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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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als genug gegeben. Doch wann immer ein Bewerber mit Blumenstrauß in der Hand stotternd einen Antrag hervorbrachte, hatte Isabelle den Kopf geschüttelt und »Nein danke« gesagt. Keiner war ihr gut genug gewesen. Sie hatte die große Liebe gewollt.
    Leon Feininger. Nie würde Isabelle vergessen, wie er in den Berliner Radsportverein, bei dem auch sie Mitglied gewesen war, spaziert kam. Mit erhobenem Kopf und nach vorn gereckter Brust, so lässig, als gehörte ihm der Laden.
    Die braunen Locken, die ungebändigt in alle Himmelsrichtungen von seinem Kopf abstanden, sein markantes und männliches Gesicht, das von Abenteuer und Verwegenheit erzählte. Die kräftigen Waden, der durchtrainierte, muskulöse Oberkörper, der so gar nichts mit dem kraftlosen Erscheinungsbild der blassgesichtigen Berliner Salonlöwen zu tun hatte. Bei seinem Anblick hatte ihr Herz bis zum Hals hinaufgeschlagen. Diesen Mann wollte, nein, musste sie unbedingt näher kennenlernen, das hatte sie vom ersten Moment an gewusst. Und die Anziehungskraft hatte auf beiden Seiten bestanden.
    Auf ihren Radtouren ins Berliner Umland hatte Leon dann erzählt. Von seiner Familie, die auf einem Weingut lebte. Von ihren jahrhundertealten Wurzeln und von den Traditionen, denen sich die Familie Feininger verbunden fühlte. Eigentlich würden sie leben wie englische Landgrafen, nur eben in der Pfalz, hatte er Isabelle erklärt. Von der Weinernte hatte er ebenfalls geschwärmt, von traditionellen Festen und von den Verkostungen im großen Weinkeller, zu denen stets ein deftiger Happen serviert wurde. Vor Isabelles innerem Auge waren immer farbenfrohere Bilder entstanden. Ländliche, romantische Szenen, wie sie die großen Maler auf ihren Ölgemälden für die Ewigkeit festgehalten hatten. Und sie mittendrin, als Grande Dame des Landhauses … Empfänge im Rosengarten, Weinfeste, bei denen sie die Schönste war, gemütliche Abende am Kamin, in intimer Runde, mit einem Glas edlem Rotwein in der Hand. Auf Leons Weingut würde sie freie Hand haben, endlich nicht mehr nach der Pfeife ihres Vaters tanzen müssen. Sie konnte es kaum erwarten, ihre Fähigkeiten endlich irgendwo sinnvoll einzubringen.
    Warum Leon aus der Pfalz weggegangen war, obwohl dort alles so schön war – diese Frage hatte sich Isabelle nie gestellt. Hatte er sich in Berlin wirklich nur mit den besten Radfahrern Deutschlands messen wollen? Oder hatte er es in der Enge seiner Heimat auf Dauer doch nicht ausgehalten? Und warum hatte sie seine Schilderungen nicht in Frage gestellt? Das wäre klug gewesen! Stattdessen war sie blindlings mit ihm durchgebrannt wie die Heldin in einem billigen Groschenroman. Dass diese Geschichten meist in jenem Augenblick endeten, wenn der Prinz und seine Prinzessin in einer Kutsche oder hoch zu Ross in eine unbekannte Zukunft davoneilten, wunderte Isabelle inzwischen nicht mehr. Denn was danach kam, eignete sich nun wirklich nicht für die romantischen Gemüter der Leserinnen. Wer wollte schon miter­leben, wie aus der Prinzessin ein Aschenputtel wurde …
    Ach Leon, wenn ich dich bloß nicht so sehr lieben würde, dachte Isabelle nicht zum ersten Mal.
    Seine Familie hatte es mit erstaunlichem Gleichmut aufgenommen, dass Leon nach den Monaten seiner Abwesenheit plötzlich mit ihr als frisch angetrauter Ehefrau aufgetaucht war. Die Mutter, eine verhärmte Frau in den mittleren Jahren und viel zu früh gealtert, hatte ihrem Sohn einmal verschämt über den Arm gestrichen. Erst später hatte Isabelle verstanden, dass dies für Anni Feininger eine große Liebesbekundung gewesen war. Der Vater, ein vierschrötiger, wortkarger Mann, hatte Leon kurz zugenickt, und Isabelle hätte schwören können, dass sich seine Miene dabei ein wenig verdüsterte. Vater und Sohn hatten so gut wie nichts gemeinsam.
    Natürlich hatte es Fragen gegeben, ein paar Vorwürfe und sehr verhaltene Glückwünsche zur Hochzeit. Mehr aber nicht. Man hatte ihnen eines der Schlafzimmer im ersten Stock zugewiesen – es lag direkt neben dem von Leons Eltern. Das war der erste Schock für Isabelle gewesen, hatte sie doch geglaubt, man würde ihnen einen Seitentrakt des Anwesens zur Verfügung stellen. Doch im »Seitentrakt« des einfachen Bauernhauses wohnten die Kühe. Hier würde sie keinen Tag länger als nötig bleiben!, hatte Isabelle beschlossen und sich geweigert, ihre Koffer auszupacken. Doch als sie am nächsten Tag sah, wie ihre eleganten Kleider im Koffer zerknitterten, blieb ihr nichts übrig,

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