Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4
der Gnom.
»Ich bin sicher, es wird alles gut«, sagte Tolpan, obwohl er sich nicht sicher war, nicht ganz zumindest. Ihm hatte Fizbans Blick nicht gefallen. In der Tat schien es überhaupt nicht Fizbans Gesicht gewesen zu sein – oder ein Gesicht, das Tolpan zu kennen schien!
Tolpan war eiskalt, und er hatte einen dicken Knoten in seinem Magen. Die Gnomen murrten untereinander und warfen
ihm haßerfüllte Blicke zu. Tolpan schluckte, versuchte den bitteren Geschmack aus seinem Mund zu bekommen. Dann zog er Gnosch zur Seite.
»Gnosch, hast du etwas über die Kugel herausgefunden, als du sie studiert hast?« fragt Tolpan leise.
»Nun«, erwiderte Gnosch nachdenklich, »ich habe herausgefunden, daß im Innern – zumindest scheint es so – etwas ist, denn als ich auf sie starrte und starrte, sah ich die meiste Zeit nichts, und gerade als ich aufgeben wollte, sah ich Worte im Nebel wirbeln . . .«
»Worte?« unterbrach Tolpan interessiert. »Was für Worte?«
Gnosch schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht«, sagte er ernst, »weil ich sie nicht lesen konnte; niemand könnte es, nicht einmal die Mitglieder der Fremdsprachengilde...«
»Wahrscheinlich Magie«, murmelte Tolpan.
»Ja«, sagte Gnosch eingeschüchtert, »das habe ich auch gedacht...«
Die Tür sprang auf, als ob etwas explodiert wäre.
Gnosch wirbelte verängstigt herum. Fizban stand in der Tür, hielt in einer Hand eine kleine schwarze Tasche und in der anderen seinen Stab und Tolpans Hupak. Gnosch sprang an ihm vorbei.
»Die Kugel!« kreischte er so aufgeregt, daß er tatsächlich einen Satz zu Ende brachte. »Du hast sie!«
»Ja, Gnosch«, antwortete Fizban.
Die Stimme des Magiers klang müde, und als Tolpan ihn näher musterte, sah er, daß er kurz vor einem Zusammenbruch war. Seine Haut war grau, seine Augen eingefallen. Er stützte sich schwer auf seinen Stab. »Komm mit mir, mein Junge«, sagte er zu dem Gnomen. »Und mach dir keine Sorgen. Deine Lebensaufgabe wird sich erfüllen. Aber jetzt muß die Kugel zum Treffen von Weißstein gebracht werden.«
»Mit dir kommen«, wiederholte Gnosch erstaunt, »zum Treffen«, er klatschte vor Aufregung in die Hände, »wo ich vielleicht gebeten werde, einen Vortrag zu halten, glaubst du...«
»Ich würde es zumindest annehmen«, antwortete Fizban.
»Sofort, gib mir nur etwas Zeit, meine Sachen zu packen, wo sind meine Unterlagen...«
Gnosch raste davon. Fizban wirbelte herum, um andere Gnomen zu stellen, die sich hinter ihn geschlichen hatten und eifrig nach seinen Stab griffen. Er knurrte sie dermaßen drohend an, daß sie im Untersuchungszimmer verschwanden.
»Was hast du herausgefunden?« fragte Tolpan und näherte sich Fizban zögernd. Der alte Magier schien von Dunkelheit umgeben. »Die Gnomen haben mit ihr nichts angestellt, oder?«
»Nein, nein.« Fizban seufzte. »Zum Glück für sie. Denn sie ist immer noch aktiv und mächtig. Viel wird von den Entscheidungen weniger abhängen – vielleicht das Schicksal der Welt.«
»Wie meinst du das? Wird auf dem Treffen keine Entscheidung gefällt werden?«
»Du verstehst nicht, mein Junge«, sagte Fizban sanft. »Sei einen Moment ruhig, ich muß mich ausruhen.« Der Magier setzte sich und lehnte sich gegen die Wand. Er schüttelte den Kopf, dann fuhr er fort: »Ich habe meinen Willen auf die Kugel konzentriert, Tolpan. Oh, nicht um Drachen zu kontrollieren«, fügte er hinzu, als er die aufgerissenen Augen des Kenders sah. »Ich habe in die Zukunft gesehen.«
»Was hast du gesehen?« fragte Tolpan zögernd, da er wegen der bedrückten Miene des Magiers nicht sicher war, ob er es wirklich wissen wollte.
»Ich sah zwei Straßen, die sich vor uns erstreckten.Wenn wir die einfache nehmen, erscheint sie zunächst als die beste, aber Dunkelheit wird am Ende auftreten, die niemals zu heben sein wird. Wenn wir die andere Straße nehmen, wird sie hart und schwierig zu begehen sein. Es wird das Leben einiger, die wir lieben, kosten, mein Junge. Schlimmer noch, es kann andere ihre Seele kosten. Aber nur durch diese großen Opfer werden wir Hoffnung finden.« Fizban schloß seine Augen.
»Und die Kugel hat damit zu tun?« fragte Tolpan zitternd.
»Ja.«
»Weißt du, was getan werden muß...die d...dunkle Straße
nehmen?« Tolpan fürchtete sich vor der Antwort.
»Ja«, erwiderte Fizban leise. »Aber die Entscheidungen darüber liegen nicht in meinen Händen. Das werden andere tun.«
»Ich verstehe«, seufzte Tolpan. »Vermutlich wichtige
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