Die Catilina Verschwörung
arrangiert und Entscheidungen, die die gesamte Sippe angehen, getroffen werden.
Natürlich nahm nicht jeder Römer mit dem Namen Caecilius teil, weil sich dann mehrere tausend Leute in der Villa hätten drängen müssen. Jeder Familienvater, der nicht gerade im Ausland Militärdienst leistete, war zugegen sowie sein männlicher Nachwuchs.
Die Villa und das Grundstück waren mit der Beute aus Kreta vollgestellt, die hier in Erwartung des kommenden Triumphzugs zwischengelagert und von Legionären mit Argusaugen bewacht wurde. Ich war froh, dass es so viele waren, denn sie würden bald gebraucht werden.
Unter den Anwesenden waren mein Vater, der Praetor Metellus Celer, der Pontifex und adoptierte Caecilius Metellus Pius Scipio und Pompeius’ Legat Metellus Nepos. Es würde wohl mein größtes Problem werden, Creticus auf ein paar Minuten unter vier Augen zu erwischen.
Nach einer einleitenden Anrufung der Götter, des Familien-Genius und der Laren und Penaten des Hauses begann der ernsthafte Teil des Treffens. Ein Tagesordnungspunkt war ausgerechnet mein Name. Einige der älteren und konservativeren Familienmitglieder wollten den Namen Decius für zukünftige Generationen mit einem Bann belegen. Decius, so argumentierten sie, sei gar kein richtiges Praenomen , sondern ein Nomen. Mein Vater bestritt das wortreich und meinte, dass ein Name, der von einem Gott verordnet worden war, richtig und passend sei; schließlich hätten wir am nächsten Tag die Schlacht gegen die Samniter gewonnen, weswegen Decius auch weiterhin als geeignetes Praenomen der Caecilier zu gelten habe. Davon zeigte sich die Anti-Decius-Fraktion unbeeindruckt. Offenbar glaubte sie, die Familie könne gar nicht genug Quintusse haben. Ich denke, das gibt einen Eindruck davon, wie selbstzufrieden Rom inzwischen geworden war. Der politische Standpunkt der Familie wurde mit keinem Wort erwähnt. Auch die Frage meines Namens wurde nie entschieden und ist es bis heute nicht.
Nachdem die religiösen Bräuche und geschäftlichen Angelegenheiten erledigt waren, lud uns Creticus zu einem prächtigen Bankett ein, wo es ausschließlich die besten kretischen Weine zu trinken gab. Creticus war ein unauffälliger, sanft dreinschauender Mann. Als Politiker hatte er sich im Lauf der Zeit die Karriereleiter hochgearbeitet, bis er das Konsulat errang, das er gemeinsam mit Quintus Hortensius Hortalus, dem Patron meines Vaters, innehatte. Sein prokonsularischer Oberbefehl hatte ihm den Krieg gegen Kreta beschert. Als General war er genauso unauffällig wie als Politiker, sodass er zunächst einen halbherzigen Feldzug führte. Dann jedoch hatte er gänzlich unerwartet Mut und Sturheit demonstriert, da Pompeius ihm das Kommando zu entreißen suchte, als der Feldzug praktisch vorbei war. Aus Rache widersetzten sich Pompeius und seine Anhänger einem rechtmäßigen Triumph für Creticus.
Nach dem Festmahl gelang es mir endlich, Creticus beiseite zu ziehen. Viele Familienmitglieder waren schon nach Hause gegangen, und wir übrigen verdauten unser Abendessen bei einem Spaziergang in den Gartenanlagen, wo wir die Kriegsbeute aus Kreta bewunderten.
Ich entdeckte Creticus im breiten Portikus seines Hauses, von dem man einen wunderbaren Blick über die Gartenanlagen hatte, und trat zu ihm.
»Gut, dich zu sehen, Decius«, sagte er. »Ich bin froh, dass dein Vater sich in der Frage deines Namens diesen Idioten entgegen gestellt hat. Hast du eine Ahnung, was es heißt, in dieser Familie mit dem Namen Quintus aufzuwachsen? Wenn bei einem Familientreffen wie diesem jemand ›Quintus!‹ ruft, drehen sich drei Viertel der männlichen Anwesenden um, um zu sehen, wer nach ihnen ruft.«
»So habe ich das noch nie gesehen«, gestand ich. »Eigentlich bin ich hier, um im Namen des Konsuls Cicero mit dir zu sprechen. Es geht um eine Gefahr, die den Staat bedroht.« In groben Zügen berichtete ich ihm von der Verschwörung.
Er war überrascht. »Sergius Catilina plant einen Staatsstreich?« Er stieß ein kurzes Lachen aus, das ihm zu einem verächtlichen Schnauben geriet. »Der Mann ist eine Schande für unser republikanisches System. Seine Bewerbung um das Konsulat war schon dreist genug! Glaub mir, Decius, da steckt noch jemand anderer dahinter, und ich vermute, es ist Pompeius.«
»Das wage ich zu bezweifeln«, erwiderte ich. »Ich persönlich verdächtige Crassus.«
»Selbst wenn er nicht dahintersteckt, wird Pompeius versuchen, Nutzen aus der Situation zu ziehen.«
Darin wollte
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