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Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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betreffende Stelle. Will nickte. Dort kräuselte sich das Wasser, was wiederum einen Hinweis auf das unter Wasser liegende Riff gab. Tatsächlich bildete es die Verlängerung der Landzunge Kap Linkeith, ihrem Ziel.
    »Und spürst du auch, wie der Wind bläst und uns Richtung Riff treibt?«
    Wieder nickte Will.
    »Mit unseren Rudern halten wir uns weit genug im Osten, um das Riff zu umgehen. Wenn wir dann näher an das Kap kommen, wird der Wind gegenwehen und von dort auf uns zurückgelenkt werden  – das nennen wir die Abdrift. Dann haben wir nur noch ein paar Meilen die Bucht entlang runter bis zur Flussmündung. Die müssen wir rudern, weil die Abdrift allerhöchstens eine Viertel Meile anhält  – aber mehr brauchen wir auch nicht.«
    »Interessant«, sagte Will nachdenklich, »das heißt, es ist ein Seitenwind.« Der Kapitän war vielleicht nicht gerade einfühlend, was Walt betraf, aber zumindest schien er sein Handwerk zu verstehen.
    »Vielleicht sollte ich das mal eurem Freund erklären«, meinte der Kapitän grinsend. »Das könnte einen netten Spaß geben. Ich wette, er hat das Riff noch gar nicht bemerkt.« Er lachte. »Ich werde dabei am besten recht sorgenvoll dreinschauen, ja?«
    Er machte ein übertrieben besorgtes Gesicht und kaute gespielt ängstlich an den Fingernägeln.
    Will musterte ihn kühl und sagte: »Nur zu! Aber verratet mir noch eines: Ist Euer Erster Maat ein guter Seemann?«
    »Natürlich ist er das! Sonst wäre er nicht mein Erster Maat«, antwortete der Kapitän. »Was soll die Frage?«
    »Es könnte sein, dass wir ihn brauchen, um das Schiff zu lenken, wenn unser Freund Euch über Bord wirft«, antwortete Will entschuldigend. Der Kapitän wollte anfangen zu lachen, dann bemerkte er Wills ernsten Gesichtsausdruck und sah ihn unsicher an.
    »Walt ist äußerst schlecht gelaunt, wenn er seekrank ist«,
erklärte Will ihm. »Besonders wenn jemand versucht, sich über ihn lustig zu machen.«
    »Ganz besonders, wenn jemand sich über ihn lustig macht«, betonte Horace.
    Der Kapitän sah auf einmal nicht mehr ganz so selbstsicher aus. »Ich habe doch nur Spaß gemacht.«
    Will schüttelte den Kopf. »Das hat der Nordländer, der ihn damals ausgelacht hat, auch behauptet.« Er sah Horace an. »Erinnerst du dich noch, was Walt gemacht hat?«
    Horace nickte ernst. »Das war gar nicht schön.«
    Der Kapitän sah jetzt von einem zum anderen. Wie die meisten Seeleute hatte auch er schon mit Nordländern zu tun gehabt. Und er hatte noch nie jemanden getroffen, der einen Nordländer besiegt hatte.
    »Was hat er getan? Euer Freund, meine ich«, fragte er.
    »Er hat sich in seinen Helm hinein übergeben«, sagte Will.
    »Und zwar ausgiebig«, fügte Horace hinzu.
    Dem Kapitän blieb der Mund offen stehen, als er versuchte, sich das vorzustellen. Will und Horace machten sich nicht die Mühe zu erklären, dass Walt damals den geborgten Helm selbst getragen hatte, genauso wenig wie sie erwähnten, dass er unter dem Schutz des kräftigen Erak gestanden hatte, dem zukünftigen Oberjarl der Nordländer. Also nahm der Kapitän an, dass der schmale graubärtige Mann am Bug den Helm vom Kopf eines riesigen Nordländers gerissen hatte, um sich zu übergeben  – eine Tat, die normalerweise einem versuchten Selbstmord gleichkam.
    »Und der Nordländer? Was hat er getan?«
    Will zuckte mit den Schultern. »Er hat sich entschuldigt. Was hätte er denn machen sollen?«
    Der Kapitän sah von Will zu Walt und wieder zurück. Das Gesicht des jungen Mannes war ernst. Der Kapitän schluckte einige Male und beschloss dann, dass es klüger war, Walt seine Seekrankheit in Ruhe durchstehen zu lassen.
    »Segel in Sicht!«
    Der Ruf kam vom Ausguck. Sofort sahen alle drei nach oben. Der Matrose deutete mit ausgestrecktem Arm nach Südosten. Im dunstigen Nebel zeichneten sich undeutlich Umrisse ab.
    »Was Genaueres?«, schrie der Kapitän.
    Der Mann im Ausguck schirmte die Augen mit einer Hand ab und spähte angestrengt zu dem Schiff hinter ihnen.
    »Sechs Ruder pro Seite … und ein viereckiges Hauptsegel. Scheint es eilig zu haben. Kommt genau auf uns zu!«
    Das andere Schiff war wirklich schnell. Dessen Kapitän segelte offenbar vor dem Wind und setzte auch noch Ruder ein. Sein Ziel lag schräg vor dem Sperling, und aufgrund der hohen Geschwindigkeit würde er sie bald überholt haben.
    »Wer ist es?«, fragte der Kapitän.
    Nach einem kurzen Zögern antwortete der Mann im Ausguck. »Ich glaube, es ist die Klaue .

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