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Die Catilina Verschwörung

Die Catilina Verschwörung

Titel: Die Catilina Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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du dies hier unterschreibst. Es ist eine Botschaft an die Gallier, in der wir ihnen versprechen, ihre Freiheit wiederherzustellen und ihnen ihre Schulden zu erlassen.«
    Ich betrachtete den Papyrus. Sie hatten den Köder tatsächlich geschluckt. »Lucius, ist es nicht ziemlich unklug, sich schriftlich zu etwas Derartigem zu verpflichten?« Rasch überflog ich das Dokument. Als erster Name sprang mir der des Praetors Publius Lentulus Sura ins Auge, aber sonst hatte keiner der hochrangigen Männer unterschrieben, mit deren Namen die Verschwörer so freigiebig um sich geworfen hatten. Crassus, Hortalus, Lucullus und Caesar glänzten ganz offenkundig durch Abwesenheit.
    »Der Krieg hat begonnen, Decius«, sagte Catilina. »Wir sind jetzt schon so gut wie erklärte Staatsfeinde. Hast du einen triftigen Grund, die Unterschrift zu verweigern?«
    »Aber nein«, erwiderte ich, ergriff den Federhalter und setzte meinen Namen unter das Schriftstück. Ich achtete darauf, meinen Titel und meinen formellen Namen zu verwenden, und unterschrieb als »Quaestor Decius Caecilius, Sohn des Decius, Enkel des Lucius und Urenkel des Lucius Metellus«. Ich wollte sichergehen, dass niemand meinen Namen so abändern konnte, dass mein Vater in die Sache hineingezogen wurde.
    Catilina warf einen Blick auf meinen Namenszug und brummte zufrieden. Er streute Sand über die feuchte Tinte, schüttelte ihn ab und rollte den Papyrus wieder zusammen.
    »Lucius«, sagte ich, »du musst Orestilla und Aurelia an einen sicheren Ort bringen, bis alles vorbei ist.«
    Er sah mich abwesend an, als ob seine Gedanken mit Wichtigerem beschäftigt wären. »Orestilla?« fragte er, und seine Gedanken schienen von weither zurückzukehren. »Ich habe die beiden in ein Haus auf dem Land geschickt. Dort werden sie sicher sein, bis ich nach ihnen schicken kann.«
    »Was wirst du jetzt tun?« fragte ich erleichtert.
    »Ich habe vor, den ganzen Spaß zu genießen«, meinte er grinsend, wieder ganz der alte Catilina. Was ihn auch aus der Fassung gebracht hatte, er hatte es abgeschüttelt. »Ich werde ein paar öffentliche Reden halten, in denen ich auf die Vorteile eines Regierungswechsels hinweise. Keine Angst, ich werde jede Menge Unterstützung durch das Volk erhalten, wenn die Schwerter gezogen sind.«
    Das war das erste Mal, dass ich davon hörte, dass er mit der Unterstützung der Bürger rechnete.
    Auf dem Heimweg dachte ich darüber nach. Es war nicht nur finster, sondern auch kühl, regnerisch, kurzum abscheulich. Während ich durch Pfützen tappte und bissigen Hunden aus dem Weg ging, grübelte ich über die Wankelmütigkeit der Wähler nach. Obwohl Rom und das Imperium reicher denn je waren, gab es in der Stadt mehr Arme als je zuvor in unserer Geschichte. Viele wurden von ihren Schulden erdrückt und hatten wenig Aussicht auf Besserung ihrer Lage. Der Arbeitsmarkt war von billigen Sklaven überschwemmt, und selbst gelernte Handwerker schafften es gerade, das Lebensnotwendige zu verdienen. In einigen ländlichen Gegenden war die Lage noch schlimmer, weil die von Sklaven bewirtschafteten Latifundien die freien Bauern vom Markt verdrängt hatten, sodass sie verarmt waren. Unter solchen Bedingungen konnten viele eine Gelegenheit beim Schopf packen, die ihnen ein besseres Leben versprach. Was scherte es da die Leute, ob sie von einem Cicero oder einem Catilina beherrscht wurden?
    Cato öffnete mir mit gewohnt mürrischem Blick und ebensolchen Worten die Tür. »Schon wieder so spät! Und nicht nur das, heute abend ist auch noch eine Frau zu Besuch gekommen und hat darauf bestanden, hier auf dich zu warten. Sie ist im Atrium.«
    Verwirrt trat ich ein. Eine tief verschleierte Frau erhob sich. Alle Schleier der Welt hätten diese Figur nicht verhüllen können. »Aurelia!« stieß ich hervor.
    Sie warf den Schleier zurück, der ihr Gesicht bedeckte. Ich hätte sie umarmt, aber Cato gab ein entsetztes Geräusch von sich. »Geh ins Bett, Cato«, befahl ich. Murrend verließ er das Atrium, und wenig später hörte ich ihn nebenan mit seiner Frau reden.
    »Decius«, sagte Aurelia, »findest du nicht, du solltest dich abtrocknen?«
    Ich blickte an mir hinab. Aus jeder Faser meiner Toga tropfte es auf den Fliesenboden. Auch mein Haar war pitschnass. »Ich glaube, im Schlafzimmer sind Handtücher«, meinte ich. »Warte hier.« Ich ging in mein Zimmer, legte meine Kleidung ab, griff mir ein Handtuch und begann, mich kräftig abzureiben. Als ich mein Haar trocknete, bemerkte

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