Die Catilina Verschwoerung
erörtert.«
Seine Augen leuchteten auf. »Kriminelle Machenschaften!
Endlich hast du mir mal was Interessantes zu berichten. Los, erzähl!«
Ich erzählte ihm das meiste von dem, was ich wußte und vermutete, weil es unklug ist, seinem Arzt Informationen vorzuenthalten.
»Oh, das ist aufregend!« rief er, als ich fertig war. »Es wird mir Gelegenheit bieten, ein wenig Erfindungsreichtum walten zu lassen. Wie sollen wir es anstellen? Könntest du mich vielleicht vom Tarpejischen Felsen stürzen, damit mein Körper blutüberströmt aufgefunden wird? Nein«, gab er sich selbst die Antwort, »dann müßten ja Knochensplitter durch die Haut ragen, was für mich nur schwer vorzutäuschen wäre. Vielleicht könntest du mich erwürgen. Die Gesichtsverfärbung wäre eine echte Herausforderung. Ich könnte eine täuschend echte, geschwollene Wachszunge basteln, die zwischen meinen toten blauen Lippen hervorragt.«
»Meine Mitverschwörer würden sich bestimmt mit einer schlichten Erdolchung oder einer durchgeschnittenen Kehle zufrieden geben.«
»Ich werde ein paar überzeugende Verletzungen herstellen und eine überaus realistische Leiche abgeben. Soll ich morgen früh gefunden werden?«
»Das paßt mir gut«, erwiderte ich. »Bist du sicher, daß du es schaffst, sie zu täuschen?«
»Niemand wird je Verdacht schöpfen. In der Verbindung meiner Talente mit der römischen Angst, Leichen zu berühren, wird die Illusion komplett sein. Mein Patron Statilius Taurus hält sich in Capua auf, so daß meine Bestattung mehrere Tage verzögert werden kann, während meine Diener ihn herbeiholen.« Er sah sich zufrieden um. »Ich werde mich ein paar Tage in meinem Quartier versteckt halten. Das ist bestimmt recht erholsam, und ich kann längst überfällige Schreibarbeiten erledigen. Meine Diener sind absolut diskret. Bist du sicher, daß die ganze Aktion legal ist?« fragte er leicht besorgt.
»Vom Praetor Metellus persönlich sanktioniert. Außerdem werde ich demnächst den Konsul Cicero aufsuchen, um ihn von meinen Erkenntnissen zu unterrichten.«
»Ich würde dir raten, das möglichst bald zu tun«, riet Asklepiodes mir. »Es wird wenig nutzen, wenn du wartest, bis die Verschwörer ihn umgebracht haben.«
Ich stand auf. »Ich werde dich jetzt verlassen und freue mich schon auf die Nachricht von deinem Tod.«
»Nimm sie nicht zu schwer«, meinte er.
Ich betrat den Saturn-Tempel, ohne daß jemand Notiz von mir nahm. Meine Berühmtheit war verblichen. So ist das mit dem Ruhm. Ich verbrachte einen durch und durch langweiligen, aber erholsamen Tag inmitten des Reichtums des Imperiums. Ich besuchte das Bad, trotz meinem Verband, und grübelte über meinen nächsten Zug. Ich beschloß, am Abend Cicero aufzusuchen.
Als ich die Stufen vom Bad hinunterging, bemerkte ich eines der Denkmäler, die in Rom scheinbar über Nacht wie Pilze aus dem Boden schössen. Es war eines, das Crassus zu seinen eigenen Ehren errichtet hatte, und erinnerte an seinen Sieg über Spartacus; von den Römern wurde es für einen Ausdruck schlechten Geschmacks gehalten. Jedermann liebte Denkmäler für Siege in fremden Ländern, aber einen Sklavenaufstand vergaß man am besten ganz schnell. Crassus' eigentliches Denkmal waren die sechstausend Kreuze gewesen, die er zwischen Rom und Capua, wo die Rebellion ihren Ursprung hatte, entlang der Via Appia hatte aufstellen lassen. Gaffer aus Rom und anderen an der Straße gelegenen Städten waren tagelang unterwegs gewesen, um Zeuge dieser Massenhinrichtung zu werden. Der Rekord an Langlebigkeit wurde von einem stämmigen Gallier gehalten, der zum Sterben acht Tage gebraucht hatte.
Wie viele große Männer jener Zeit, nicht zuletzt Catilina selbst, war Crassus durch Sullas Proskriptionen reich geworden.
Er hatte Männer, deren Namen Sulla auf dem Forum angeschlagen hatte, aufgespürt und getötet und ihre Ländereien als Belohnung kassiert. Vor den Proskriptionen, gegen Ende des Bürgerkriegs zwischen den Anhängern Marius' und Sullas, war es Crassus gewesen, der Sullas Armee angeführt hatte, die die aufständischen Samniter vor Roms Toren vernichtet hatte, eine Schlacht, der die Römer von der Stadtmauer aus zugesehen hatten, als sei es eine besonders aufwendige Circusinszenierung, die allein zu ihrer Erbauung gegeben wurde. Crassus hatte die Schlacht gewonnen, aber Sulla hatte den Ruhm eingeheimst.
Zehn Jahre später hatte Crassus Spartacus geschlagen; diesmal war es Pompeius gewesen, der ihn um seine
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