Die Chroniken des Paladins 03. Das Buch Karand - Bellem, S: Chroniken des Paladins 3 Buch Karand
Elf?«, fragte Khalldeg neugierig.
»Der Ewige übergab mir ein mächtiges Geschenk der Göttin Magra«, erklärte Faeron. Dann zog er einen seiner geschrumpften Pfeile aus der Gürteltasche und legte ihn auf die geöffnete Hand. Er flüsterte dem kleinen Stück Holz etwas zu, und im nächsten Augenblick konnten die anderen beobachten, wie aus dem unscheinbaren Pfeil ein armlanger, dünner Ast wurde, übersät von handtellergroßen Blättern.
Nach einem Moment des ungläubigen Staunens, prustete Khalldeg vor Lachen. »Wir werden wie verfluchte Bäume durch den Schnee waten, Elf! Aber mir soll’s recht sein.«
»Einen wird man eher für ein Gebüsch halten«, konterte Faeron, außerstande, in Khalldegs Lachen mit einzustimmen.
»Ein wahrhaft mächtiges Geschenk«, stimmte Ul’goth zu. »Aber sein Fleisch werden wir dennoch brauchen«, fügte er hinzu und setzte seine unansehnliche Arbeit fort.
»Hast du den Pfad gefunden?«, wechselte Faeron das Thema.
Khalldeg nickte. »Und der ist wirklich sehr eng. Den könnten zehn Zwerge gegen eine ganze Armee halten.«
»Ich sagte doch, der Geheimgang war damals die einzige Möglichkeit, Karandras zu besiegen.«
»Wir können ihn sogar hinter uns verschließen, wenn unser Großer seine Muskeln ein wenig anstrengt«, führte Khalldeg seine Pläne weiter aus.
Ul’goth unterbrach sein blutiges Handwerk und setzte eine skeptische Miene auf.
»Na ja, nicht vollkommen verschließen«, räumte der Berserkerzwerg ein. »Aber es wird unsere Spuren verwischen und die Drecksäcke eine Weile beschäftigen.«
Faeron deutete auf die Krone, die in Khalldegs Gürtel steckte. »Du hast deinen Schwur erfüllt, wie ich sehe.«
»Ja.« Der Zwerg zog einen Batzen Rotz aus den Tiefen seiner Kehle und spuckte ihn ins Feuer, wo er zischend verging. Er schien einen Moment mit den Gedanken abzuschweifen, bis er schnaubend den Kopf schüttelte. »Was ist eigentlich mit dem Buch Karand ? Habt ihr es zerstört?«
Faeron seufzte und schüttelte niedergeschlagen den Kopf.
»Wo ist es dann?«, fragte Ul’goth.
»Zuletzt sah ich es in den Händen einer Magierin«, begann Faeron. »Sie floh durch einen Zauber – mit Tharador, dem Buch und einem verwundeten Mann.«
»Finden wir die Magierin, finden wir also Tharador und das Buch«, schlussfolgerte der Zwergenprinz.
»Das Wappen des Soldaten, den ihr gerade ausschlachtet, ist das der Garde von Totenfels«, sagte Calissa mit tonloser Stimme.
»Perfekt.« In Khalldegs Augen spiegelte sich echte Freude wider. »Das liegt auf dem Weg nach Hause!«
Dieser Zwerg ist doch wahrlich außergewöhnlich , dachte Faeron. Unbeirrbar blickt er nach vorn. Für einen kurzen Moment ließ er sich von Khalldegs Zuversicht gefangen nehmen, wagte zu hoffen, dass Tharador in Totenfels auf sie warten würde. Aber ich sah, wie er durchbohrt wurde. Ich fühlte seine Aura schwinden. Ich ... ich sah das Leben aus ihm entweichen. Doch wie könnte ich ihnen ihre Hoffnung rauben? , fragte er sich und blickte verstohlen in die Runde. »Konntest du ausmachen, wohin der Pfad führt?«, fragte er stattdessen.
»Norden«, antwortete Khalldeg knapp. »Und bergab. Wenn wir Glück haben, kommen wir schnell voran, der Schnee liegt nicht besonders hoch.« Zehn Tage , dachte der Zwerg. Viel länger werden wir es bei dieser Kälte nicht aushalten. Vor allem für Calissa und Faeron wird es hart. Zehn Tage, dann muss ich uns weit genug bergab geführt haben , nahm er sich selbst in die Pflicht.
Calissa starrte wie gebannt an der lodernden Flamme vorbei auf Ul’goth, der den toten Bengram Hagstad fachmännisch zerlegte, die Knochen aussortierte und die Fleischbrocken auf einen Haufen türmte. Einerseits empfand sie bei dem Anblick größten Ekel und unterdrückte ein immer wiederkehrendes Würgen. Andererseits verspürte sie eine gewisse Genugtuung. Dieser da trägt mit Schuld an Tharadors Tod , sagte sie sich immer wieder. Totenfels. Erst Raltas, und nun Tharador. Totenfels. Auge um Auge. »War Dergeron auch hier?«, fragte sie Faeron, der als einziger mit Tharador auf dem Hochplateau gekämpft hatte.
Der Elf nickte langsam. »Tharador hat ihn bezwungen.«
»Und wo ist seine Leiche?«, fragte Calissa direkt. »Sein Fleisch können wir ebenso gut essen.«
Faeron blickte sie verwirrt an, als könne er sich auf diesen plötzlichen Sinneswandel keinen Reim machen. Dann antwortete er nach einigem Zögern: »Er stürzte über die Klippe dort hinten.« Der Elf deutete mit dem Finger in
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