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Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Titel: Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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ausführen, vielleicht schon in dieser Nacht, aber spätestens am nächsten Abend, denn danach würden sie Tobyns Wald erreichen, und aus logistischen Gründen wollte er keinen Kampf mit Baden im Wald riskieren.
    Da er nun wusste, was er tun würde, konnte Sartol den Rest des Ritts viel leichter ertragen. Sie machten kurz Rast, als die Sonne unterging, ließen die Pferde aus dem Fluss trinken und nahmen selbst eine leichte Mahlzeit zu sich. Dann stiegen sie wieder in den Sattel und ritten weiter, zunächst im Zwielicht, dann im Licht ihrer Cerylle. Etwa eine Stunde nach ihrer Rast entdeckten sie eine größere Ansammlung von Lichtern weit im Norden auf der anderen Seite des Flusses. Baden zügelte sein Pferd ein wenig, so dass Sartol neben ihn reiten konnte.
    »Ich glaube, das da ist Wasserbogen«, sagte Baden laut genug, um über den Wind und die Hufschläge hinweg noch verständlich zu sein. »Wir können dort für die Nacht Rast machen.«
    »In der Stadt?«, fragte Sartol beunruhigt.
    Baden schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht nach unserer Begegnung mit diesen Dorfbewohnern in Tobyns Wald. Wir können auf dieser Seite des Flusses bleiben, aber ich denke, es wäre ein guter Platz für ein Lager. Aber wenn du willst, können wir selbstverständlich noch weiterreiten.« Nun war es an Sartol, den Kopf zu schütteln. »Nein, mir ist es recht. Diese Stelle ist ebenso gut wie jede andere.« Baden nickte, spornte sein Pferd wieder an und überließ es Sartol, sich über sein Pech zu ärgern. Sartol konnte es nicht wagen, so nahe an einer Siedlung magisches Feuer einzusetzen, um Baden zu töten; es würde zu viele Zeugen geben. Er würde zwar behaupten können, dass Baden versucht hatte, Wasserbogen anzugreifen, aber keiner im Orden würde glauben, dass Baden unterwegs einen solchen Versuch unternommen hatte. Und Sartol konnte Baden nicht auf die gleiche Weise töten wie Jessamyn und Peredur; dazu war der Eulenmeister zu mächtig. Also würde er erst am nächsten Abend sterben. Sartol beobachtete Baden, als sie am Flussufer entlanggaloppierten, und er fragte sich, ob dies ein Zufall war oder ob der hagere Eulenmeister seine Absicht gespürt und sie bewusst vereitelt hatte.
    Vielleicht habe ich ihn unterschätzt, dachte Sartol, und seine Unruhe wuchs. Er ist vielleicht doch tückischer, als ich dachte. Aber das war ohne Bedeutung. Baden würde Amarid nicht lebend erreichen.
    Kurze Zeit später zügelte Baden sein Pferd abermals. »Wir sind heute gut vorangekommen«, sagte er freundlich. »Ich hoffe, wir können dieses Tempo halten, wenn wir erst den Wald erreicht haben.«
    »Ich glaube nicht, dass das möglich sein wird«, erwiderte Sartol, und nichts wies auf die mörderischen Gedanken hin, die er soeben noch gehegt hatte. »Aber ich erwarte, in spätestens einer Woche in Amarid einzutreffen.«
    »Ich hoffe, du hast Recht.«
    Baden grinste nervös und setzte dazu an, noch etwas zu sagen. Aber dazu kam es nicht. Plötzlich leuchtete hellrotes Licht über Wasserbogen auf, und ein paar Sekunden später begannen hellgelbe und orangefarbene Flammen in den Himmel zu züngeln und ließen eine dunkle Rauchwolke über dem Ort aufsteigen. Wieder und wieder beleuchteten die seltsamen roten Blitze den Himmel, und je häufiger sie das taten, desto weiter breitete sich das Feuer aus. Baden riss am Zügel seines Pferdes und brachte das Tier abrupt zum Stehen. Sartol tat es ihm gleich. »Was in Aricks Namen ist da los?«, flüsterte Baden entsetzt und starrte den glühenden Himmel an. Und noch bevor Sartol antworten konnte, rief der Eulenmeister: »Sie greifen Wasserbogen an!« Ohne einen weiteren Gedanken an Sartol spornte er sein Pferd an und galoppierte auf die Siedlung zu.
    Sartol holte tief Luft und versuchte, Baden einzuholen. Er hatte das Entsetzen gesehen, das sich auf den hageren Zügen des Eulenmeisters abzeichnete, und er nahm an, dass er ähnlich dreinschaute. Das war gut so, denn sein Schrecken saß zwar zweifellos so tief wie der Badens, hatte aber einen ganz anderen Grund. Die Menschen in Wasserbogen interessierten ihn nicht; ihr Leben hatte angesichts dessen, was auf dem Spiel stand, nichts zu bedeuten. Aber er hatte natürlich sofort erkannt, woher diese roten Blitze kamen, und er wusste, was sie vorfinden würden, wenn sie das Dorf erreichten.
    Die Entfernungen auf der Ebene waren oft schwer einzuschätzen, besonders im Dunkeln. Wasserbogen hatte scheinbar ganz nahe gelegen, aber es verging noch eine weitere halbe Stunde,

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