Die Chancellor
aus.
Der Zimmermann ist gerettet, und ein Stoßseufzer
entringt sich seiner Brust.
Dann nimmt Mr. Letourneur noch das letzte Zettel-
chen und zerreißt es, ohne es erst zu öffnen.
Doch ein Stückchen des zerrissenen Papieres fliegt
von niemand beachtet nach einer Ecke des Flosses. Ich
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krieche danach hin, ich ergreife es, und auf einer Ecke
lese ich noch: And. . .
Mr. Letourneur kommt eiligst auf mich zu, entreißt
meinen Händen das winzige Stück Papier, dreht es fest
zusammen, und indem er mich scharf und ernst an-
blickt, wirft er es ins Meer.
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Fortsetzung 26. Januar. – Ich hatte es wohl verstanden;
der Vater hat sich für den Sohn geopfert, und da er ihm
nichts mehr zu geben hat als sein Leben, so gibt er ihm
dieses.
Doch alle jene Verhungerten wollen nicht warten,
und der Schmerz in ihren Eingeweiden verdoppelt sich
in Gegenwart des ihnen zugefallenen Schlachtopfers.
Mr. Letourneur ist für sie kein Mensch mehr. Noch ha-
ben sie nichts gesagt, aber ihre Lippen spitzen sich, ihre
Zähne, die zum raschen Erfassen schon sichtbar wer-
den, würden jenen wie die Zähne der Raubtiere und mit
der gierigen Gefräßigkeit der Bestien zerfleischen. Soll
man es mit ansehen, daß sie sich auf ihr Opfer stürzen
und es lebend verschlingen?
Wer sollte glauben, daß jemand noch jetzt einen Ap-
pell an das Restchen von Menschlichkeit in jenen wa-
gen, und besonders, daß er gehört werden würde? Ja!
Ein Wort war doch imstande, ihnen in dem Augenblick
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Halt zu gebieten, da sie sich auf Mr. Letourneur stürzen
wollten, und der Hochbootsmann, in Begriff als Flei-
scher zu dienen, sowie Daoulas mit der Axt in der Hand
sind plötzlich still stehen geblieben.
Miss Herbey geht oder schleppt sich vielmehr auf
jene zu.
»Meine Freunde«, beginnt sie, »wollt ihr noch einen
einzigen Tag warten? Nur einen Tag! Wenn sich bis
morgen kein Land zeigt, kein Schiff uns begegnet ist, so
mag unser armer Gefährte euch als Beute gehören . . .?«
Bei diesen Worten wird mein Herz wieder lebendiger.
Mir scheint es, als spräche das junge Mädchen in einem
so zuversichtlich prophetischen Ton, und als sei es die
Eingebung eines Höheren, die diese edle Seele antreibt.
Oh, wie kehrt die Hoffnung wieder in mein Herz ein.
Die Küste, das Schiff, gewiß hat Miss Herbey sie schon
in einer übernatürlichen Vision gesehen, die Gott sei-
nen Auserwählten manchmal sendet. Was will ein Tag
bedeuten, gegenüber den Qualen, die wir schon erdul-
det haben?
Robert Kurtis ist auch meiner Meinung; wir vereini-
gen unsere Bitten mit denen von Miss Herbey, Falsten
spricht in demselben Sinn, wir flehen unsere Gefährten,
den Hochbootsmann, Daoulas, die anderen an . . .
Die Matrosen halten schweigend ein.
Der Hochbootsmann wirft die Axt weg und mur-
melt:
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»Also bis morgen mit Anbruch des Tages!«
Dieses Wort sagt alles. Wenn sich morgen weder
Land noch ein Schiff zeigt, wird das schreckliche Opfer
gebracht werden.
Jeder kehrt nach seinem Platz zurück und unter-
drückt seine Schmerzen mit dem Aufgebot der letzten
Kräfte. Die Matrosen verbergen sich unter den Segel-
stücken und haben gar kein Interesse mehr daran, nach
dem Meer auszuschauen. Sie sind gleichgültig gewor-
den, – morgen werden sie ja essen.
Inzwischen ist André Letourneur wieder zu sich ge-
kommen, und mit dem ersten Blick sucht er seinen Vater.
Dann sehe ich, wie er die Insassen des Floßes zählt . . . Es
fehlt nicht einer. Auf wen ist das Los nun gefallen? Als
André das Bewußtsein verlor, verblieben nur noch zwei
Namen, der des Zimmermanns und der seines Vaters,
im Hut! Und Mr. Letourneur so gut wie Daoulas sind
doch beide noch da!
Miss Herbey nähert sich dem jungen Mann und sagt
ihm einfach, daß die Losziehung nicht beendet worden
sei.André Letourneur verlangt nicht mehr zu wissen und
ergreift die Hand seines Vaters. Mr. Letourneurs Gesicht
hat einen ruhigen, fast lächelnden Ausdruck. Er sieht
nichts, er versteht nichts anderes, als daß sein Sohn ge-
rettet ist. Diese beiden so innig verbundenen Wesen sit-
zen im Heck und sprechen leise miteinander.
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Doch ich muß noch einmal auf den ersten Eindruck
zurückkommen, den das Dazwischentreten des jungen
Mädchens in mir hinterließ. Ich glaube jetzt an eine
Hilfe durch die Vorsehung, und ich vermag nicht zu
sagen, bis zu welcher Tiefe dieser Gedanke in meinem
Gehirn sich festwurzelt.
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