Die Chaosschwestern sind die Größten!
denke, die Küche ist eine gute Idee. Wir setzen uns jetzt alle hin und dann kann Malea in Ruhe erklären.«
»Ach, ach, ach …«, macht Rema leise hinter mir. Sie sieht ziemlich blass aus. »Livi, Kind«, flüstert sie in mein Ohr, »ich glaube, ich geh mal einen Moment raus, um frische Luft zu schnappen, ja? Das alles ist ein bisschen viel für mich.«
Ich nicke verständnisvoll. Arme Rema! Sie ist ja auch nicht mehr die Jüngste!
»Setz dich doch einfach in den Liegestuhl im Garten«, wispere ich zurück. »Ich sag dir Bescheid, wenn die Polizisten weg sind.«
»Danke, meine Liebe!« Rema tätschelt mir die Wange und geht dann schwankend durch die Küche nach draußen.
Du meine Güte! Ich glaube, sie braucht dringend ein paar Nächte erholsamen Schlaf. Ohne Geister. Oder Mäuse.
Cornelius und der eine Polizist sind noch wild am Debattieren, während ich die Kaffeemaschine anschmeiße. Wenn alle sich streiten, ist eine Tasse Kaffee immer eine gute Idee, findet Rema immer.
Ich höre nur halb zu, als die Polizisten einen Bogen Papier rausholen und anfangen, Maleas Personalien aufzunehmen – unterbrochen von nicht unbedingt hilfreichen Bemerkungen von Cornelius. Doch als Malea endlich zu Ende geweint hat und nur noch mit großen traurigen Augen am Tisch sitzt und von Iris sanft aufgefordert wird zu erzählen, was wirklich passiert ist, da höre ich wieder sehr genau zu.
Tessa scheint völlig vergessen zu haben, weswegen sie schreiend ins Haus gestürzt ist, und sitzt mit offenem Mund staunend da, als Malea ihre Geschichte erzählt.
Und – oh Mann! – das ist wirklich typisch Malea! Meine kleine, liebe James-Bond-Schwester! Ich sehe sie direkt vor mir, wie sie – besorgt um das Wohl der alten, bettelarmen Frau – mutig eingreift, im wahrsten Sinne, und die geklauten Sachen zurückklaut, um sie wieder in die Supermarktregale einzuordnen. Und das alles nur, um diese Frau vor Ärger zu beschützen.
Leider scheinen das die Polizisten ganz und gar nicht so zu sehen.
»Das ist ja die Höhe!«, empört sich einer der beiden und lehnt sich zu der verschüchterten Malea rüber. »Heißt das, du willst nun auch noch andere Leute des Diebstahls beschuldigen? Und ihnen die Verantwortung für deinen eigenen Diebstahl in die Schuhe schieben?«
»Also das reicht jetzt!« Iris wird so gut wie nie unhöflich. Jetzt allerdings kann sie sich ebenso wie Cornelius nur noch schwer beherrschen.
Fest richtet sie ihren Blick auf den Beamten. »Sie haben ja gehört, was meine Tochter zu Protokoll gegeben hat. Und wir alle hier haben keinerlei Anlass, ihr nicht zu glauben. Falls Sie aber unsere Meinung nicht teilen wollen: Soweit ich weiß, wird im Zweifel immer für den Angeklagten entschieden und nicht gegen ihn!«
»Hier besteht aber kein Zweifel!«, behauptet der Polizist. »Ihre Tochter hat doch selbst zugegeben, die Waren ohne zu bezahlen mitgenommen zu haben. Wir haben außerdem einen Augenzeugen. Der Mann hat genau gesehen, dass Ihre Tochter eine Fülle von Sachen in ihrem Rucksack hatte, nachdem sie aus dem Laden kam. Und darüber hinaus …« Er reckt sich wieder zu Malea rüber. »Warum bist du überhaupt weggelaufen, wenn du meinst, unschuldig zu sein, hm?«
Malea stehen schon wieder Tränen in den Augen. »Weil ich genau wusste, dass mir das sowieso keiner glaubt«, wimmert sie.
»So ist es in der Tat!«, verkündet der andere Polizeibeamte mitleidslos.
» NEIN !«, donnert Cornelius dazwischen. »So ist es NICHT ! Wie meine Frau schon sagte, WIR glauben unserer Tochter jedes Wort.«
»Ah!«, macht der erste verblüfft. (Anscheinend trifft er nicht so oft auf Eltern wie Iris und Cornelius.)
»Tatsache bleibt aber trotzdem, dass Ihre Tochter ohne zu bezahlen den Laden verlassen hat«, bemerkt der zweite. »Und da Anzeige erstattet wurde, ist es unsere Pflicht …«
An dieser Stelle wird der Beamte von Iris unterbrochen. »Entschuldigen Sie mich! Ich fürchte, ich muss mal eben …« Sie springt vom Stuhl auf, als wäre plötzlich auch sie auf der Flucht. Von draußen hören wir sie die Tür zum Gästeklo aufreißen und sofort wieder hinter sich zuknallen.
»Ich mach dir gleich noch einen Tee, Mama«, ruft Kenny freundlich hinterher.
»Meine Frau ist schwanger«, erklärt Cornelius sachlich.
Walter Walbohm atmet tief aus. »Tja, wenn’s dicke kommt, kommt’s meist richtig dicke!«
Die Polizisten gucken etwas irritiert. Offensichtlich wissen sie nicht genau, wie sie nun mit der Situation umgehen
Weitere Kostenlose Bücher