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Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Beinschutz war aus dem gleichen Material, doch abgesehen davon trug er wollene Kleidung. Er hatte keinen Helm, und kein Symbol auf seinem Schild gab irgendeinen Hinweis darauf, wohin er gehörte. An seinem Sattelknauf hing ein Schwert  – eine schwere Waffe, etwas kürzer und breiter als Horace’ Kavallerieschwert. Und statt einer Lanze führte er einen schweren Kriegsspeer mit sich.
    Der Mann hatte halblanges schwarzes Haar und einen ungepflegten Bart. Seine buschigen, zusammengezogenen Augenbrauen verliehen ihm eine finstere, schlecht gelaunte Miene. Insgesamt machte er auf Horace den Eindruck, als sei ihm nicht zu trauen.
    Der erste Reiter war nur noch etwa zehn Pferdelängen entfernt, als Horace ihnen zurief: »Ich denke, das ist fürs Erste nahe genug.«
    Der Anführer gab ein Zeichen, woraufhin die anderen vier Männer die Zügel anzogen, er selbst ritt jedoch weiter auf Horace zu. Als er etwa fünf Pferdelängen entfernt war, holte Horace seine Lanze heraus und richtete sie geradewegs auf den Reiter. Da sein Gegner beschlossen hatte, ihn herauszufordern, konnte man es Horace kaum übel nehmen, wenn er in Verteidigungshaltung ging.
    Die Lanze zeigte auf den Hals des Gegners. Die Spitze glänzte matt, denn sie war erst am Vorabend sorgfältig geschärft worden.
    Der Reiter hielt sein Pferd an. »Das braucht’s nicht!« Seine Stimme klang rau und verärgert.
    Horace zuckte die Schultern. »Es ist auch nicht nötig, dass Ihr näher kommt, bevor wir uns nicht ein wenig besser kennen«, erwiderte er ruhig.
    Jeweils zwei Soldaten lenkten wortlos ihre Pferde nach links und rechts. Horace warf ihnen einen kurzen Blick zu, dann sah er den Anführer an.
    »Sagt ihnen, sie sollen bleiben, wo sie sind.«
    Der Bärtige drehte sich im Sattel und warf seinen Männern einen bösen Blick zu.
    »Das reicht«, befahl er und sie blieben stehen. Horace musterte sie noch einmal. Sie wirkten ungepflegt, ihre Wappenröcke waren fleckig und verknittert, ihre Waffen und die Rüstung unpoliert und stumpf. Sie sahen aus, als hätten sie sich bislang mehr im Wald herumgetrieben, um unschuldigen Reisenden aufzulauern, als im Dienste eines Burgherrn zu stehen. Für gewöhnlich unterstanden die Soldaten dem Befehl von erfahrenen Offizieren. Aber kein Offizier würde solche Nachlässigkeiten erlauben.
    »Mir scheint, wir zwei fangen nich besonders gut mitnander an«, stellte der Bärtige fest. Jeder andere hätte mit einer Spur von Humor die versteckte Drohung gemildert. Doch in diesem Fall war die Drohung offen ausgesprochen, und der Mann verstärkte sie sogar noch, als er nach einer kurzen Pause hinzufügte: »Das könnte Euch noch leidtun.«
    »Und wieso?«, frage Horace. Sein Gegner trieb es
offensichtlich gern auf die Spitze. Horace schmunzelte im Stillen über die Vieldeutigkeit des Wortes in Anbetracht der gesenkten Lanzenspitze. Gelassen steckte er die Waffe wieder zurück in die Halterung, während der Mann ihm antwortete. »Also wenn Ihr nach Arbeit sucht, dann solltet Ihr es ja wohl nich mit mir verderben.«
    Horace ließ sich bewusst lange Zeit für eine Antwort.
    »Suche ich denn nach Arbeit?«, fragte er gedehnt.
    Der Mann deutete wortlos auf das Emblem auf seinem Schild. Es herrschte lange Stille und schließlich fühlte der Bärtige sich genötigt zu sprechen.
    »Ihr seid ein Freier«, stellte er fest.
    Horace nickte. Er mochte die Art des Mannes nicht. Er war hochmütig und feindselig, ganz so wie jemand, der plötzlich viel Macht bekommen hatte, aber noch gar nicht damit umzugehen wusste.
    »Richtig«, stimmte er zu. »Aber das bedeutet nur, dass ich zurzeit nicht in Diensten stehe, jedoch nicht, dass ich nach einer Anstellung suche.« Er lächelte. »Ich könnte ja auch über eigene Mittel verfügen.«
    Er sagte das freundlich, ohne jeden Spott, aber der Bärtige zeigte keinerlei Zeichen von Verständnis.
    »Komm mir nich so oberschlau, Jungchen. Du hast vielleicht ein Schlachtross und ’ne Lanze, aber das macht dich noch lang nich zum Helden. Du bist nichts weiter als ein abgerissener Bettler, der keine Arbeit hat, und ich bin der Mann, der dir vielleicht
Arbeit geben kann  – wenn du ein wenig Respekt zeigst.«
    Horace’ Lächeln erstarb. Er seufzte insgeheim  – nicht wegen der Beschimpfung, dass er ein abgerissener Bettler sei, sondern wegen der angedeuteten Beleidigung in dem Wort »Jungchen«. Horace war schon seit seinem sechzehnten Lebensjahr daran gewöhnt, dass seine Gegner seine Fähigkeiten wegen

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