Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi
sowohl des wütenden Musketenfeuers als auch der gefräßigen Krokodile, die noch immer in großer Zahl gut verborgen im Schilf lauerten, stürmten die Machdiji, die in den wenigen Booten auf dieser Seite keinen Platz gefunden hatten, vom Ufer ins Wasser und versuchten das Schiff watend oder schwimmend zu erreichen. Die allermeisten von ihnen bezahlten es mit dem Leben, bevor sie dem Schiff auch nur nahe kamen, erschossen von Sharifs Janitscharen oder von einem der gnadenlosen Ungeheuer unter Wasser gezerrt, die sich dieses unerwartete Festmahl nicht entgehen ließen, einige wurden auch von den Booten ihrer Kameraden überfahren, die so in den Rausch des Angriffs verfallen waren, dass sie weder auf sich noch auf andere Rücksicht nahmen.
Neben ihm knurrte Abu Dun wie ein gereizter Wolf, sprang in die Höhe und riss noch im Loslaufen das Schwert aus dem Gürtel, bevor er mit einem einzigen Satz auf dem Deck und zwischen den Kämpfenden landete – ohne den Umweg über die Treppe gemacht zu haben. Einer von Sharifs Männern hatte das Pech, ihn zu spät zu bemerken und wurde einfach über den Haufen gerannt, die anderen wichen hastig vor dem tobenden Koloss zurück. Abu Dun erreichte die Reling gerade im richtigen Moment, um ein weiteres Schiff in Empfang zu nehmen, dessen Mast wie eine improvisierte Leiter aussah- und es tatsächlich auch war.
Andrej sah erst jetzt, dass man lange Nägel und hölzerne Dübel hineingetrieben hatte, um den Männern das Klettern zu erleichtern. Abu Duns gewaltiger Krummsäbel kappte den Mast zusammen mit dem rechten Arm eines Machdiji, der gerade daran in die Höhe kletterte, und der Stürzende riss zwei weitere mit sich, die ihm gefolgt waren.
Wieder erscholl ein Krachen, das Andrej im ersten Moment für das Geräusch der zweiten Kanone am Bug hielt. Doch als er hinsah, erblickte er Flammen, die den kurzen Bugspriet und das Vorderkastell des Schiffes einhüllten. Eine schattenhafte Gestalt tauchte für einen Moment inmitten des Feuersaufund schien mal auf ein Mehrfaches ihrer Größe anzuwachsen, mal sich auf vollkommen unmögliche Weise zu verbiegen, um sich gleich darauf in dem gleißendem Ozean aus Licht aufzulösen und in neuer und schrecklicherer Form wieder zusammenzusetzen, bevor sie endgültig nach hinten kippte und verschwand. Sofort eilten Fernandes’ Matrosen mit Sand- und Wassereimern herbei, um den Brand zu löschen. Einer von ihnen griff sich plötzlich an den Hals und kippte zur Seite, doch die anderen verstanden ihr Handwerk und brachten die Flammen binnen weniger Augenblicke unter Kontrolle. Aber es nutzte nichts. Eine zweite, lichterloh brennende Dau prallte nur wenige Schritte neben der ersten gegen den Bug der Elisa, und wieder schlugen Flammen über die Reling, und eine weitere, brennende Gestalt hangelte sich auf ebenso unmögliche Weise an Deck, wie es ihre Vorgänger getan hatten. Der Mann schrie vor Schmerz, so laut, dass es selbst über das Toben der Flammen und den Schlachtenlärm und die Schüsse hinweg zu hören war, torkelte aber trotzdem mit brennenden Kleidern weiter und griff mit schwelenden Händen nach der Takelage, um darin in die Höhe zu klettern. Zwei krachende Musketenschüsse schleuderten ihn zurück und über Bord, doch das brennende Öl, mit dem seine Kleider und sein Leib getränkt gewesen waren, hatte bereits einen Teil des Tauwerks in Brand gesetzt, die Flammen rasten weiter, erreichten das Segel und setzten das schwere Tuch in Brand. Fernandes schrie ein Kommando, das Andrej nicht verstand, und weitere Männer stürzten nach vorne, um diesen neuerlichen Brand zu löschen, ohne auf die Kugeln, Pfeile und andere Wurfgeschosse zu achten, die ihnen um die Ohren flogen. Zwei von ihnen stürzten getroffen zu Boden, noch bevor sie ihr Ziel überhaupt erreichten, ein dritterfand sich mit einem Male in der tödlichen Umarmung einer brennenden Gestalt wieder, die wie aus dem Nichts über der Reling erschien und ihn rücklings mit sich in die Tiefe riss.
Praktisch gleichzeitig kollidierte eine weitere Dau mit der Elisa, nicht brennend, aber mit gleich vier Männern, die sich an den dünnen Mast klammerten, der sich unter ihrem Gewicht sichtbar durchbog. Zwei von ihnen wurden erschossen, noch bevor sie das Schifferreichen konnten, die beiden anderen jedoch sprangen auf das Deck herab. Sharifs Männer spießten einen Machdiji mit ihren Schwertern auf, und Andrej rechnete fest damit, dass sich der andere in seiner Raserei der Übermacht unverzüglich
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