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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Wenigstens einem von Sharifs Janitscharen gelang es zurückzuschießen, aber er hatte zu hastig gezielt oder auch gar nicht. Eine orangerote Flamme züngelte in Abu Duns Richtung, und Andrej sah mit schon fast unwirklicher Deutlichkeit, wie das Geschoss Abu Dun zwischen den Schulterblättern traf und mit solcher Wucht herumwirbelte,

dass ersieh um seine eigene Achse drehte, ehe er mit hochgerissenen Armen nach hinten und über Bord fiel. Obwohl ihm der Schmerz die Tränen in die Augen trieb, riss er den Saif aus dem Gürtel und stieß sich ab, um in die Wolke aus brodelndem Pulverdampf und tanzenden Schatten hineinzuspringen. Genau in der Mitte der gut zwanzig Fuß, die die beiden Boote voneinander trennten, schlug ihm eine zweite und beinahe noch verheerendere Salve entgegen.
    Ein Chor gellender Schreie stieg vom Deck der Dau hinter ihm auf, und ein weiterer sengender Schmerz grub sich in Andrejs Schulter und riss ihn herum. Statt zwischen den angreifenden Machdiji zu landen, schlug er so hart mit Schulter und Gesicht auf dem Bootsrand auf, dass er Sterne sah, griff unbeholfen nach irgendeinem Halt und stürzte endgültig ins Wasser zurück, als ihn ein Gewehrkolben an der Schläfe traf.

Kapitel 25
    Er musste wohl kurz das Bewusstsein verloren haben. Seine nächsten Eindrücke waren die von reinem Chaos. Er konnte nicht atmen, denn er war unter Wasser, mindestens anderthalb oder zwei Meter tief. Um ihn herum tanzte ein Ballett tollwütiger Derwische, und mit seinem Gleichgewichtssinn stimmte etwas nicht. Er wusste nicht, wo oben und unten war, bis er über sich die Wasseroberfläche sah. Anstelle von brackigem Nilwasser schmeckte er Blut. Drei Kugeln hatten ihn getroffen, und sein Schädel pochte und dröhnte. Der Schmerz vernebelte ihm die Sinne, und seine Lungen schrien in schierer Agonie nach Luft. Doch er durfte nicht zulassen, dass er ertrank und hilflos an die Wasseroberfläche trieb. Denn dann würde ihm seine Beinahe-Unverwundbarkeit vielleicht nicht mehr viel nutzen, wenn die Machdiji etwa auf die Idee kamen, ein gemeinsames Zielschießen auf ihn zu veranstalten.
    Mit einer bewussten Anstrengung drängte Andrej den Schmerz in einen Winkel seines Bewusstseins, in dem er sein Denken nicht weiter beeinträchtigte, arbeitete sich mit zwei kräftigen Schwimmbewegungen in Richtung des Lichtes, dorthin, wo er, auch wenn ihm seine Sinne es immer noch nicht bestätigten, oben vermutete. Im letzten Moment tauchte er noch einmal nach unten. Das protestierende Aufbegehren seiner Lungen ignorierend, schwamm er unter der gekaperten Dau hindurch und tauchte erst dann wieder auf. Wasser spritzte unmittelbar neben seinem Gesicht bis auf Armeshöhe hoch, und irgendetwas schrammte über seine Wange und fügte ihm einen blutigen Kratzer zu.
    Andrej schenkte sich selbst eine einzige, köstliche Sekunde, in der er nichts anderes tat, als zu atmen und sein Herzwieder in einen ruhigeren Takt zu zwingen, bevor er die Hand nach oben streckte, um sich in die Dau zu ziehen. Das Musketenfeuer hielt nach wie vor an, nun aber nicht mehr in vernichtenden Salven, sondern so schnell, wie die Männer ihre Waffen nachladen konnten. Niemand nahm Notiz von ihm, und das wäre auch kaum möglich gewesen, denn nahezu das gesamte Deck war unter einer dichten Wolke von Pulverdampf verschwunden, in der selbst seine scharfen Augen nur verschwommene Schatten wahrnahmen.
    Einer der Machdiji war auf ihn aufmerksam geworden und sprang ihn mit hochgerissenem Säbel an. Andrej schlug ihm die Waffe aus der Hand, schickte ihn mit einem Fausthieb zu Boden und packte den Saif dann mit beiden Händen, um unter die Machdiji zufahren und ihnen eine böse Überraschung zu bereiten, besann sich dann aber eines Besseren und steckte den Saif wieder ein. Er war nicht so größenwahnsinnig zu glauben, es ganz allein mit einem Dutzend bewaffneter Gegner aufnehmen zu können -ganz egal ob mit oder ohne eine Waffe-, aber vielleicht war das ja auch gar nicht nötig.
    Mit einem einzigen wuchtigen Stoß zwischen die Schulterblätter schleuderte er einen Machdiji über Bord, nahm einem zweiten die Muskete weg und rammte dem drittenden Kolben in den Leib, was ihn-vergeblich nach Luft japsend zusammenbrechen ließ, und spätestens in diesem Moment begriffen auch die übrigen Angreifer, dass sie nicht mehr allein waren und stellten ihr Feuer ein. Vielleicht die Hälfte war ohnehin damit beschäftigt, ebenso ungeschickt wie hektisch die erbeuteten Waffen nachzuladen, und durch

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