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Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2

Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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eines der wenigen wahrhaft schönen Wunder auf Krynn. Stabile hölzerne Brückenwege verbanden die hoch über den Boden thronenden Häuser und Geschäfte, in denen nun die fünfhundert Menschen ihren täglichen Beschäftigungen nachgingen. Das Wirtshaus Zur letzten Bleibe war das größte Gebäude in Solace und lag zwölf Meter über dem Boden.Treppen führten um einen uralten knorrigen Stamm. Wie Otik gesagt hatte, würde man jeden Gast, der zum Wirtshaus wollte, lange hören, bevor man ihn sehen konnte.
    Aber weder Tika noch Otik hatten den alten Mann gehört. Er stand, auf einen abgenutzten Eichenstock gestützt, in der Tür und sah sich prüfend in der Gaststube um. Die zerfetzte Kapuze seines einfachen grauen Gewandes war übers Gesicht gezogen und verhüllte seine Züge, nur seine scharfen, glänzenden Augen waren sichtbar.
    »Kann ich Euch helfen, Alter?« fragte Tika den Fremden, während sie beunruhigte Blicke mit Otik tauschte. War dieser alte Mann ein Spion der Sucher?
    »Äh?« blinzelte der alte Mann. »Ist hier geöffnet?«
    »Nun ...« Tika zögerte.

    »Gewiß«, sagte Otik mit einem breiten Lächeln. »Kommt herein, Graubart.Tika, bring unserem Gast einen Stuhl. Er muß nach dieser langen Kletterei müde sein.«
    »Kletterei?« Der alte Mann kratzte sich am Gesicht und sah sich weiter um. »O ja. Kletterei. Es sind sehr viele Stufen...« Er humpelte herein und schlug mit dem Stock spielerisch in Tikas Richtung. »Mach mit deiner Arbeit weiter, Mädchen. Ich kann mir selber einen Stuhl suchen.«
    Tika zuckte die Achseln, nahm sich den Besen und fegte weiter, während ihre Augen an dem alten Mann haftenblieben.
    Er stand mitten im Raum und sah sich forschend um, als ob er sich den Standort jedes Tisches und jedes Stuhles einprägen wollte. Die Gaststube war groß und verlief bohnenförmig um den Baumstamm. Boden und Decke wurden von den dünneren Ästen getragen. Der alte Mann sah mit besonderem Interesse zum Kamin, der seinen Platz im dritten Viertel des Raumes einnahm. Der Kamin war die einzige Steinmetzarbeit in der Gaststube, offensichtlich von Zwergenhand geschaffen, und wirkte wie ein Teil des Baumes, wie er sich selbstverständlich durch die oberen Zweige schlängelte. Neben dem Kamin stand ein Behälter, der mit Klafterholz und Kiefernscheiten aus den hohen Bergen gefüllt war. Kein Bewohner von Solace würde daran denken, das Holz der eigenen Bäume zu verbrennen. Es gab noch einen Hinterausgang von der Küche: eine zwölf Meter tiefe Fallvorrichtung, die einige von Otiks Gästen praktisch fanden. Auch der alte Mann.
    Er murmelte zufriedene Kommentare, während seine Augen umherstreiften. Dann ließ er zu Tikas Erstaunen plötzlich seinen Stock fallen, krempelte die Ärmel seines Gewandes hoch und begann die Möbel umzustellen!
    Tika hörte auf zu fegen und lehnte sich auf den Besen. »Was macht Ihr da? Dieser Tisch steht immer hier!«
    Mitten im Gemeinschaftsraum stand ein großer niedriger Tisch. Der alte Mann zerrte ihn durch den Raum, bis er gegenüber dem Baumstamm stand, quer zum Kamin hin, dann trat er zurück und begutachtete sein Werk.

    »Dort«, brummte er, »ist er näher am Kamin. Nun bring mir noch zwei Stühle. Ich brauche hier sechs.«
    Tika schaute zu Otik. Er schien gerade Einspruch erheben zu wollen, als aus der Küche ein loderndes Licht flackerte. Ein Aufschrei des Koches gab zu verstehen, daß das Fett wieder Feuer gefangen hatte. Otik eilte auf die Pendeltür zur Küche zu.
    »Er ist harmlos«, keuchte er Tika im Vorbeigehen zu. »Laß ihn machen, was er möchte – solange es vernünftig ist.Vielleicht gibt er eine Gesellschaft.«
    Tika seufzte und brachte dem alten Mann zwei Stühle, wie er es verlangt hatte. Sie stellte sie dort ab, wo er hinzeigte.
    »Jetzt«, sagte der alte Mann und sah sich schnell um, »bring noch zwei Stühle, aber bequeme. Stell sie neben den Kamin, in die finstere Ecke.«
    »Es ist nicht finster«, protestierte Tika. »Man sitzt dort im vollen Sonnenlicht!«
    »Ah«, die Augen des alten Mannes verengten sich, »aber heute abend wird es finster sein, nicht wahr? Wenn das Feuer angezündet ist ...«
    »Ich, ich glaube, ja ...«, stotterte Tika.
    »Bring die Stühle her. Gutes Mädchen. Und ich will diesen genau hier stehen haben.« Der alte Mann deutete auf eine Stelle vor dem Kamin. »Für mich.«
    »Gebt Ihr eine Gesellschaft, Alter?« fragte Tika, als sie den bequemsten, jedoch sehr abgenutzten Stuhl hinübertrug.
    »Eine Gesellschaft?«

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