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Die Catilina Verschwörung

Die Catilina Verschwörung

Titel: Die Catilina Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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hörte auch keinen unheilverheißenden Donner. Auf dem Heimweg dachte ich, dass die Götter sich wahrscheinlich herzlich wenig für die miesen kleinen Intrigen der degenerierten Zwerge interessierten, zu denen die Menschen herabgesunken waren.

X
    Am nächsten Morgen fand man Asklepiodes ermordet auf der Brücke, die die Tiberinsel mit dem Ufer verbindet. Da ich mit den Ermittlungen betraut war, begab ich mich zum Tempel des Aesculapius, um die Leiche zu begutachten. Der Tratsch auf dem Forum erging sich in allerlei Spekulationen, was dieser neue Fall in der Mordserie, die die Stadt erschütterte, zu bedeuten hatte. Asklepiodes lag in einem Atrium aufgebahrt, in dem sich außer seinen Sklaven nur vereinzelte Besucher aufhielten. An den vier Enden der Bahre brannten Laternen. Die Haut des Toten war grau, und an seiner Kehle klaffte eine schockierende Wunde. Das war des Juxes nun doch ein wenig zu viel. Verstohlen berührte ich sein Gesicht. Seine Haut war kalt. Ich griff nach seinem Handgelenk. Ich konnte keinen Puls spüren. Er war wirklich tot.
    Ich war tief erschüttert. Wer hatte ihn ermordet? Ein paar Augenblicke hing ich dem Gedanken nach, dass ich es selbst gewesen sein könnte. Vielleicht war ich genauso verrückt wie die anderen. Einer der Sklaven des Arztes kam auf mich zu und gab mir ein gefaltetes Papyrusblatt. Ich entfaltete es und las: »Der Quaestor Metellus wird gebeten, zur sechsten Stunde in einer testamentarischen Angelegenheit in die Praxis des Arztes Asklepiodes zu kommen.«
    »Wer hat das geschrieben?« fragte ich.
    Der Sklave zuckte die Schultern. Keiner von Asklepiodes’ Assistenten sprach Latein, jedenfalls behaupteten sie das.
    Ich verbrachte den Tag in innerem Aufruhr. Das war, genau genommen, schon seit einiger Zeit mein Geisteszustand. Immer wieder blickte ich zur Sonnenuhr, während der Schatten langsam weiterwanderte. Als es so aussah, als ob die sechste Stunde nahte, eilte ich zur Insel.
    Als ich dort ankam, war das Atrium leer, die Leiche war beiseite geschafft worden, bis der Patron des Arztes eintraf, dessen Pflicht es war, für eine standesgemäße Beerdigung zu sorgen. Ein Sklave führte mich in Asklepiodes’ leere Praxis. Ich setzte mich, der Sklave schloss die Tür hinter mir, und erst jetzt, viel zu spät, ging mir auf, dass dies eine Falle war. Jemand hatte Asklepiodes ermordet, und ich war als nächster dran. Ich sprang auf und griff nach meinem Dolch, als eine andere Tür aufging. Ich wollte mein Leben, wenn nötig, teuer verkaufen.
    »Aber, Decius, für mich musst du doch nicht aufstehen«, sagte Asklepiodes. »Ich bitte dich, bleibe sitzen.«
    Ich setzte mich, vielmehr ich sank auf meinen Stuhl. »Ich habe dich heute morgen gesehen«, rief ich. »Du warst unbestreitbar tot!«
    »Also wenn selbst du das geglaubt hast, obwohl du von dem geplanten Betrug wusstest, um wie viel überzeugender muss es für diejenigen ausgesehen haben, die nichts dergleichen geargwöhnt haben!«
    »Wie hast du das gemacht?«
    »Mit Kunstfertigkeit und ein wenig Unterstützung des Gottes, der mein Patron ist. Ein Absud aus Schierling, Tollkirsche und Wermut führt in genau bemessener Dosierung zu einem Beinahestillstand sämtlicher Lebensäußerungen, der jeden überzeugt außer wirklich scharfsinnige Mediziner, von denen ich, wie ich in aller Bescheidenheit feststellen muss, der einzige in Rom bin.«
    »Es hätte aber auch zum totalen Stillstand aller Lebensfunktionen führen können, nicht wahr? Hat man Sokrates nicht mit Schierling hingerichtet?«
    »Alles eine Frage sorgfältiger Abwägung. Das Rezept ist schon früher gelegentlich angewandt worden, um einen Tod zu simulieren, wenn eine derartige List angebracht schien. Ich habe das Rezept zunächst an einem Sklaven ausprobiert, einem Mann meines Alters und Gesundheitszustandes. Das Ergebnis war auf der ganzen Linie befriedigend: drei Stunden Koma, rasche Erholung und keine Nachwirkungen.«
    »Und die Wunde?« Ich suchte seinen Hals nach Spuren ab.
    »Ein überaus gelungener Effekt, nicht wahr? Ich habe mir die Haut eines ungeborenen Lamms besorgt, wie man sie für edelstes Pergament verwendet, und habe sie zugeschnitten, bis sie genau um meinen Hals passte. Diese Haut ist praktisch durchsichtig, und die Schminke, die ich an den sichtbaren Stellen aufgetragen habe, um eine todesartige Blässe und die Wunde vorzutäuschen, hat die Illusion noch perfekter gemacht. Ich habe mir die Haut hinten am Hals zusammennähen lassen.«
    »Es war ein

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