Die Chroniken des Paladins 03. Das Buch Karand - Bellem, S: Chroniken des Paladins 3 Buch Karand
Normalerweise wurden über diesen Eingang nur Lieferanten und deren Waren eingelassen, doch das Haupttor war ihnen versperrt. Jorgan war gewiss bereits auf dem Weg zurück ins Schloss, und der Marktplatz lag unmittelbar vor den dicken Mauern.
Im letzten Moment mäßigte er das Tempo und versuchte, gelassen über den kieselbestreuten Weg zu schlendern.
Ein Wächter kam ihnen entgegen, und Dezlot hoffte inständig, dass es niemand war, der ihn erkennen könnte.
»Kommandant!«, rief der Soldat schon von Weitem. »Was ist passiert?«
»Der König wurde angegriffen!«, antwortete Cordovan knapp. Neben ihm schnappte Dezlot hörbar nach Luft. »Und ich bin nicht mehr dein Kommandant. Der Prinz führt nun die Wache des Königs.«
Der Soldat verneigte sich dennoch vor seinem ehemaligen Befehlshaber.
»Im Namen aller Krieger Berenths«, stammelte der Mann, der seine Rührung nicht verbergen konnte, »lebt wohl.«
»Du auch, Gerus«, sagte Cordovan und klopfte dem Mann aufmunternd auf die Schulter. »Wir sehen uns bestimmt das ein oder andere Mal im Hufnagel .«
»Darauf könnt Ihr wetten!«, lachte Gerus.
Dezlot räusperte sich und warf Cordovan einen verstohlenen Blick zu.
»Auf Bald, Gerus!«, verabschiedete sich der ehemalige Kommandant rasch und zog den jungen Magier hinter sich her, noch ehe der Soldat reagieren konnte.
Kurz, nachdem sie das Tor passiert hatten und außer Sichtweite waren, rannten sie erneut um ihr Leben – oder vielmehr um Dezlots Leben. Und Cordovan ließ den Jungen erst verschnaufen, als sie die Sicherheit seines neuen Heimes erreicht hatten.
Das laute Geräusch des Holzbalkens, der quer vor die Tür fiel und sie so verschloss, ließ sie beide erleichtert aufatmen. Trockenes Heu und ausreichend Brennholz lagen neben einem kleinen gemauerten Kamin bereit, vor dem zwei einladend wirkende Polstersessel standen. Cordovan wies Dezlot mit der Hand einen Sitzplatz zu und machte sich anschließend daran, ein Feuer in Gang zu bringen.
»Also, was ist geschehen?«, fragte der Junge zwischen heftigem Schnaufen.
»Unser geheimer Attentäter ist heute zu einiger Bekanntheit gelangt« sagte Cordovan ernst. »Er hat den König angegriffen, als dieser Vareth gerade das Schwert überreichte.«
»Er hat Jorgan angegriffen? Wie?«
»Mit einem riesigen Feuerball. So gewaltig, so etwas habe ich noch nie gesehen. Mannshoch!«
Dezlots Miene verfinsterte sich. »Ich allerdings schon.« Die Erinnerung an seinen ersten Lehrmeister, Malvner Wibran, kehrte schmerzlich zurück. Wie sein Mentor von einem fremden Magier in einer gewaltigen Feuersbrunst ausgelöscht wurde. »Erst Malvner, dann Gordan und nun den König«, flüsterte er gedankenverloren.
»Malvner?«, fragte Cordovan neugierig.
»Mein erster Lehrer«, sagte Dezlot traurig. »Er starb bei einem Attentat. Durch einen mannshohen Feuerball.«
Der ehemalige Kommandant zog erstaunt die rechte Augenbraue hoch. »Zufall?«
Ein mulmiges Gefühl breitete sich in Dezlots Brust aus.
»Ich sehe eine Verbindung zwischen Gordan und deinem ersten Lehrmeister. Sie waren beide Magier. Aber wie passt Jorgan in dieses Bild?«, überlegte Cordovan.
Der gefühlte Knoten in seiner Brust zog sich zu und drückte ihm sämtliche Luft aus den Lungen.
»Es muss einen Grund dafür geben. Etwas, das alle drei gemeinsam haben«, fuhr der Krieger fort.
Dezlot wagte kaum, den Mund zu öffnen, und seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, doch er musste seinen Verdacht aussprechen, um ihn glauben zu können: »Sie alle kannten mich.«
Cordovan verstummte augenblicklich und bedachte den Jungen mit einem durchdingenden Blick.
»Malvner war mein Lehrer. Gordan war ebenfalls mein Lehrer ...«
»Aber Jorgan nicht«, widersprach der Krieger.
»Er hat mich beschützt! So wie die anderen.«
»Du denkst also, dass dieser Magier hinter dir her ist?«
»Ich fürchte ... ja.«
»Schwachsinn!« Cordovan machte eine wegwerfende Handbewegung. »Dieser Mörder hat heute zu viel riskiert, um den König zu töten, wenn er doch eigentlich dich wollte.«
»Aber wie erklärst du es dir sonst? Malvner starb durch einen Feuerball, und Jorgan sollte auch durch einen Feuerball sterben.«
»Gordan hat er einfach so getötet«, warf Cordovan ein und nahm Dezlot damit ein wenig den Wind aus den Segeln. »Ganz ehrlich? Ich würde meine Opfer auch zu Asche verbrennen, wenn ich der Attentäter wäre. Ich habe gesehen, wie es dem armen Ungart erging. Er hat sich dem Mörder in den Weg
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