Die Chroniken von Araluen - Die brennende Brücke: Band 2 (German Edition)
dieses Recht. Und Ihr wisst genau, sobald eine Forderung ausgesprochen und angenommen wurde, gibt es kein Zurück mehr.«
Es stimmte. Die strengen ritterlichen Regeln schrieben das so vor. Morgarath lächelte jetzt den Jungen bösartig an. Er würde kurzen Prozess mit ihm machen. Und der schnelle Tod des Jungen würde Walt nur noch mehr zusetzen.
Walt beobachtete den Lord indessen aus zusammengekniffenen Augen. »Morgarath, Ihr seid bereits ein toter Mann«, stieß er leise hervor.
Walt verspürte eine feste Hand auf seinem Arm, und als er sich umdrehte, blickte er in Sir Davids entschlossenes Gesicht. Der Heeresmeister hatte sein Schwert gezogen und ließ es über seiner rechten Schulter ruhen.
»Der Junge wird sein Glück versuchen müssen, Walt.«
»Sein Glück? Da müsste er schon sehr viel Glück haben«, erwiderte Walt.
Sir David gab ihm traurig recht. »Das mag wohl so sein. Doch Ihr könnt in diesen Kampf nicht eingreifen. Ich würde Euch aufhalten. Zwingt mich nicht dazu. Dafür sind wir viel zu lange Freunde.«
Er hielt Walts aufgebrachtem Blick stand, dann gab der Waldläufer voller Bitterkeit nach. Er wusste, dem Mann war es ernst. Die Ritterehre bedeutete ihm alles.
Der Zwischenfall war Morgarath nicht entgangen. Er war zuversichtlich, dass in dem Augenblick, in dem der Junge fiel, Walt seine ursprüngliche Forderung annehmen würde, Befehl des Königs hin oder her. Und dann hätte Morgarath wenigstens die Befriedigung, seinen alten verhassten Feind töten zu können, und gleichzeitig einen Ausweg aus dem momentanen Dilemma gefunden.
Er drehte sich zu Horace. »Welche Waffen, Junge?«, fragte er in beleidigendem Ton. »Wie willst du kämpfen?«
Horaces Gesicht war bleich und vor Furcht angespannt. Einen Augenblick lang fand er seine Stimme nicht. Er hatte keine Ahnung, was über ihn gekommen war, als er nach vorn galoppiert war und seine Forderung ausgesprochen hatte. Eine unbändige Wut hatte ihn ergriffen und er hatte sich mit einem Mal dort vor der ganzen Armee wiedergefunden, wie er dem verblüfften Morgarath seinen Handschuh ins Gesicht warf. Nun dachte er an die Drohungen, die Morgarath gegen Will ausgestoßen hatte. Voller
Bitterkeit erinnerte er sich, wie er gezwungen gewesen war, seinen Freund an der Brücke zurückzulassen, und er schaffte es endlich zu sprechen.
»Wie wir sind«, sagte er. Beide trugen sie Schwerter. Morgarath hatte zusätzlich noch seinen langen dreieckigen Schild am Sattel hängen und Horace trug seinen runden Schild über dem Rücken. Doch Morgaraths Schwert war ein zweihändiges Breitschwert, beinahe einen Fuß länger als jenes, mit dem Horace ausgestattet war. Morgarath wandte sich an Duncan. »Der Kleine will so kämpfen, wie wir sind. Ihr haltet Euch an die Regeln des Geleitschutzes, nehme ich an, Duncan?«
»Ihr kämpft ungehindert«, bestätigte Duncan mit Bitterkeit in der Stimme. Dies waren die Regeln des Zweikampfs.
Morgarath nickte und machte eine spöttisch angedeutete Verbeugung in Richtung des Königs.
»Achtet nur darauf, dass der mörderische Waldläufer das auch begriffen hat.« Mit diesen provozierenden Worten wollte er Walts Wut anstacheln. »Ich weiß, er kennt die Regeln der Ritterlichkeit nicht.«
»Morgarath«, sagte Duncan kühl, »versucht nicht vorzugeben, Euer Handeln hätte irgendetwas mit echter Ritterlichkeit zu tun. Ich ersuche Euch noch einmal, verschont das Leben des Jungen.«
Morgarath täuschte Überraschung vor. »Ihn verschonen, Eure Majestät? Er ist groß für sein Alter.
Wer weiß, vielleicht bittet Ihr besser ihn, mich zu verschonen?«
»Wenn Ihr mit Eurem Morden fortfahren wollt, dann ist das Eure Entscheidung, Morgarath. Aber erspart uns Euren Sarkasmus«, sagte Duncan. Wieder machte Morgarath eine spöttische Verbeugung. Dann rief er Horace beiläufig über die Schulter zu: »Bist du bereit, Junge?«
Horace schluckte nervös, dann nickte er. »Ja.«
Es war Gilan, der erkannte, was gleich käme, und es gerade noch rechtzeitig schaffte, einen Warnruf auszustoßen. Das riesige Breitschwert war mit unglaublicher Geschwindigkeit aus der Scheide gezogen worden und Morgarath schwang es mit der Rückhand gegen den Jungen neben sich.
Durch den Schrei gewarnt, duckte Horace sich zur Seite, und die Klinge zischte knapp über seinem Kopf vorbei.
Noch in der Bewegung gab Morgarath seinem Pferd die Sporen und galoppierte davon, griff nach seinem Schild und steckte ihn über den linken Arm. Sein spöttisches Gelächter
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