Die Catilina Verschwörung
ich, dass ein zusätzliches Paar Hände mit dem Handtuch zugange war.
»Hast du etwas dagegen, wenn ich dir helfe?« fragte Aurelia.
»Deine Ungeduld schmeichelt mir«, erwiderte ich. Ich drehte mich um und sah, dass sie ihr Kleid bereits aufgegürtet hatte. Ich zog sie vollends aus, und sie stand bis auf die Perlen nackt da.
Sie bedeckte meine Lippen mit ihren, und gemeinsam sanken wir auf mein schmales Junggesellenbett. Das Öl in meiner Lampe war so ausgebrannt wie ich, als ich wieder genug Atem übrig hatte, Fragen zu stellen.
»Catilina hat gesagt, du und deine Mutter wären sicher auf dem Land.« Ich lag auf dem Rücken, und sie lag halb über mir, eine Wange und beide Hände auf meiner Brust.
»Ich bin zurückgekommen«, sagte sie. »Ich habe es ohne dich nicht ausgehalten.«
So gerne ich das auch glauben wollte, konnte ich doch nicht umhin zu bemerken, dass sie es sehr wohl eine Weile ohne mich ausgehalten hatte. War sie geschickt worden, mich auszuhorchen oder dafür zu sorgen, dass ich heute nacht niemand mehr Bericht erstatten konnte? Aber Catilina und seine Anhänger handelten mit so verzweifelter Rücksichtslosigkeit, dass ihnen eine derartige Vorsichtsmaßnahme nie in den Sinn gekommen wäre. »In der Stadt ist es für dich jetzt zu gefährlich«, beharrte ich. »Wieviel weißt du von den Plänen deines Stiefvaters?«
Sie räkelte sich. »Genug, um zu wissen, dass er bald der Herrscher Roms sein wird. Weshalb fragst du?«
»In ein paar Tagen wird ihn der Senat zum Staatsfeind erklären«, sagte ich. »Wenn das geschieht, wird kein Mitglied seiner Familie mehr sicher sein. In den Straßen wird wieder Blut fließen, Aurelia.«
Sie unterdrückte ein Gähnen. »Auf den Straßen fließt immer Blut, normalerweise das Blut der einfachen Leute. Jetzt wird adeliges Blut fließen. Muss man sich darüber so aufregen?«
»Wenn es dein Blut ist, schon«, erwiderte ich und fügte hinzu: »Oder meins.«
»Du willst also nicht dein Leben für unseren neuen Konsul wegwerfen?« Sie kuschelte sich enger an mich und legte ein Bein über meine Hüfte.
»Die Idee hinter diesem Staatsstreich ist es doch«, erklärte ich ihr, »jemand anderen dazu zu bringen, sich für einen zu opfern. Nur deswegen machen doch alle mit. Wenn ich wollte, könnte ich in einem ausländischen Krieg heldenhaft sterben, ohne Schimpf und Schande zu riskieren. Ich habe mich der Sache deines Stiefvaters angeschlossen, weil ich ein hohes Amt erlangen will, ohne darauf zu warten, dass fünfzig ältere Meteller vorher das Zeitliche segnen.«
»Das ist mein Decius«, sagte sie. »Die anderen sind Dummköpfe, nichts als Schlachtvieh, das man opfert, aber du weißt, worum es bei dieser Rebellion in Wahrheit geht. Von allen Anhängern meines Stiefvaters bist du der einzig wirklich intelligente.«
»Anhänger sind dazu da, benutzt zu werden«, entgegnete ich. »Aber was ist mit den Männern, denen sich auch dein Vater fügen muss?« Selbst jetzt konnte ich es nicht lassen, nach Informationen zu bohren. Mit meiner linken Hand strich ich über ihr Rückgrat, aber es war nicht nur eine Liebkosung. Ich tastete nach der unfreiwilligen Anspannung, die einer Lüge vorausgeht.
»Was meinst du damit?« fragte sie schläfrig.
»Er hat mir erzählt, dass Crassus ihn unterstützt.« Es war ein Schuss ins Blaue, aber ich suchte verzweifelt nach Anzeichen, die meinen Verdacht bestätigten.
»Das hat er dir erzählt?« fragte sie, auf einmal wieder hellwach. »Dann musst du in seiner Wertschätzung ganz oben stehen. Ich dachte, er habe dieses Geheimnis selbst vor seinen engsten Freunden gewahrt.«
Es stimmte also. Endlich hatte ich es, wenn auch nicht, wie Cicero verlangt hatte, schriftlich. Und in Aurelias Stimme klang plötzlich Bewunderung mit. Ich war noch wichtiger, als sie gedacht hatte. Ich wusste von Crassus. Sie gähnte erneut. »Hat er dir von dem Treffen mit Crassus gestern abend erzählt?«
»Nein«, meinte ich, und mir lief ein Schauer über den Rücken.
»Crassus ist gestern abend nach Einbruch der Dunkelheit zum Haus meiner Mutter gekommen. Sie haben sich in ein Zimmer zurückgezogen und die Tür geschlossen. Es klang, als hätten sie sich gestritten.« Ihre Stimme verlor sich.
Offenbar hatte eine weitere Spielfigur einen unerwarteten Zug auf dem Brett gemacht. Hatte Crassus sein Wort gebrochen, nachdem er Catilina zunächst etwas vorgemacht hatte? Das würde das erschütterte Selbstvertrauen erklären, das ich bei Catilina bemerkt hatte.
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