Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)
vorbeibrachte. Und danach konnte ich an kaum etwas anderes mehr denken, als im Garten hinterm Haus zusammenzuklappen, um mich gründlich von der Verwendung des Kalten Feuers zu erholen.
Doch das musste warten. Zu viel war vorher noch zu erledigen.
Ich ließ es mir nicht nehmen, Malina Sokolowski anzurufen, um ihr mitzuteilen, dass ich die Sonne hatte aufgehen sehen und Radomila mit ziemlicher Sicherheit nicht.
»Ich weiß, dass Sie fest damit gerechnet haben, dass ich sterben werde, Malina, aber denken Sie nicht, dass Sie mich vielleicht etwas unterschätzt haben?«
»Vielleicht habe ich das«, gab sie zu. »Es gibt so wenig Literatur über die Kräfte der Druiden, daher sind diese schwer für mich einzuschätzen. Aber ich hoffe, es ist Ihnen aufgefallen, dass Sie mich ebenfalls unterschätzt haben, Mr. O’Sullivan.«
»Wie das?« Nackte Panik überfiel mich. Hatte sie doch etwas von mir in ihren Besitz gebracht? Würde ich nun magisch zerquetscht?
»Sie dachten, ich wäre eine Lügnerin und irgendwie an diesem entsetzlichen Plan beteiligt, einen Pakt mit der Hölle und den TUATHA DÉ DANANN zu schließen. Und ich verstehe auch warum, denn Mitglieder eines Hexenzirkels werden gerne über einen Kamm geschoren, und das sicher oft zu Recht. Aber rückblickend müssen Sie doch zugeben, dass ich nur die besten Absichten hatte, oder?«
»Sie haben die Wahrheit gesagt, als Sie mir verrieten, dass nur sechs Hexen bei der Tony Cabin sein würden, und dafür bin ich Ihnen dankbar. Aber als ich Sie in meinem Laden gefragt habe, wie viele aus Ihrem Zirkel mir mein Schwert stehlen wollen, haben Sie die Antwort verweigert.«
»Aber das habe ich nur getan, weil ich die Antwort nicht wusste. Zu jenem Zeitpunkt hatte ich keine definitiven Beweise, sondern nur Verdachtsmomente. Diese durfte ich Ihnen nicht mitteilen, weil ich Sie damit gegen Mitglieder meines Zirkels aufgebracht hätte, ohne wirklich Gewissheit zu haben. Sicher verstehen Sie das.«
Sie argumentierte ziemlich klug, und ich liebäugelte mit dem Gedanken, ob sie vielleicht tatsächlich eine ehrliche Hexe war – was in etwa so selten vorkommt wie ein ehrlicher Politiker, wenn nicht noch seltener. Meine eingefleischten Vorurteile würden es mir zwar nicht erlauben, ihr zu trauen, aber womöglich konnte ich darauf verzichten, ihr Emilys Kopf in einer Schachtel zu schicken, wie ich ursprünglich vorgehabt hatte. Im Gegensatz zu dem, was ich Granuaile auf der Lichtung erzählt hatte, schiebt es nämlich das Datum eines unvermeidlichen Kampfes nur hinaus, wenn man Leuten Angst einjagt. Zusammenarbeit dagegen macht einen Kampf unnötig – oder, wie Abraham Lincoln es einmal formuliert hat: »Ich vernichte meine Feinde, indem ich sie zu Freunden mache.«
»Wie wird Ihr Zirkel nun weiter vorgehen?«, fragte ich. »Wollen Sie sich an dem Druiden rächen, der Ihre Schwestern getötet hat?«
»Natürlich nicht«, empörte sich Malina. »Sie haben Ihnen einen guten Grund geliefert, und sie haben die gerechte Strafe dafür erhalten. Ich hatte sie gewarnt, dass es nicht gut ausgehen könnte.«
»Also, was sind dann Ihre Pläne?«
Malina seufzte. »Das hängt nicht unbeträchtlich von den Ihren ab, Mr. O’Sullivan. Falls Sie eine Art Pogrom gegen polnische Hexen planen, würden wir es vermutlich vorziehen, zu fliehen, statt zu kämpfen. Aber wenn wir Sie davon überzeugen können, dass wir Ihnen nicht schaden wollen, würden wir natürlich viel lieber in Tempe bleiben. Auf der Basis eines gegenseitigen Nichtangriffspakts.«
»Dass Sie die Stadt verlassen, klingt ziemlich gut für mich. Da gibt es aus meiner Sicht eigentlich keine Schattenseite.«
»Ich möchte nur vorsichtig andeuten, dass es die vielleicht doch gibt. Unser Zirkel hat über viele Jahre hinweg unerwünschte Personen aus dem East Valley ferngehalten. Wir habenunzählige brujas verscheucht, ebenso wie einen Haufen Voodoo-Priester, nachdem Katrina New Orleans verwüstet hatte. Letztes Jahr haben wir uns stillschweigend um einige Anhänger eines Kali-Todes-Kults gekümmert. Außerdem weiß ich von einer Gruppe Bacchanten in Las Vegas, die sich nur zu gerne hierher ausbreiten würden, aber bisher haben wir jeden Vorstoß in unser Territorium vereitelt. Wenn Sie sich in unserer Abwesenheit mit diesen Problemen herumschlagen möchten, dann soll es wohl so sein.«
»Nein, ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie so aktiv sind und Ihr Revier so entschlossen verteidigen.«
»Dies ist ein guter Ort zum Leben. Und
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