Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)
und fand einen weiteren Brief, der unter der Verpackung der Mandola versteckt
gewesen war. Er riss ihn auf, ohne nach dem Absender zu sehen.
Sein Herz machte einen Sprung, als er die ersten Worte las. Er war von Alyss.
Liebster Will,
ich hoffe, dieser Brief findet dich bei guter Gesundheit und guter Dinge.
Lady Pauline hat immer genug für mich zu tun, doch letzte Woche gab sie mir einige Zeit frei, um Horace Gesellschaft zu leisten. Er war bei uns, um Schwertunterricht zu erteilen. Während er hier war, erzählte ich ihm von einem eigenartigen Traum, den ich immer wieder habe. Wir sind im Turm und ich habe Kerens Schwert in der Hand. Er befiehlt mir, dich zu töten, und ich kann mich nicht gegen ihn wehren. Aber dann sagst du mir das Erstaunlichste und Wundervollste, was ich mir vorstellen kann, und das bricht seine Gewalt über mich.
Horace meint, dass es vielleicht gar kein Traum ist. Er glaubt, es sei eine Erinnerung. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass er recht hat, und dass du das gesagt hast, von dem ich mir einbilde, du hättest es gesagt. Er meinte auch, dass Leute wie du und ich viel zu viel Zeit damit verbringen, die Dinge zu überdenken, anstatt sie einfach laut auszusprechen. Ich glaube fast, er hat recht. Schreib mir doch bitte, was du wirklich gesagt hast. In der Zwischenzeit nehme ich Horace’ Rat an und sage es einfach selbst.
Ich liebe dich.
Alyss
Er ließ den Brief auf den Tisch fallen und starrte ihn an. Er konnte ihr schreiben. Ein Brief würde eine Woche brauchen, um Alyss zu erreichen. Doch draußen stand Reißer, gesattelt und für einen Ausritt bereit. Also konnte er in weniger als drei Tagen in Redmont sein. Will rannte in die Schlafstube und begann, Kleidung in seine Satteltaschen zu stopfen. Er hinterließ eine Nachricht im Gasthaus, in der er Baron Argell mitteilte, dass er für ein paar Tage oder auch eine Woche fort sei.
Seine Stiefel polterten auf den Fußbodenbrettern, als er zur Tür lief, die Veranda hinab, wo er die Satteltaschen auf Reißers Rücken lud. Das kleine Pferd sah überrascht auf. Sein Herr strahlte solchen Schwung und Tatendrang aus, wie er es schon seit einiger Zeit nicht mehr erlebt hatte. Will wollte bereits aufsteigen, da zögerte er. Er rannte zurück ins Haus und holte die Gilet in ihrem Kasten und schlang ihn über die Schulter. Plötzlich hatte er das Gefühl, dass doch endlich wieder Platz für Musik in seinem Leben war.
Er ging hinaus und blieb noch einen Moment stehen, nachdem er die Tür hinter sich abgeschlossen hatte. Da war ein Gefühl, das er schon eine ganze Weile nicht mehr gespürt hatte … Dann wurde ihm klar, was es war, und er lächelte.
Es war Glück!
cbj
ist der Kinder- und Jugendbuchverlag
in der Verlagsgruppe Random House
1. Auflage
Deutsche Erstausgabe März 2011
Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform
© 2007 John Flanagan
Die englische Originalausgabe erschien 2007 unter
dem Titel »Ranger’s Apprentice. The Siege of
Macindaw« bei Random House Australia Pty
Limited, Sydney, Australia.
This edition published by arrangement with
Random House Australia.
© 2011 der deutschsprachigen Ausgabe cbj Verlag,
München, in der Verlagsgruppe Random House
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
Übersetzung: Angelika Eisold Viebig
Lektorat: Petra Koob-Pawis
Vignetten: Mathematics
Umschlagbild: John Blackford 2009
Reproduced by arrangement with Philomel Books, a
division of Penguin Young Readers Group, a member
of Penguin Group (USA) Inc. All rights reserved.
Umschlaggestaltung: init. Büro für Gestaltung,
Bielefeld
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eISBN 978-3-641-10123-7
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