare Festung«.
Schick doch deinen Vater in die Kathedrale, Arschloch, brüllte Anselmo, Verräter, ein anderer, eine wilde Beschimpfungslawine brach los. Leute und Waffen soll er beibringen. Wird er, versicherte der Kommandant und fuhr ab nach Madrid.
Aber als Mika sie fragte, was sie tun wollten, gaben sie als Antwort die Frage an sie zurück: Was wirst du tun? Das sollten sie alle gemeinsam besprechen, bat sie, auch ihr missfiel der Vorschlag, sich in der Kathedrale zu verbarrikadieren, sie war der Ansicht, dass sie bleiben und auf die Verstärkung warten sollten.
»Wer gehen will, der soll den Schritt tun«, schlug sie vor.
Nur drei taten es.
War es damals, Mika, als du die Verantwortung dafür übernommen hast, in Sigüenza zu bleiben und auf diesen Panzerzug zu warten?
Mika watet blindlings durch den Sumpf des Krieges, gewinnt immer mehr festen Boden unter den Füßen.
Gestern war sie sehr deutlich zu ihren lieben Freunden Al-fred und Marguerite Rosmer, die sie aus Frankreich besuchen gekommen waren. Sie wollte gar nicht näher über das nachdenken, was sie berichteten: über das Nichteingreifen von Frankreich und England, dass Russland vielleicht bereit war zu helfen, wofür Stalin allerdings vom spanischen Volk Tribut fordern würde.
Die seligen Stunden der politischen Diskussionen, der Debatten mit Gleichgesinnten waren so weit weg wie dieses reine Bild von der Revolution aus ihren jungen Jahren, das so anders war als dieser Krieg.
Ob Mika nach Frankreich zurückkehren wird, fragten sie sie.
Nein, sie wird nicht zurückkehren. Sie gehört diesem Krieg an, es ist ihr Krieg, die einzige Bestimmung, die ihr Leben jetzt hat.
Die Rosmers verstanden sie, aber allein der Gedanke, dass sie einander nicht wiedersehen könnten, tat ihnen – und auch Mika – sehr weh. Sie nahmen sich in den Arm. Wohl zum letzten Mal. Wie lange würde Mika noch zu leben haben? Einige Tage, mit Glück einige Monate.
2. Kapitel
Paris, 1992
Als man ihr die Nachricht von Mika Etchebéhères Tod überbrachte, sah sich Conchita Arduendo vor einer schwierigen Aufgabe, denn es war nicht an
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