Die Chaosschwestern sind die Größten!
Runde in Livis Jacke.
»Malea-Maus!«, murmelt Livi und streichelt mich. »Beruhige dich doch! Wenn irgendjemand Aurora gefangen hat, dann gehen wir da hin und holen sie zurück. Versprochen!«
Aber so einfach ist das eben nicht! Ach, wenn Livi nur wüsste!
Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Cornelius mit der Polizistin redet. Blöderweise fuchteln seine Arme dabei wie immer wild in der Luft rum und leise ist Cornelius sowieso nie. Ja, ziemlich blöd, denn sogar ich weiß, dass Polizisten es nicht mögen, wenn man sie anbrüllt oder ihnen beinahe ins Gesicht boxt.
Es endet, wie es meistens endet. Die Verkehrsbeamtin zückt ihren kleinen Block, kritzelt was drauf, reißt den Zettel ab und reicht ihn Cornelius.
Ich seufze. Ach, mein armer Vater! Aber dann ducke ich mich schnell noch tiefer in Livis Arme, damit die Polizistin nicht mein Gesicht sieht. Ob die schon in allen Wachen Fahndungsfotos von mir hängen haben?
Als wir dann endlich allein sind und ich erzählen kann, dass der Supermarktbesitzer Aurora gefangen hat, wird Cornelius noch wilder als bei der Polizistin.
»Das ist wirklich die Höhe!«, empört er sich. »Was erlaubt sich der Mann! Einfach unser Huhn zu stehlen! Wie kommt der dazu? Dem werde ich aber mal ganz gehörig …!«
»Warst du deswegen so komisch gestern Abend?«, flüstert Livi leise in mein Ohr, während Cornelius ununterbrochen vor sich hin schnaubt.
»Ach … nein …, ja … oooohhh …«, mache ich und weine einfach noch ein bisschen weiter.
Weil das irgendwie guttut. Auch wenn es natürlich nichts hilft. Mir jedenfalls nicht. Ich werde immer noch gesucht. Und es gibt immer noch keine gute Lösung für diese ganze schreckliche Geschichte. Und – ja – das alles ist so monsterschrecklich, dass ich auf keinen Fall will, dass Cornelius oder Iris erfahren, was wirklich passiert ist.
»Ich werde jetzt sofort die Polizei rufen!«, empört sich Cornelius immer noch. »Statt unschuldige Bürger daran zu hindern, dort zu parken, wo sie ihren Kindern beistehen müssen, sollten die sich lieber mal um die echten Schurken in dieser Stadt kümmern. Wo ist denn mein Handy?«
» NEIIIIIN !«, heule ich. »Nicht die Polizei!!«
Cornelius guckt mich verblüfft an. »Aber, Malea, liebes Kind! Die Polizei ist doch dafür da, Recht und Ordnung zu schaffen. Und deshalb …«
Oh nein, er tippt tatsächlich schon eine Nummer ein.
Dann schiebt er mich und Livi vor sich her. »Los! Wir gehen jetzt sofort zu diesem unverschämten Supermarktbesitzer! Und überhaupt – bei dem kaufen wir NIE WIEDER ein!«
Ich habe keine Chance. Um das Allerschrecklichste zu verhindern, kann ich nur eines tun: sofort weglaufen.
Ich reiße mich von Livi los und renne so schnell, wie ich noch nie gerannt bin. (Seit gestern hab ich darin ja viel Übung!) Ich renne durch winzige Gassen, schlage Haken und gucke mich nicht ein Mal um. Erst als ich sicher bin, dass weder Livi noch Cornelius mir gefolgt sind, bleibe ich keuchend stehen. Heiliger Meergott, was für ein Leben! Ständig auf der Flucht! Ist ja wirklich schlimmer als alles, was man sich vorstellen kann. (James Bond ist NIE auf der Flucht.)
Trotzdem muss ich unbedingt wissen, ob sie es schaffen, Aurora zurückzukriegen. Also schleiche ich wieder Richtung Supermarkt. Diesmal in sicherer Deckung.
Als ich unauffällig zu meinem Heckenversteck robbe, trifft mich fast der Schlag. Vor dem Laden parkt tatsächlich ein Polizeiauto. Und jetzt kommen Cornelius, Livi und der Supermann (der jetzt wieder in seinem roten Kittel steckt) heraus. Aaaah! Livi hat eine ziemlich verschüchtert aussehende Aurora im Arm. Immerhin lebt sie! Das ist die Hauptsache!
Ich atme erleichtert aus.
Dann halte ich den Atem allerdings sofort wieder an. Denn Cornelius’ Gesicht ist so finster, dass ich nur annehmen kann, dieser Supermiesling hat ihm erzählt, was ich getan habe. Dabei habe ich das doch gar nicht getan!! Ich meine, jedenfalls nicht mit Absicht! Aber das glauben die mir NIE !
Wupps! Da flattert und strampelt Aurora so heftig, dass Livi sie nicht mehr halten kann. Kein Wunder! Wer weiß, wie eng und unbequem die Ärmste die Nacht in Gefangenschaft verbracht hat. Unser Huhn liebt nun mal seine Freiheit.
Aurora flattert halb und halb wackelt sie. Dann reckt sie sich, schüttelt ihr Gefieder zurecht, gackert ein paarmal empört, sodass die schaulustige Menschenmenge schon anfängt zu lachen und mit dem Finger auf sie zeigt, und dann … dann guckt Aurora plötzlich in meine
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