Die Chaosschwestern sind die Größten!
hundertzwanzig Stundenkilometern unsere kleine Straße entlang.
Das Leben als Geheimagentin ist unberechenbar. Manchmal gerät man in hammerhaiheftige, praktisch ausweglose Situationen. Passiert James Bond ständig. Allerdings – muscheliger Meermist –, ich kann mich grad echt nicht erinnern, wie er da immer wieder rauskommt …
I ch hatte die ganze Nacht lang nur Albträume. Von Kannibalen (das sind so wilde Fresser, die irgendwo leben und irgendwie alles essen, sogar Menschen) und gebratenen Hühnern, die genau wie Aurora aussahen, und all so ’nem schrecklichen Kram. Irgendwann gegen Morgen hab ich am ganzen Körper gezittert und hatte wirklich überhaupt keine Lust mehr zu schlafen.
Und dann habe ich versucht nachzudenken. Gaaaanz ruhig. Und habe mit fester Stimme zu der blöden Panik in mir gesagt, dass sie jetzt mal einen Moment abhauen soll, damit ich einen Entschluss fassen kann.
Entschlüsse muss man immer fassen im Leben. Das ist beinahe das Wichtigste überhaupt! Dumm ist nur, dass oft nicht ganz klar ist, WAS für einen Entschluss man fassen soll.
Aurora war immer noch nicht zurück. Das bedeutete, der fiese Supermarktmann hielt sie immer noch gefangen.
Die arme Aurora! Sie hatte bestimmt solche Angst!
Und dann war er da: Entschluss Nummer eins! Als Erstes musste ich noch mal versuchen, Aurora zu befreien. Egal, ob ich dabei in Schwierigkeiten kommen würde oder nicht.
Ich guckte aus dem Fenster. Noch ziemlich dunkel draußen. Umso besser! Wenn der Supermann noch schlief, merkte er vielleicht gar nicht, dass ich Aurora zurückklaute.
Ich schnappte mir meinen Rucksack, packte ein paar Essensvorräte ein (also, wenn ich eins gelernt habe, dann dass ausweglose Situationen noch auswegloser sind, wenn man dabei auch noch Hunger hat!) und schlich mich unbemerkt aus dem Haus.
Es ist eigentlich ganz schön, so früh am Morgen allein durch die Straßen zu schlendern. Nur konnte ich es nicht richtig genießen, weil ich immer daran denken musste, was alles so plötzlich in meinem Leben passiert ist. Von einem Tag auf den anderen. Einfach so. Passieren Katastrophen immer auf die Art? Total aus dem Nichts? Ohne Vorwarnung?
Ich stapfte runter zum Marktplatz – die Straßenlaternen brannten noch, obwohl die Sonne gerade aufging – und guckte mir die stillen Straßen und Häuser an. Ich stellte mir vor, wie da drinnen die Leute glücklich schliefen. Leute, die keine Sorgen hatten. Leute, die nicht als Diebe gesucht wurden. Leute, die morgens gut gelaunt aufstehen und ihren Kakao trinken konnten. Und dann seufzte ich und sah mich um.
Ich sehe mich immer um. Das macht man automatisch, wenn man als Agentin durch die Gegend läuft. Man muss natürlich checken, dass einem niemand folgt. Heute aber merkte ich, dass ich irgendwie hoffte , mir würde jemand folgen. Jemand Gackerndes und Flügelschlagendes. Aurora nämlich. Doch Aurora war nicht da. Und da seufzte ich noch mal.
Dann riss ich mich aber zusammen. Als Geheimagentin darf man keine Zeit mit nutzlosem Seufzen vertrödeln. (James Bond seufzt NIE .) Sonst ist man irgendwann echt miesmuschelig drauf und hat womöglich keine Energie mehr, um die Welt zu retten. Also konzentrierte ich mich auf meine erste Aufgabe: Aurora retten.
Als ich vor dem Laden stand, war der Eingang natürlich verschlossen. Außerdem hielt der Supermarktmann Aurora wohl kaum im Geschäft gefangen, das war meerwasserklar.
Oder doch? Als fangfrisches Brathuhn-Sonderangebot vielleicht? Noch lebend? So wie die armen Fische im Fischladen, die so lange in dem Becken dort rumschwimmen, bis jemand sie kauft?
Uuuuuuh, diesen Gedanken wollte ich gar nicht lange weiterdenken! Ich versuchte lieber, noch einen anderen Eingang zu finden. Der Kerl musste doch irgendwo wohnen.
Im zweiten Stock des Hauses, direkt über dem Supermarkt, sah ich jetzt Licht angehen. Da! Genau da wohnte er bestimmt!
Ich ging um den Häuserblock herum und stieß in einer kleinen Seitengasse auf eine Bretterwand. Am Ende des hohen Zaunes fand ich glücklicherweise zwei morsche Holzlatten, die ich mit einer guten Portion Kraft beiseitebiegen konnte.
Geschafft! Malea Bond war auf dem Grundstück!
Eine winzige Sekunde lang raubte mir der Gedanke, dass ich jetzt auch noch zu einer gesuchten Einbrecherin wurde, ein wenig den Mut. Dann aber sagte ich mir, dass ich das schließlich tat, um ein Leben zu retten. Ein Hühnerleben nämlich.
Durch einen total verwilderten Garten (man könnte auch Schutthaufen mit riesigen
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