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Die Chroniken von Blarnia

Die Chroniken von Blarnia

Titel: Die Chroniken von Blarnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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ja etwas Schlüpfriges oder Peinliches sein. Heute war dafür jedoch keine Zeit.
    »Pete, wach auf«, sagte Ed und schüttelte seinen Bruder.
    »Spitzenmäßig... Schulsprecher... Gemeinheit ..^murmelte Pete.
    Ed rüttelte ihn heftiger. »Wach auf, du Schwachkopf] Wir müssen los!«
    Pete setzte sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
    »Los, los, zieh dich an!«, sagte Ed und warf Pete seine Schuluniform zu. * »Wir haben Bodennebel... Wir brauchen es nur bis in den Wald zu schaffen, dann...«
    »Nein, Ed«, sagte Pete entschieden. »Ich habe Sue versprochen, dass sie vorher noch einen Dankesbrief schreiben darf.« Pete hielt immer Wort, egal als wie bescheuert es sich entpuppte.
    Ed ließ sich auf die Matratze fallen, drehte sich um und schrie laut und ausgiebig in sein Kissen, wobei er vor lauter Frust wild um sich trat.
    »Keine Sorge«, sagte Pete und klopfte seinem kleinen Bruder auf den Rücken. »Das wird ein Kinderspiel. Ich bin sicher, dass hier irgendwo ein Seitpferd herumsteht. Und wie sagt man noch so schön? Wo ein Seitpferd ist, ist auch Briefpapier.«
    »Das sagt man also, ja? Sagt man auch: Stell dich darauf ein, von einem verrückten Professor in den Arsch gefickt zu werden, weil deine Eltern dich vermietet haben wie ein ungenutztes Zimmer?«
    Pete machte ein nachdenkliches Gesicht. »Nein«, sagte er. »Nein, ich glaube, das sagt man nicht.«
    »Tja, so wird es aber kommen.«
    Bevor die Kinder nach der Fluchtausrüstung suchen konnten, mussten sie in dem düsteren Esszimmer im Erdgeschoss mit ihrem »Wohltäter« frühstücken. Das war kein reines Vergnügen, denn die Perversies wollten um keinen Preis etwas essen oder trinken, und der Professor war ebenso fest entschlossen, mit seinen Experimenten zu beginnen. Während die Kinder in einem fort ihre Getränke verschütteten und immer wieder ihre Teller vom Tisch stießen, sorgte Frau MacBeth unermüdlich für Nachschub, und die Miene des Professors verfinsterte sich zusehends. Als die Schicht aus Scherben und Essbarem ihnen bis zu den Knöcheln reichte, gab der Professor sich geschlagen.
    »Dann müssen wir eben andere Saiten aufziehen«, sagte er. Er knallte seine Serviette auf den Tisch und stapfte hinaus.
    »Hoffentlich haben wir das Richtige getan«, sagte Sue. »Der Professor schien ziemlich verärgert.«
    »Ich glaube schon«, meldete sich Pete zu Wort. Er deutete auf eine Zimmerpflanze, die eben noch ganz normal ausgesehen hatte. »Da hab ich meine Milch draufgegossen.« Nun wuchs die Pflanze zur Seite.
    »Ich hau ab«, sagte Ed. Er stand auf und begann als Vorbereitung für den anstehenden Sprint seine rückwärtige Oberschenkelmuskulatur zu dehnen.
    »Warte, Ed«, sagte Sue. »Was sollen wir machen, wenn wir das Seitpferd finden?«
    »Ach, habt ihr euch das immer noch nicht aus dem Kopf geschlagen?«, motzte Ed. »Ich hatte gehofft, eine Nacht darüber zu schlafen würde euch vielleicht einen Funken Vernunft einbläuen. Jetzt begreife ich, wie albern mein Optimismus war.«
    »Ich glaube, wir brauchen ein Erkennungszeichen«, sagte Pete.
    »Wie wär’s, wenn ihr brüllt: >He, ihr Deppen, ich hab das verdammte Seit...«<
    »Ed!«, mahnte Sue und hielt Loo die Ohren zu.
    »Zu spät!«, flötete Loo fröhlich. »Außerdem höre ich solche Sachen nicht zum ersten Mal. Ihr habt ja keine Vorstellung, was für ein rüder Ton bei uns auf dem Spielplatz herrscht«, sagte sie mit einem Hauch von Weltschmerz.
    »Wie wär’s mit einem Vogelrufr 1 «, schlug Pete vor. »Ich mache einen Adler. Sue, du kannst eine Taube sein, Ed, du eine Eule, und Loo... Loo, kannst du irgendeinen Vogel nachahmen?«
    »Wie wär’s mit einem Huhn?«, meinte Ed. Ihm war klar, dass das ziemlich gemein war, aber da die Alternative gewesen wäre, sie alle im Schlaf zu ersticken, war das eigentlich ziemlich nett von ihm.
    »Das muss reichen«, sagte Pete. »Also, wenn euch jemand aufhält, sagt ihr, ihr sucht die Toilette. Ed, hörst du mir zu?«
    »Nein.«
    »Gut«, sagte Pete, der ebenfalls nicht zuhörte. »Dann los.«
    Wild entschlossen, für mehr Spannung zu sorgen und die Geschichte voranzubringen, teilten sich die Kinder auf. Obwohl immer wieder ganze Trakte des uralten Gebäudes einstürzten und zu Unmengen von Staub zerfielen, war es nach wie vor riesengroß. Als dem Professor die Instandhaltungskosten über den Kopf wuchsen, hatte er versucht, den Bau dem Staat zu vermachen, doch die Regierung hatte dankend abgelehnt. Die hohen Dynamitpreise verfluchend,

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