Die Capitana - Roman
Arbeitergewerkschaft, sie sind Sozialisten; das Batallion Pasionaria, Kommunisten; die Kolonne der CNT - FAI , der Nationalen Arbeiterkonföderation, Anarchisten; und unsere Kolonne des POUM , die weniger zahlreich ist, aber die beste, wie ich gestern zu Sebastián gesagt habe, der einer von uns ist. Und da haben wir beide voller Stolz gelacht.
Leicht, so fühlt Mika sich. Fast schwebend, frei von Angst, wie sie gestern Abend in ihr Notizbuch geschrieben hat. Ihre Welt ist zusammengeschrumpft auf dieses zweistöckige Haus, das jetzt ihre Einheit des POUM beherbergt, den Bahnhof von Sigüenza, wo sie regelmäßig die Anführer der anderen Organisationen trifft, den Telegraphen, über den sie zu den obersten Kommandeuren in Madrid Verbindung aufnimmt, und diese undefinierbare Linie zwischen ihnen und dem Feind.
Außer dieser Front gibt es nichts, hat es nie etwas gegeben. Ohne ein Davor, ohne ein Danach, das Jetzt kann morgen zu Ende sein, in fünfzig Jahren oder in fünf Minuten. Das macht es so übergroß, und so schrecklich. So anders als alles bisher Erlebte.
Sogar auf ihren Körper wirkt sich das aus, als wäre er aus einem anderen Stoff, bräuchte weder Essen noch Schlaf. Sie kann drei Tage und drei Nächte wach bleiben. Und klar im Kopf.
Wie soll sie diese unbändige Freude erklären, die sie jedes Mal erfüllt, wenn sie eine Mahlzeit, Stiefel für ihre Milizionäre und eine Thermoskanne heißen Kaffee beschaffen kann; wie die glühende Begeisterung, die bei den Lagebesprechungen mit den Compañeros im Bahnhof von Sigüenza auf sie überspringt.
Doch nach dem, was Emma zu ihr gesagt hat, möchte Mika nicht allzu lange im Bahnhof bleiben, um ihre Männer nicht zu beunruhigen.
Den Milizionären gefällt es nicht, wenn ihre Anführerin zu lange weg bleibt, sie sprechen es nicht aus, aber ich weiß, dass sie auf die Compañeros im Bahnhof eifersüchtig sind. Ich habe einen Wortwechsel aufgeschnappt, einer hat einen ziemlich unanständigen Verdacht geäußert, den der andere sogleich zurückgewiesen hat. So ein Misstrauen soll gar nicht erst aufkommen, zumal die Milizionäre endlich auf sie hören, ohne ständig zu protestieren. Erst habe ich aus Scheu vor Mikas Reaktion gezögert, aber ich habe mich durchgerungen und es ihr heute Abend gesagt, sie wird schon wissen, wie sie damit umgeht.
»Eifersüchtig?«, staunte Mika. »Wer denn, auf wen?«
»Ja, sie sind eifersüchtig. Auf die Compañeros im Bahnhof, sie meinen, du würdest ihnen mehr Beachtung schenken als ihnen. Sie tun gerade so, als wären sie dein Ehemann.« – Ich lachte, um meine Scham zu überspielen. »Die alle dein Ehemann … da hättest du aber viel zu tun!« – Da lachte auch sie. »Trotzdem solltest du das ernst nehmen, Mika, damit kein Unmut aufkommt, jetzt, da sie von dir überzeugt und sogar stolz sind, dich als Anführerin zu haben. Du weißt doch, wie die Männer sind, wenn sie einem nicht glauben …«
»Danke, Emma.«
Das habe ich nicht nur gesagt, um ihr zu schmeicheln, sie schätzen Mika tatsächlich, auf ihre Weise lieben sie sie, warum sonst wären sie eifersüchtig. Ich glaube, sie befolgen inzwischen sogar gern Mikas Anweisungen, das gibt ihnen Halt. Zum Beispiel Hilario, er ist nicht wiederzuerkennen. Im neuen Haus legt er seine Matratze vor die Tür von Mikas Zimmer, damit ja niemand reinplatzt und sie weckt. Wenn ich daran zurückdenke, wie er sich in unserem Quartier am Bahnhof aufgeführt hat, muss ich schmunzeln.
Früher hat Hilario uns Mädchen (mich ganz besonders, weil er mit meinem Bruder befreundet ist und mich von Kind an kennt) nur herumgescheucht: jemand muss die Stiefel putzen, jemand den Boden wischen. Eines Abends beschimpfte er mich, weil ich mich weigerte: Auch ich hatte Wache gehalten, ich war genauso müde wie er.
Keiner der Herren Compañeros hat je gern den Boden gefegt oder sein Bett gemacht. Wenn Mika gefragt hat, wer Putzdienst hatte, wurde nur herumgedruckst. Ich will Hilario nicht schlecht machen, letztlich hat er nur ausgesprochen, was fast alle dachten:
»In anderen Kompanien machen die Frauen alles, abwaschen, kochen, sie stopfen sogar die Socken.«
Mika ging auf ihn zu und sah ihn mit forschendem Blick an. Sie lachte nicht, auch wenn es sich so anhörte:
»Du denkst also, ich soll dir die Socken waschen?«
»Du nicht, natürlich«, sagte er peinlich berührt.
»Und die anderen genauso wenig. Diese jungen Frauen hier sind Milizionärinnen, keine Hausmädchen. Wir kämpfen alle zusammen
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