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Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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sagen, welcher O’Malley getroffen hatte, aber Horace wusste, dass sowohl Walt als auch Will hervorragende Schützen waren.
    Ein Pfeil schlug unmittelbar neben dem Ruder im Holz der Reling ein. Der andere grub sich in den linken Oberarm O’Malleys  – der Seite, die ihnen zugewandt war.
    Horace hörte zwar den Schmerzensschrei des Schmugglers nicht, aber er sah, wie O’Malley die Ruderpinne losließ und seinen verletzten linken Arm umklammerte.
    Die Auswirkungen auf das Schiff waren verheerend. Ohne den stabilisierenden Druck der Ruderpinne, die das Schiff gegen den Wind hielt, wurde es unvermittelt zum Spielball der Naturkräfte, sein viereckiges Segel bauschte aus und die
Seile strafften sich unter dem Druck wie überspannte Harfensaiten.
    Das Schlingern des Schiffes brachte O’Malley zu Fall, einigen Männern wurden die Ruderstangen aus den Händen gerissen, eines der Ruder löste sich sogar völlig und rutschte über Bord. Andere Ruderstangen verhakten sich ineinander. Die Klaue schaukelte führerlos im Wind, trieb achtern am Sperling vorbei, direkt auf das schäumende Wasser des Riffs zu.
    Ein Matrose aus O’Malleys Mannschaft kämpfte sich schwankend Richtung Heck zur Ruderpinne, die hin und her geschleudert wurde.
    »Den müssen wir aufhalten, Will«, sagte Walt kurz. Sie gingen auf die andere Seite des Decks, wo sie jetzt eine bessere Sicht auf das Schiff hatten. Wieder schossen sie. Diesmal trafen beide Pfeile ihr Ziel. Der Mann kippte vornüber und fiel nach unten in das Speigatt des Schiffs.
    Der Kapitän des Sperling sah mit offenem Mund zu.
    »Niemand kann so schießen«, stieß er ungläubig hervor.
    Horace, der neben ihm stand, grinste zufrieden. »Die beiden schon.«
    An Bord der Klaue begriff die entsetzte Mannschaft, dass sie es nicht mehr schaffen würden, ihr Schiff am Riff vorbeizusteuern. Sie flohen in Panik zum Heck, als könnten sie so dem Aufprall entkommen. Da lief das Schiff auch schon auf dem ersten Felsen auf, der unter dem brodelnden Wasser verborgen war. Ein lautes Knirschen war zu hören und das Schiff erbebte, alles erfolgte wie in Zeitlupe. Dann neigte sich der Mast unter dem plötzlichen Stoß nach vorne und brach etwa in Mannshöhe über dem Deck ab. Er krachte in einem Wirrwarr aus Seilen und Segeltuch in die Tiefe und
riss ein paar Männer mit sich. Das Extragewicht im Bug drückte das Schiff nach unten und so schien es im ersten Moment von dem Riff loszukommen, doch im nächsten Augenblick lief es auf einen zweiten Felsen unter dem Meeresspiegel auf. Eine Welle schlug über dem Rumpf zusammen und einige der Männer wurden von Deck gespült.
    Walt und Will hatten ihre Bögen gesenkt. Der bärtige Waldläufer drehte sich zum Kapitän und sagte: »Wir sollten ihnen irgendwie helfen.«
    Der Kapitän schüttelte den Kopf. »Ich kann mein Schiff nicht dorthin lenken!«, protestierte er energisch.
    »Das meinte ich auch nicht. Aber wir können ein paar leere Fässer über Bord werfen, die von den Wellen zu ihnen getragen werden. Dann haben sie eine größere Überlebenschance  – was mehr ist, als sie uns gewährt hätten.«
    Horace nickte ernst. Die Klaue war dabei, sich von dem schnellen, beweglichen Bezwinger der Meere in ein kaputtes Wrack zu verwandeln. Es war ein schrecklicher Anblick. Aber jene Männer waren bereit gewesen, ihn selbst, seine Freunde und die Mannschaft der Sperling dem Schicksal auszuliefern, das sie jetzt selbst erlitten.
    Auf einen Befehl des Kapitäns hin verließen einige Matrosen ihre Plätze an den Rudern, um leere Fässer über die Reling zu kippen. Horace ging zu ihnen und half mit. Bald schwamm eine Reihe von Fässern nacheinander in Richtung des sinkenden Schiffs.
    Der Kapitän drehte sich zu Walt.
    »Ich brauche meine Männer jetzt wieder an den Rudern«, sagte er drängend, »sonst kommen wir zu nahe ans Riff und erleiden das gleiche Schicksal.«
    Walt nickte. »Wir haben für sie getan, was wir konnten. Sehen wir zu, dass wir hier wegkommen.«
    Die Matrosen nahmen wieder auf den Ruderbänken Platz und legten sich ins Zeug. Schlag um Schlag brachten sie das Schiff weg von dem Riff. Gerade noch rechtzeitig segelten sie haarscharf an einem der gezackten Felsen vorbei. Er war durch die Reling verdeckt gewesen und erst im sprudelnden Heckwasser sichtbar. Horace schauderte bei diesem Anblick. Im Geiste malte er sich aus, was geschehen wäre, wenn sie auf den Felsen aufgelaufen wären. Beklommen verdrängte er das entsetzliche Bild.

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