Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Titel: Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
Vom Netzwerk:
den Marktplatz, und von dort aus würde es schneller gehen. Die Einwohner hatten sich dort versammelt, um sich ihnen entgegenzustellen, und das Ergebnis war, dass die Vögel sie schneller töten konnten. Glyn und Kedar wandten ihr Feuer den Läden am Marktplatz zu, während die fliegenden Geschöpfe sich wieder und wieder in die Luft erhoben, um erneut zuzustoßen. Ihre rasiermesserscharfen Krallen trieften vor Blut.
    Bei all dem Durcheinander, den Flammen und dem Geschrei verharrte Glyn wie in einer tödlichen Trance. Erst ein plötzlicher Ruf Kedars ließ ihn aufschrecken, und nun entdeckte er zwei Lichtpunkte - einen orangefarbenen und einen gelben -, die sich rasch von Südwesten näherten. Und dann war es auch schon zu spät.
    Der vierte Tag ihrer Reise war in beinahe jeder Hinsicht genauso wie die vorangegangenen drei. Baden ritt ein Stück vor Sartol her, legte ein rasches Tempo vor und machte nur Rast, um die Pferde zu tränken und sie ausruhen zu lassen. Wie schon an den vergangenen drei Tagen sprach der Eulenmeister ausschließlich, wenn es absolut notwendig war, und selbst dann waren seine Sätze kurz. Aber während Sartol Badens Zurückhaltung an diesen ersten Tagen frustrierend und vielleicht ein wenig beunruhigend gefunden hatte, versetzte sie ihn nun beinahe in Panik. Die Erleichterung, die er am Vorabend verspürt hatte, als er belauschte, wie Baden einschlief, war unter der heißen Sonne des folgenden Tages verschwunden und hatte einen Rest von Zweifeln zurückgelassen, von denen Sartol geglaubt hatte, er hätte sie bereits von sich geschoben. Als er am Vorabend schließlich eingeschlafen war, war Sartol so gut wie überzeugt gewesen, dass Baden immer noch seine Version dessen, was beim Hain geschehen war, glaubte und dass es ihm außerdem gelungen war, die Schweigsamkeit des hageren Eulenmeisters zu brechen. Nun befürchtete er, dass er sich in beiden Fällen geirrt hatte. Nichts an Badens Miene oder Haltung schien verändert, aber sein Schweigen hatte eine neue, beängstigendere Dimension angenommen. Er kam Sartol nicht mehr vor wie ein Mann, der zu sehr in seine eigenen Gedanken versunken war, um reden zu wollen. Stattdessen wirkte er wie jemand, der sich angestrengt beherrschte, als befürchtete er, etwas Falsches zu sagen. Während er sein Pferd weiter nach Norden trieb, mit dem Moriandral auf einer Seite und der Sonne, die sich langsam auf Tobyns Ebene niedersenkte, auf der anderen, dachte Sartol noch einmal darüber nach, ob er Baden nicht doch töten sollte. Die Unterstützung des Eulenmeisters wäre unbezahlbar gewesen, aber entsprechend wäre auch Badens Gegnerschaft - oder noch schlimmer, eine Anklage wegen Verrats - wahrscheinlich genug, um Sartols Wahl zum Eulenweisen zu verhindern. Er hatte also zwei Möglichkeiten. Er konnte warten, bis sie Amarid erreicht hatten, und wenn Baden sich dann gegen Sartols Wahl aussprach, würde er ihn öffentlich des Verrats bezichtigen. Sartol wusste allerdings, dass in einem offenen Kampf dieser Art seine Chancen nicht besser waren als die seines Gegners. Daher sprach einiges dafür, Baden noch hier auf der Ebene loszuwerden, es als Selbstverteidigung darzustellen und zu behaupten, der tote Eulenmeister habe mit dem Verräter Orris zusammengearbeitet. Das würden ihm die anderen vielleicht eher abnehmen. Wenn man Badens Drängen, eine Delegation zu Therons Hain zu führen, und Orris' Bitte in letzter Minute, noch teilnehmen zu dürfen, auf die richtige Weise darstellte, könnte das seinen Gegner ziemlich verdächtig aussehen lassen. Trahn würde dem selbstverständlich widersprechen, aber alle wussten, wie eng der Falkenmagier mit Baden befreundet gewesen war, und Sartol würde überzeugend behaupten können, dass auch Trahn zu der Verschwörung gehört hatte. Immerhin würde er - wie er sich immer wieder deutlich machte, um die Nerven nicht zu verlieren -, die Stäbe von Jessamyn und Peredur haben, die den einzigen Beweis dessen darstellten, was bei Therons Hain geschehen war. Er spürte, wie sich seine Gedanken zu einem Entschluss verdichteten. Er hatte seine Entscheidung getroffen, vielleicht hatte er sogar genickt. Nicht, dass das zählte - Baden war ein Stück vor ihm geblieben und hatte all seine Energie und seine Aufmerksamkeit auf den Weg nach Norden konzentriert. Sartol gestattete sich ein dünnes Lächeln. Sein Plan war enorm waghalsig, aber er fühlte sich nun besser, weil er zu einer Entscheidung gekommen war. Er würde die Tat bald

Weitere Kostenlose Bücher