Die Chaosschwestern sind die Größten!
Schnepfe Cäcilie großzügig angeboten werden (da hätte ich gleich misstrauisch werden müssen!) und dann, gerade als man zugreifen will, mit einem kichernden »April, April!« im Magen von ebendieser Schnepfe verschwinden.
• Von Lehrern angekündigte Freistunden, die sich nach dem unvermeidlichen April-April-Ruf stattdessen als Deutschgrammatiktest entpuppen. (Findet Frau Tönning so was eigentlich wirklich witzig?)
• Radiosendungen, die morgens verkünden, dass das deutsche Wahlrecht bald auch schon für Jugendliche ab 13 gilt. Mein Magen hat richtig HUPS gemacht vor Freude – oh Mann, was ich da alles nicht wählen würde! –, bis der Radiomoderator fröhlich »April, April!« ins Mikro schmetterte. Die Enttäuschung, die da in meinen Bauch knallte, hat mir mein ganzes Frühstück verdorben.
• Gregory, der einen plötzlich wild an den Haaren zieht, weil sich da angeblich eine riesige, gefährliche Hornisse verheddert hat. Ha-ha, sehr witzig, Herr Hahn! Pass bloß auf, dass sich heute keine Faust unter deinem Kinn verheddert!
A ls wir ins Haus kommen, weht uns schon Iris’ Kochduft entgegen. Aber – Moment mal! Das riecht ja richtig nach Küche! Ich meine, nach normaler Küche. So wie in anderen Häusern mittags auch. Wie normales Essen!
Heiliger Sonntagsbraten, bekommen wir heute etwa eine richtig normale Mahlzeit vorgesetzt? Hab ich irgendwas verpasst? Ist heute Weihnachten? Geburtstag? Ostern ist auf jeden Fall erst nächstes Wochenende! Ich wage ja kaum, mich zu freuen!
Iris’ Essenskreationen reichen für gewöhnlich von Spargel mit Erdbeerbutter (übrigens gar nicht sooo schlecht) bis hin zu Apfelstrudel mit Hackfüllung. (Das allerdings kann schon etwas enttäuschend sein. Besonders wenn man tatsächlich Äpfel im Strudel erwartet.)
Das Würzen aber ist die eigentliche Spezialität unserer Mutter. Und der Frühling deswegen die härteste Zeit für uns. Iris würzt nämlich mit allem, was sie in die Finger kriegt. Und im Frühling, wo es überall grünt und blüht und sprießt, hat sie da ja reichlich Auswahl. (Warum sagt ihr bloß keiner, dass Brennnesseln, Rosenblüten oder Veilchen im Garten zwar nicht besonders stören, in der Spaghettisoße aber schon?)
Ich überlege, ob ich meine Schulsachen schnell nach oben in mein Zimmer bringen soll, hab aber keine Lust, dass mir wieder Frösche ins Gesicht springen. (Obwohl Kenny und Bentje brav versprochen haben, die ganze Meute hinten im Garten auszusetzen.) Also stecke ich lieber erst mal meine Nase in die Küche und schnuppere vorsichtig noch etwas genauer.
Ja, riecht wirklich harmlos. Beinahe … gut!
Ich lächele Iris von der Türöffnung aus freundlich an. »Mhmm! Was gibt’s denn heute Gutes?«
»Hallo, mein Schatz!« Iris dreht sich geschmeichelt um. (Nette Worte in Zusammenhang mit ihrem Essen ist sie nicht unbedingt gewohnt.) Ein kleines Lächeln huscht über ihr Gesicht. »Heute gibt’s mal was ganz Langweiliges. Rindersteaks mit Kartoffeln und Möhren.«
»Richtige Steaks? Mit richtigen Kartoffeln und richtigen Möhren?« Malea drängt sich an mir vorbei und rennt rüber zur Pfanne. »Oh, leeeeecker!«
Iris nickt und strahlt. »Ja, richtige deutsche Hausmannskost!«
»Großartig!«, freut sich auch Cornelius, der mit ölverschmierten Händen in die Küche kommt.
Vielleicht freut er sich etwas zu doll, denn als er Iris’ leicht beleidigtes Gesicht sieht, korrigiert er sich sofort: »Ich meine, mal ist ja auch stinknormal ganz in Ordnung.«
Iris sieht besänftigt aus.
Ich stehe zwar nicht besonders auf Steak, aber alles ist besser als Spinat in Gewürzgurkensuppe oder ähnlich verrückte Mischungen. Vielleicht wird der Tag ab jetzt ja doch noch richtig gut.
»Gibt’s Kartoffelplatsch aus der Tüte?« Kenny und Bentje, die vermutlich schon lange aus der Schule zurück sind, stürzen aus dem Garten in die Küche. »Darf Aurora mitessen?«
Erst da bemerke ich, dass die beiden Kennys alten Puppenwagen mit unserem weißen Huhn darin die drei Stufen hinter sich hochzerren.
»Toooock!«, gackert Aurora mit weit gespreizten Flügeln zur Begrüßung.
Kenny fährt gern mit Aurora spazieren. Viel lieber als mit ihren Puppen. Und Aurora gehört zu der seltenen Sorte Huhn, die sich gern spazieren fahren lässt. Wahrscheinlich weil die Arme in ihrer schrecklichen Legebatterie-Vergangenheit so wenig von der sonnigen Welt gesehen hat, dass sie jetzt gar nicht genug davon kriegen kann.
»Nein!«, bellt Cornelius. »Hühner beim
Weitere Kostenlose Bücher