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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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erinnere ich mich. Sie war schätzungsweise in deinem Alter, und sie hat mich oft auf den Schoß genommen, als suchte sie bei mir Trost. Seltsam. Ich weiß noch wie heute, dass ihre blonden Locken vom vielen Weinen oft tränennass gewesen sind. Dennoch habe ich die Nähe zu ihr sehr genossen. Später hat es solche Momente nur noch selten gegeben …« Leon schaute gedankenverloren in die Ferne.
    Im schummrigen Licht des kleinen Cafés hörte Isabelle ihrem Mann aufmerksam zu. Es kam selten vor, dass Leon von seinen Gefühlen sprach, und seine Rede rührte sie sehr. Anni Feininger als junge Frau und zärtliche Mutter konnte sie sich im Übrigen auch nur schwer vorstellen.
    »Und dann?«
    »Danach haben wir viele Jahre nichts von Jakob gehört. In der Familie wurde so gut wie nie über ihn gesprochen, aber ich habe öfter an den Onkel gedacht. In meiner kindlichen Phantasie nahm ich an, er sei zur See gefahren und Pirat geworden. Oder er sei nach Amerika ausgewandert, um mit den Indianern zu kämpfen. Er hatte so eine abenteuerlustige Art an sich, so etwas Aufrührerisches. Und er hatte zu allem eine eigene Meinung und sich nie gescheut, diese laut kundzutun! Nicht so wie der gute Onkel Albert, der um des lieben Friedens willen ja nie aufmuckt.« Leon verzog den Mund. »Jakob war wohl echt ein Teufelskerl. Ich meine, so einfach auf und davon zu gehen, dazu gehört doch Mut, oder?«
    Isabelle nickte. Nichts anderes hatte sie getan, als sie ihm, Leon, in die Pfalz gefolgt war. Aber diese Parallele schien er im Eifer seiner Erzählung nicht zu bemerken.
    »Jakob hat seine Fesseln gesprengt. Für mich war er immer ein Held. Und vielleicht auch ein wenig Vorbild …« Leon lachte leise auf. Isabelle konnte nicht anders, als die Grübchen, die sich dabei in seinen Wangen zeigten, mit den Fingerspitzen zu berühren.
    Leon nahm ihre Hand und küsste sie zärtlich. Dann sagte er: »Dass Jakob, also Jacques, nur ein paar hundert Kilometer entfernt lebte, habe ich erst vor zwei Jahren erfahren. Damals bekam ich einen Brief von ihm, in dem er mich einlud, ihn zu besuchen.«
    »Du kennst das Weingut?« Isabelle stellte ihr Teeglas so abrupt ab, dass die braune Flüssigkeit auf die Tischdecke schwappte. »Ich dachte, auch dir sei das alles völlig unbekannt!«
    Bisher hatte das Ganze wie ein Traum geklungen. Wie eine Illusion, der sie nicht trauen wollte. Aber wenn Leon wirklich schon dort war und alles gesehen hatte …
    »Ja, ich kenne das Weingut. Ich war damals drei Wochen lang da, allerdings die meiste Zeit auf dem Rad unterwegs – die Straßen in der Champagne sind nämlich ausgezeichnet. Schon damals fuhr ich sehr erfolgreich Rennen, dafür musste ich natürlich trainieren. Beim Münchner Rennen im Herbst 96 beispielsweise wurde ich Zweiter –«
    »Leon!«, ging Isabelle dazwischen. »Das Weingut – wie sieht es aus? Und wie hast du dich mit deinem Onkel verstanden?«
    Leon verzog das Gesicht, als hätte er auf etwas Saures gebissen. »Ehrlich gesagt hatte Onkel Jacques mit dem Helden meiner Kindheit nicht mehr viel zu tun. Stattdessen habe ich einen knorrigen alten Kauz angetroffen, der sich mit allen wegen diesem und jenem stritt. Auch wir sind uns ein paarmal ziemlich in die Haare geraten. Ich glaube, bei seinen Nachbarn war er nicht sehr beliebt. Sein Weingut jedoch ist sehr schön. Und …« – er machte eine kleine Kunstpause, als wollte er die Spannung steigern – »… zu seinem Betrieb gehören nicht nur eigene Weinberge, sondern auch ein Weinkeller! Er ist ein sogenannter vigneron , der selbst Champagner herstellt.« Der Stolz in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Ich sage dir, der Champagner meines Onkels hat mir vorzüglich geschmeckt.«
    Eigener Champagner … Ein eleganter Verkaufsraum. Ebenso elegante Kunden, mit denen man eine Weinprobe durchführte und die danach Champagner in rauhen Mengen bestellten. Und sie mittendrin, alles organisierend … In Isabelles Kopf wirbelten die Gedanken hin und her. Halte dich bloß mit irgendwelchen hochfahrenden Träumen zurück!, flüsterte ihr im selben Moment eine mahnende Stimme ins Ohr. Nicht alles, was glänzt, ist am Ende auch Gold. Das hast du ja in Nothzeit gesehen.
    »Dieses Hautvillers liegt übrigens nur ungefähr fünfundzwanzig Kilometer von Reims entfernt. Reims ist die Hauptstadt der Champagne, wenn man so will. Jedenfalls sitzen dort die größten und besten Champagnerunternehmen, und dort wird Champagner auch in rauhen Mengen gehandelt.«
    »An

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