Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4
Volk . Er führt achthundert erbärmliche Menschen, frühere Sklaven von Verminaard in Pax Tharkas. Jetzt haben sie sich in Südtor bei den Bergzwergen eingenistet.« Der Drache ließ sich auf dem Fels nieder und spürte, wie die Wärme der Morgensonne allmählich seine Schuppenhaut auftaute. »Nebenbei bemerkt, unsere Spione berichten, daß sie gerade auf dem Weg nach Tarsis sind. Spätestens morgen abend wird dieser Elistan uns gehören. Soviel zum Diener von Paladin!«
»Elistan interessiert mich nicht.« Der Drachenfürst zuckte gleichgültig die Schultern. »Er ist es nicht, den ich will.«
»Nein?« Skie hob erstaunt seinen Kopf. »Wer dann?«
»Es sind drei, für die ich ein bestimmtes Interesse hege.Aber ich werde dir von allen Beschreibungen geben...« Der Drachenfürst rückte näher zu Skie. ». . . darum nehmen wir morgen an der Zerstörung von Tarsis teil, um sie festzunehmen.Wir suchen folgende . . .«
Tanis stapfte über die gefrorene Ebene, seine Stiefel bohrten sich geräuschvoll in die Schneekruste. Hinter ihm ging die Sonne auf, die zwar viel Licht, aber wenig Wärme gab. Er zog seinen Umhang fester zusammen und blickte sich um, sich vergewissernd, daß niemand zurückblieb. Die Gefährten marschierten hintereinander. Sie traten jeweils in die Spuren des Vordermannes; die Kräftigeren gingen voraus und bahnten den Weg für die Schwächeren.
Tanis führte. Sturm ging neben ihm, unerschütterlich und treu wie immer, obwohl er immer noch erzürnt war, den Streitkolben von Kharas zurückgelassen zu haben, der für den Ritter eine fast mystische Qualität erhalten hatte. Er wirkte noch vergrämter und erschöpfter als sonst, hielt aber trotzdem immer Schritt mit Tanis. Und das war nicht einfach, da der Ritter in seiner vollen Kampfrüstung marschierte, deren Gewicht Sturms Füße tief in den verkrusteten Schnee zwang.
Hinter Sturm und Tanis stampfte Caramon wie ein großer Bär durch den Schnee, seinWaffenarsenal klirrte an seinen Seiten. Auf dem Rücken trug er seine Rüstung und seine Verpflegung und die seines Zwillingsbruders Raistlin. Schon Caramon zu beobachten machte Tanis müde, denn der Krieger ging nicht nur mit Leichtigkeit durch den tiefen Schnee, sondern schaffte es auch noch, den Weg für die anderen ausreichend zu spuren.
Hinter Caramon ging Gilthanas, dem sich Tanis von allen Gefährten vielleicht am engsten verbunden fühlte, da sie wie Brüder zusammen aufgewachsen waren. Aber Gilthanas war ein Elfenlord, jüngster Sohn der Stimme der Sonnen, des Herrschers der Qualinesti-Elfen, während Tanis ein Mischling war, Frucht einer brutalen Vergewaltigung seiner Elfen-Mutter durch einen menschlichen Krieger. Noch schlimmer war, daß Tanis sich zu Gilthanas’ Schwester Laurana hingezogen gefühlt hatte – obwohl auf eine kindliche, unreife Weise. Und deswegen waren sie bei weitem keine Freunde, und Tanis hatte immer das unbehagliche Gefühl, daß Gilthanas sich über seinen Tod freuen würde.
Flußwind und Goldmond gingen zusammen hinter dem Elfenlord. In ihre Fellmäntel gekleidet, machte den Barbaren die Kälte nichts aus. Und was war die Kälte angesichts der Flamme in ihren Herzen... Sie hatten erst einen Monat zuvor geheiratet, und die tiefe Liebe zwischen beiden, eine selbstlose Liebe, die die Welt zu der Entdeckung der alten Götter geführt hatte, erreichte nun größere Tiefen, da sie neue Ausdrucksmöglichkeiten entdeckten.
Hinter ihnen gingen Elistan und Laurana. Elistan und Laurana.
Tanis fand es merkwürdig, daß er Flußwind und Goldmond um ihr Glück beneidete, während seine Augen die beiden trafen. Elistan und Laurana. Immer zusammen. Immer in ernste Unterhaltungen vertieft. Elistan, Kleriker von Paladin, prächtig in seiner weißen Robe, die selbst den Schnee überstrahlte. Er war immer noch eine eindrucksvolle Erscheinung trotz seines weißen Bartes und seiner schütteren Haare. Ein Mann, der ein junges Mädchen anziehen konnte. Nur wenige Männer und Frauen konnten in Elistans eisblaue Augen sehen, ohne sich aufgewühlt zu fühlen, von Ehrfurcht ergriffen in der Gegenwart eines Mannes, der in das Totenreich gewandert war und zu einem neuen, starken Glauben gefunden hatte.
Neben ihm ging seine treue »Helferin« Laurana. Das junge Elfenmädchen war aus ihrem Zuhause in Qualinesti weggelaufen, um Tanis in jugendlicher Verliebtheit zu folgen. In kurzer Zeit war sie gezwungenermaßen erwachsen geworden, ihre Augen hatten den Schmerz und das Leid der Welt
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