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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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solche Ehrenmänner sind wir nun auch nicht.«
    »Was soll das?«, fragte Andrej scharf. »Seit wann belauschst du mich?« »Seit du laut genug redest, dass es im Grunde gar nicht mehr nötig ist zu lauschen. Deine Stimme ist ohnehin bis Wien zu hören«, antwortete Abu Dun, fischte mit einer geübten Bewegung ein zartgrünes Blatt unter seinem Mantel hervor und schob es sich zwischen die Lippen, bevor er kauend und zu Sharif gewandt fortfuhr: »Aber eigentlich bin ich hier, um dich zu rufen. Deine Männer verlangen nach dir … um ehrlich zu sein, sind es weniger deine Männer als vielmehr diese kleine Wildkatze, nach der ihr sehen solltet.«
    »Murida?«
    »Wenn sie deine Männer weiter so zurichtet, wie sie es momentan tut, dann braucht es keine Machdiji mehr, um sie zu besiegen«, grinste Abu Dun.
    »Ja, sie hat sich noch nie gern etwas vorschreiben lassen«, antwortete Sharif mit einem ebenso flüchtigen wie warmen Lächeln, wurde dann jedoch umso ernster. »Aber es trifft sich gut, dass du da bist, schwarzer Mann. Was ich mit deinem Freund zu besprechen habe, das geht dich genauso an.«
    »Und was wäre das«, erkundigte sich Abu Dun schmatzend, »kleiner Mann?«
    Zu Andrejs Erstaunen blieb Sharif ruhig und lächelte sogar flüchtig. Sein Blick jedoch war traurig. »Wir werden den heutigen Tag nicht überleben«, sagte er. »Und wenn doch, dann nicht die kommende Nacht. Es ist vorbei.«
    Abu Dun schmatzte bewusst ordinär und mit offenem Mund, sodass ihm wieder grün gefärbter Speichel über das Kinn lief. Erwischte ihn mit dem blutigen Verband an seinem Armstumpf weg. »Du bist wirklich ein großer Soldat«, sagte er. »Du weißt, wie du deine Leute motivierst.«
    »Abu Dun«, sagte Andrej müde.
    Der Nubier schenkte nun ihm ein breites grünes Grienen, doch bevor er antworten konnte, hob Sharif mit einer unendlich erschöpften Bewegung die Hand und fuhr mit dazu passender Stimme fort: »Jetzt ist nicht der Moment dafür.«
    »Wofür?«, erkundigte sich Abu Dun mit bewusst dümmlicher Miene.
    Weder Sharif noch Andrej machten sich die Mühe, darauf zu reagieren. Andrej schoss aus reiner Gewohnheit noch einen ärgerlichen Blick in seine Richtung ab, wandte sich dann aber fragend an den Janitscharenhauptmann. Sharif griff unter seinen Mantel und zog zwei prall gefüllte Lederbeutel von der Größe kräftiger Männerfäuste hervor.
    Einen davon gab er Abu Dun, den zweiten reichteer Andrej. »Das ist alles Kat, das wir noch bei den Toten gefunden haben«, sagte er. »Gebt Murida so viel davon, wie sie braucht, und Eurem Freund so viel, wie nötig ist, um ihn bei Kräften zu halten.« Sein Blick streifte kurz und fast scheu den schmutzigen Verband an Abu Duns Armstumpf.
    »Meine Männer und ich bleiben hier und versuchen sie aufzuhalten, solange es uns möglich ist.«
    Abu Dun ließ den Beutel mit Kat so schnell unter seinem Mantel verschwinden, dass es fast an Zauberei grenzte, und fragte dann unüberhörbar höhnisch: »Und ich nehme an, deine Soldaten sind mit dieser Entscheidung einverstanden?«
    »Sie sind Janitscharen«, antwortete Sharif auf eine Art, als wäre diese Feststellung allein Antwort genug. Für ihn war es vermutlich auch so.
    »Was also erwartet Ihr von uns?«, fragte Andrej, obwohl er die Antwort längst kannte.
    »Nicht mehr als das, worum ich Euch schon einmal gebeten habe, Andrej«, antwortete Sharif. »Rettet das Mädchen!«
    Abu Dun zog eine Grimasse, und Andrej sah Sharif noch einen Moment durchdringend an und fragte dann: »Ihr meint Eure Tochter?«
    Abu Dun riss die Augen auf, doch Sharif sah kein bisschen Überraschtaus. Er sah ihn direkt an. »Wie lange wisst Ihr es schon?«
    »Das ist nicht die Frage«, sagte Andrej.
    »Seine Tochter?«, wiederholte Abu Dun ungläubig.
    »Die Frage ist«, fuhr Andrej fort, »ob sie es weiß.«
    Sharif zögerte gerade lange genug, um seine Antwort der Glaubwürdigkeit zu berauben, und hob die Schultern.
    »Nein«, sagte er. »Und sie darf es auch nie erfahren.«
    »Warum nicht?«, wollte Abu Dun wissen. Er sah Andrej fast Hilfe suchend an, doch dieser ignorierte ihn geflissentlich.
    »Sie hat schon einen Vater, den sie hasst«, antwortete Sharif. »Zwei davon sind nicht nötig.«
    Andrej sah aus den Augenwinkeln, wie Abu Dun Luft holte, und bedeutete ihm mit einer ärgerlichen Geste zu schweigen, bevor er sich kopfschüttelnd wieder an den Janitscharenhauptmann wandte. »Ich nehme an, dass Süleyman nichts davon weiß?«
    »Sie wäre längst tot, ahnte

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