Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4
zurechnungsfähiges Land wollte, nämlich die »Hilfe« einer Kenderarmee, wurde dieses Angebot mit einem höflichen Lächeln entgegengenommen, während man hinter Kronins Rücken entsetzte Blicke tauschte.
Das erste Treffen löste sich also auf, ohne daß viel erreicht wurde.
Gunther setzte in dieses zweite Treffen höhere Hoffnungen. Die Entdeckung der Kugel der Drachen stellte natürlich alles in ein helleres Licht.Vertreter beider Elfengruppen waren gekommen. Sogar die Stimme der Sonnen war dabei und hatte einen Menschen mitgebracht, der sich als Kleriker von Paladin bezeichnete. Gunther hatte von Sturm bereits eine Menge über ihn gehört und freute sich darauf, ihn kennenzulernen. Gunther war sich aber nicht sicher, wer die Silvanesti vertreten würde. Vermutlich der Fürst, der während des geheimnisvollen Verschwindens von Alhana Sternenwind zu ihrem Regenten ernannt worden war.
Die Elfen waren zwei Tage zuvor in Sankrist angekommen. Ihre Zelte standen draußen auf den Feldern, farbenfrohe Flaggen flatterten gegen den grauen, stürmischen Himmel.Weitere Rassen wurden nicht erwartet. Man hatte nicht die Zeit gehabt, eine Botschaft an die Bergzwerge zu senden, und von den Hügelzwergen hieß es, daß sie gegen die Drachenarmeen um ihr Leben kämpften; kein Bote konnte sie erreichen.
Gunther hoffte, daß dieses Treffen Menschen und Elfen im großen Kampf gegen die Drachenarmeen vereinigen würde.
Aber seine Hoffnungen wurden zerschlagen, noch bevor die Versammlung begann.
Nachdem er den Bericht über die Armee in Palanthas studiert hatte, verließ Gunther sein Zelt, um die Lichtung von Weißstein zum letzten Mal zu begutachten. Aber Wills, sein Gefolgsmann, kam ihm hinterhergerannt.
»Herr«, stieß der alte Mann hervor, »kehrt sofort um.«
»Was ist denn los?« fragte Gunther. Aber der alte Gefolgsmann war völlig außer Atem und konnte nicht antworten.
Seufzend ging der solamnische Fürst in sein Zelt zurück, wo er Fürst Michael in voller Rüstung, nervös auf und ab schreitend, vorfand.
»Was ist los?« fragte Gunther. Ihn verließ der Mut, als er die ernste Miene des jungen Fürsten sah.
Michael trat zu ihm und ergriff seinen Arm. »Mein Fürst, wir haben erfahren, daß die Elfen die Rückgabe der Kugel der Drachen verlangen. Falls wir sie nicht zurückgeben, werden sie gegen uns Krieg führen, um sie gewaltsam zu erobern!«
»Was?« fragte Gunther ungläubig. »Krieg! Gegen uns! Das ist lächerlich! Sie können doch nicht... Bist du dir sicher?Wie zuverlässig ist diese Information?«
»Sehr zuverlässig, leider, Fürst Gunther.«
»Mein Fürst, das ist Elistan, Kleriker von Paladin«, sagte Michael. »Bitte verzeiht mir, daß ich ihn nicht vorher vorgestellt habe, aber ich war so durcheinander, da er mir diese Nachricht überbracht hat.«
»Ich habe eine Menge über Euch gehört, mein Herr«, sagte Fürst Gunther und reichte dem Mann seine Hand.
Die Augen des Ritters musterten Elistan neugierig. Gunther wußte nicht, was er von einem angeblichen Kleriker Paladins eigentlich erwartet hatte, vielleicht einen kurzsichtigen, blassen, dürren Mann. Gunther war nicht auf diesen hochgewachsenen, gutgebauten Mann vorbereitet, der mit den besten Rittern in die Schlacht reiten könnte. Das uralte Symbol von Paladin – ein Platinmedaillon, auf dem ein Drache eingraviert war – hing um seinen Hals.
Gunther rief sich alles ins Gedächtnis, was er von Sturm über Elistan erfahren hatte, einschließlich der Absicht des Klerikers, zu versuchen, die Elfen vom Bündnis mit den Menschen zu überzeugen. Elistan lächelte müde, als ob er jeden Gedanken Gunthers lesen könnte.Auf Gunthers letzte Gedanken antwortete er.
»Ja, ich habe versagt. Ich konnte sie zwar überzeugen, am Treffen teilzunehmen, aber ich befürchte, sie sind nur hier, um Euch ein Ultimatum zu stellen: entweder freiwillige Rückgabe der Kugel an die Elfen oder Kampf, um sie zurückzuerobern.«
Gunther sank in einen Stuhl und winkte schwach mit einer Hand, damit auch die anderen Platz nahmen.Vor ihm auf einem Tisch lagen Karten von den Ländern Ansalons ausgebreitet, in denen das schleichende Vorrücken der Drachenarmeen markiert war. Gunthers Blick ruhte auf den Karten, dann wischte er sie plötzlich auf den Boden.
»Wir könnten genausogut jetzt aufgeben!« stieß Gunther hervor. »Und den Drachenfürsten eine Botschaft senden: ›Bemüht euch nicht zu kommen, um uns zu vernichten. Wir schaffen das ganz gut allein.‹«
Wütend
Weitere Kostenlose Bücher