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Die Catilina Verschwoerung

Die Catilina Verschwoerung

Titel: Die Catilina Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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als sie gedacht hatte. Ich wußte von Crassus. Sie gähnte erneut. »Hat er dir von dem Treffen mit Crassus gestern abend erzählt?«
    »Nein«, meinte ich, und mir lief ein Schauer über den Rücken.
    »Crassus ist gestern abend nach Einbruch der Dunkelheit zum Haus meiner Mutter gekommen. Sie haben sich in ein Zimmer zurückgezogen und die Tür geschlossen. Es klang, als hätten sie sich gestritten.« Ihre Stimme verlor sich.
    Offenbar hatte eine weitere Spielfigur einen unerwarteten Zug auf dem Brett gemacht. Hatte Crassus sein Wort gebrochen, nachdem er Catilina zunächst etwas vorgemacht hatte? Das würde das erschütterte Selbstvertrauen erklären, das ich bei Catilina bemerkt hatte. Und wenn ja, warum? Oder hatte Crassus die Intrige wegen schlechter Planung oder Durchführung verworfen? Oder war seine Unterstützung von Anfang an nicht ernst gemeint gewesen? Ich vermutete, daß das die wahrscheinlichste Erklärung war.
    Da Pompeius sich im Orient aufhielt und Lucullus sich in den Ruhestand zurückgezogen hatte, war Crassus, bei zumindest einem in die Verschwörung verstrickten Praetor, der bedeutendste General, der in Rom übrig blieb. Er hielt zahllose Veteranen auf Abruf bereit. Er erwartete, daß der in Panik geratene Senat ihn bat, die Rebellion zu zerschlagen, und ihn für die Dauer des Notstands vielleicht sogar zum Diktator ernannte.
    Aber Cicero hatte bereits Schritte eingeleitet, genau dies zu verhindern. Er würde vielleicht nicht direkt gegen Crassus vorgehen und ihn öffentlich anklagen, aber er würde dafür sorgen, daß das militärische Vorgehen gegen Catilina auf so viele Befehlshaber wie möglich verteilt wurde. Und das war zweifelsohne klug. Denn der Feind, um den es hier ging, war kein Pyrrhus, kein Hannibal, kein Jugurtha oder Mithridates, ja nicht einmal ein Spartacus. Ein Oberbefehl war nicht notwendig gegen eine Rebellion, die im Grunde aus nichts weiter als ein paar Haufen von Banditen bestand, die in verschiedenen Teilen Italiens marodierten.
    Was in dieser Nacht in Rom, in Italien und in den entlegenen Teilen des Reiches geschah, war ein prächtiges Beispiel für die Machenschaften, die Betrügereien und Intrigen, die zum Lebenselixier römischer Politik geworden waren. Aber all das ging mich wenig an, jetzt wo ich Cicero von meinen Entdeckungen in Kenntnis gesetzt hatte. ' Was mir von Anfang an zu schaffen gemacht hatte, waren die Morde. Ich mag keine Morde, vor allem dann nicht, wenn friedliebende Bürger die Opfer sind. Ich hatte sie nun alle aufgeklärt. Bei den Opfern handelte es sich um Gläubiger, die von Catilinas Anhängern umgebracht worden waren.
    Der einzige Mord, der nicht in dieses Muster paßte, war der an Decimus Flavius im Circus. Er war kein Geldverleiher gewesen, und er war an einem seltsamen Ort mit einer ungewöhnlichen Waffe getötet worden. Ich hatte eine Frage zu stellen, eine Frage, der ich aus dem Weg gegangen war, seit ich Aurelia an jenem Morgen im Circus getroffen hatte. Sanft rüttelte ich sie wach. »Aurelia, wach auf.« Sie blinzelte. »Was?«
    »Ich muß dich etwas fragen. Warst du mit Valgius und Thorius zusammen, als sie Decimus Flacius getötet haben?«
    Meine Hand, die auf ihrem Rückgrat lag, spürte die Anspannung, die ihre Wirbelsäule hochlief.
    »Nein. Warum fragst du? Er war doch bloß ein Eques.« Sie war auf einmal wieder hellwach. »War sein Tod vielleicht schlimmer als der des griechischen Arztes, den du ermordet hast?«
    »Als ich euch drei an dem Morgen getroffen habe«, sagte ich, »seid ihr nicht nur zufällig dort vorbeigekommen. Ihr wart vielmehr im Begriff, den Tunnel zu betreten, als ich euch über den Weg lief.«
    »Und was hat das deiner Ansicht nach zu bedeuten?« fragte sie schmollend.
    Ich starrte an die im flackernden Lampenlicht kaum auszumachende Decke. »Zuerst ergab es keinen Sinn, aber dann habe ich nach und nach mehr von Catilinas Plänen erfahren. Du bist beauftragt worden, die beiden zu überwachen, stimmt's?«
    Sie gähnte erneut. »Sie sind nicht besonders hell. Die Dummheit seiner Anhänger hat meinem Stiefvater von Anfang an Sorgen gemacht. Ich mußte jeden ihrer Schritte überwachen, um sicherzugehen, daß sie nichts vermasselten.«

    »Warum du?« fragte ich.
    »Man vertraut mir. Die beiden sind etwa in meinem Alter, und wer würde schon eine patrizische Dame in Begleitung zweier Laffen verdächtigen? Wer würde überhaupt von den beiden Kerlen Notiz nehmen?«
    »Wer außer mir?« fragte ich. »Valgius ist für

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