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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aufsog. Andrej war an zahlreichen solcher Orte gewesen, Hunderten sicherlich, und viele davon waren größer und bunter gewesen als diese schmale Gasse, und dennoch hatten sie in all der Zeit nichts von ihrer Faszination für ihn verloren. Farben, Gerüche und Geräusche bestürmten seine Sinne von allen Seiten und mit solcher Intensität, dass er für einen Moment fast die Orientierung zu verlieren drohte. Händler boten bunte Tücher, Stoffe und Teppiche feil, priesen lauthals die Qualität ihrer Waren oder demonstrierten sie auch gleich, soweit es sich um Musikinstrumente, Waffen oder Werkzeuge handelte, vorzugsweise natürlich solche, die möglichst viel Lärm machten. Düfte, nicht immer angenehme, benebelten seine Sinne, Hände zupften an seinen Kleidern, aufgeregt schwatzende Handwerker und Händler versuchten, ihn in ein Gespräch zu verwickeln oder in ihre Läden zu ziehen, die die schmale Straße zu Dutzenden säumten.
    Andrejs scharfe Sinne, die ungleich empfindlicher waren als die eines sterblichen Menschen, erwiesen sich nun beinahe als Nachteil, denn es fiel ihm zuerst schwer, Wichtiges und Unwichtiges voneinander zu trennen. Wahrscheinlich hätte er in diesem Moment über das Mädchen stolpern können, ohne es zu erkennen. Und ohne Abu Dun, der ausnahmslos jeden hierum mindestens eine Haupteslänge überragte, wäre es wohl noch weit schlimmer gewesen, denn allein die beeindruckende Erscheinung des schwarzgekleideten und -gesichtigen Riesen sorgte dafür, dass die meisten Basarbesucher hastig vor ihnen zurückwichen – wenigstens die, die es in dem Gedränge konnten. Von dem Mädchen war natürlich nichts mehr zu sehen, auch dann nicht, als Andrej sich wieder gefangen hatte und nicht mehr in einem Orkan aus verwirrenden Eindrücken zu ertrinken drohte. Dann und wann gab er jetzt dem Drängen eines Händlers nach und blieb an einem Stand stehen, um eine Ware zu begutachten, die er weder brauchte noch bezahlen konnte, oder ließ sich schon einmal in einen Laden locken. Das Erdgeschoss jedes einzelnen Hauses schien aus einem Geschäft, einer Werkstatt oder auch gleich einer Mischung aus beidem zu bestehen. Die meisten dieser Räume waren klein und oft nicht besonders sauber. In vielen roch es schlecht, und die Handwerkersaßen auf dem Boden und waren in schlichte Gewänder gehüllt. Was ihre geschickten Hände jedoch erschufen, das war dafür aber von umso größerer Qualität. Und nichts von allem, was er hier sah, war mit den winzigen Werkstätten indem Teil der Welt zu vergleichen, der sich selbst Abendland nannte und die Herrschaft über alles beanspruchte: winzige, stickige Kammern, die oft genug nur von einer einzelnen Kerze erhellt und kalt und feucht waren, und in denen zumeist auch Dinge von minderer Qualität (oder zumindest minderer Schönheit) hergestellt wurden. Und wie sollte es auch anders sein, wenn die, die sie herstellten, fast immer hungrig waren, froren oder mit Krankheiten kämpften, und ihr einzig treuer Begleiter die Angst war?
    Wie immer, wenn er nur lange genug an einem Ort wie diesem war, staunte er, warum der Orient mit seiner so überlegenen Kultur und Wissenschaft eigentlich nicht schon längst die unumstrittene Herrschaft über die Welt angetreten hatte. Vielleicht, weil seine Anführer trotz aller Weisheit nicht weise genug waren, nicht denselben Fehler zu begehen wie ihre Konkurrenten im dunkleren Teil der Welt, die versuchten, sie mit dem Schwert zu erobern. Oft fragte ersieh, warum das so war, und fand immer nur dieselbe, frustrierende Erklärung: Weil die Welt nun einmal so war, wie sie war, und nicht einmal die Macht eines Unsterblichen ausreichte, um sie zu ändern.
    Wenigstens nicht zum Guten.
    »Willst du ein neues Schwert kaufen, Hexenmeister?«, fragte Abu Dun.
    Andrej fuhr ganz leicht zusammen; nicht wegen dem, was der Nubier gesagt hatte, sondern weil ihm erst im Nachhinein klarwurde, wie lange er schon dastand und den prachtvollen Saif ansah, den ihm der Händler mit solcher Begeisterung anpries, dass man meinen könnte, die Waffe wäre von Mohammed selbst geschmiedet und von Allahs Hand persönlich gesegnet worden. Jedenfalls verlangte er einen entsprechenden Preis. »Warum lasst Ihr Euren Freund nicht in aller Ruhe meine Ware begutachten?«, beschwerte sich der Händler auch prompt. »Er ist ein Mann von großem Geschmack, wie seine Wahl beweist, und zweifellos von mindestens genauso großem Sachverstand.« »Du hast ja keine Vorstellung, wie recht du damit

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