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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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ich habe heute Nachmittag noch viel zu tun. Ich bin sicher, dass du das verstehst.« »Selbstverständlich.«
    Linnea zwang sich aufzustehen und verzog schmerzerfüllt das Gesicht. Die Krankheit war nun in ihren Knochen, fraß sich wie ein Tier einen Weg durch ihren Körper. Trotz allem, was sie Cailin gesagt hatte, wusste sie, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb.
    »Ist alles in Ordnung, Älteste?«, fragte Brevyl mit wenig glaubwürdiger Fürsorglichkeit. »Kann ich etwas für dich tun?«
    Ich sterbe, du Mistkerl. Siehst du das nicht? War das nicht die ganze Zeit schon klar? »Nein, Brevyl. Danke. Es geht mir gut. Ich bin nur ein wenig steif vom langen Sitzen.« »Ich bin froh, das zu hören. Es wäre wirklich unerträglich, wenn dir etwas zustoßen würde. Du bist eine Seltenheit im Tempel, Linnea: eine Älteste, die ihre Macht aufgegeben hat, statt sie mit aufs Totenbett zu nehmen. Ich kann mich nicht erinnern, wann so etwas zum letzten Mal geschehen wäre.«
    Linnea starrte ihn an und ignorierte ihren Schmerz für einen Augenblick. »Was willst du damit sagen, Brevyl?« Er zuckte die Schultern und zog die Brauen hoch, offenbar in dem Versuch, unschuldig dreinzuschauen. Diese Anstrengung war erfolglos. »Ich sage nur, dass du in unseren Herzen einen besonderen Platz einnimmst.«
    »Und?«
    Er zögerte, aber nur einen Augenblick. »Nun, ich frage mich selbstverständlich, warum du deine Macht aufgegeben hast. Besonders, da du so versessen darauf scheinst, alles zu kritisieren, was ich tue.«
    Linnea holte tief Luft. Sie hatte nicht das Bedürfnis, diesem Mann ihre Gründe mitzuteilen, aber er hatte Recht. Angesichts der Entscheidung, die sie selbst getroffen hatte, stand es ihr nicht zu, ihn derart zu kritisieren. Er war nun der Älteste, und obwohl sie glaubte, dass er die Tempel und vielleicht sogar das Land zerstörte, stand es ihr nicht zu, ihn zu verurteilen. Zumindest nicht offen.
    »Ich habe es getan«, sagte sie schließlich, »weil ich genug hatte von den Streitereien und von der Politik und weil ich ein wenig Zeit haben wollte, mein Leben zu genießen, bevor ...« Sie hielt inne und schluckte. Seltsam, dass es ihr gelang, in Cailins Gegenwart so ruhig und gefasst zu bleiben, aber wenn sie mit diesem Mann sprach, tat ihr das Herz vor Kummer um sich selbst weh. »Ich hatte eine Vorahnung, dass ich nicht mehr viel Zeit haben würde. Also bin ich zurückgetreten.«
    Brevyl starrte sie mit offenem Mund an. Und wieder war Linnea gezwungen, sich zu fragen, ob sie ihn vielleicht zu hart beurteilt hatte.
    »Meinst du etwa -?« Er klappte den Mund wieder zu. Blinzelte. »Willst du mir damit sagen, dass du stirbst?«
    »Ja«, erwiderte sie ruhig.
    »Hast du mit den Heilern des Tempels gesprochen?«
    Nun konnte sie sogar lachen. »Die Heiler haben mich schon lange aufgegeben.«
    »Und was ist mit Cailin?«
    Die Frage überraschte sie. Brevyl und sie hatten selten über die junge Magierin gesprochen und wenn, dann hatte ihr Nachfolger vollkommen klar gemacht, dass er Linneas Beziehung zu Cailin missbilligte. Jetzt, da er Ältester war, harte er bei einer ihrer etwas hitzigeren Debatten zu dem Thema erklärt, gehöre es sich für Linnea nicht mehr, sich mit Angehörigen der Liga oder des Ordens zu treffen, sogar mit Cailin. Selbstverständlich hatte sie sich ihm widersetzt, und das hatte das gegenseitige Misstrauen nur verstärkt. Aber nach einiger Zeit hatte Brevyl das Thema fallen lassen.
    »Was ist mit Cailin?«, fragte Linnea vorsichtig.
    »Kann sie dich nicht heilen?«
    »Sie hat es angeboten. Ich habe es abgelehnt.«
    »Aber warum?«, fragte er und seine Augen wurden immer größer. »Wenn sie -«
    Wieder wandte sie den Blick ab. Seine Frage war denen, die sie sich immer wieder selbst stellte, viel zu ähnlich. Es hatte eine Zeit gegeben, in der Cailin sie vielleicht hätte retten können, als die Macht der Magie gegen das Tier in ihr vielleicht noch etwas hätte ausrichten können. Aber wie konnte eine, die ihr Leben damit verbracht hatte, sich dem Orden zu widersetzen, eine solche Heilung mit reinem Gewissen annehmen?
    »Meine Zeit ist gekommen«, sagte sie schließlich. »Selbst wenn Cailin mir helfen könnte - ich bin nicht sicher, ob ich das wollte. Arick und Duclea rufen mich an ihre Seite. Wer bin ich denn, sie warten zu lassen?« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Deine Sorge überrascht mich«, sagte sie in dem Versuch, unbeschwert zu erscheinen. »Ich dachte, du würdest froh sein, mich

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