Die Chroniken von Gonran II: Feuer der Rache (Fantasy-Roman) (German Edition)
marschierte los und blieb nach wenigen Schritten stehen.
Er erhob seine blutbeschmierte rechte Hand gegen den Himmel und schrie über das Schlachtfeld: „Stärke oder Tod! Stärke oder Tod!“
Die Soldaten hielten in ihren Bewegungen inne und wiederholten im Chor Trons Worte. Er ging zielstrebig an Torwak vorbei und winkte ihm zu folgen. Torwak folgte mit schweren Schritten. Die blutigen Szenen, die Schreie der Sterbenden verfolgten ihn und fühlten sich mindest so real an wie Tron, der vor ihm mit beflügeltem Schritt marschierte.
„Tron … ich weiß, dass ich für den Kampf trainiert bin. Du hast mich trainiert, gut trainiert ...“ Und nach kurzer Pause fügte er monoton hinzu: „Vielleicht zu gut ...“
Mit verärgerter Miene wandte sich Tron hastig um und antwortete: „Torwak, inzwischen solltest du wissen, dass auf Gonran nur der Stärkste überlebt, zumindest eine Weile. Gefühle wie Mitleid, Erbarmen und „was wäre wenn“ Gedanken bringen dich hier schneller auf den Leichenstapel, als du „Stärke oder Tod“ sagen kannst. Verstehst du das?“
„Ich denke schon, nur ...“, Tron hob den Zeigefinger vor Torwaks Gesicht und sagte: „Kein wenn, aber, nur … das sind Worte der Schwachen, der toten Schwachen, die hinter uns brennen und als Rauch zu den Gur aufsteigen. Willst du etwa dahin, zu den Gur?“
Tron legte die Hände auf Torwaks Schultern und schaute ihm tief in die Augen.
Torwak antwortete: „Nein, natürlich nicht. Manchmal kommen einfach noch alte Gewohnheiten und Gedanken auf.“
Er schaute Tron direkt in die Augen und fügte entschlossen hinzu: „Stärke oder Tod, für Turion! Gehen wir zu König Xeron.“ Mit den Worten drehte er sich flink ab und tauchte unter Trons Armen durch, bevor der reagieren konnte. Torwak marschierte los und sagte grinsend über die Schulter zu Tron, der ihm ungläubig nachschaute: „Gehen wir nun zu Xeron?“
„Das war gut, Junge, wirklich gut. Du musst einen verdammt guten Lehrer haben.“
„Ja, so übel ist der alte Kerl nicht mal, obwohl ...“
Torwak schaute ihn mit gespielt nachdenklicher Miene an.
Tron lachte laut und war in wenigen Sätzen hinter Torwak. Tron nahm Torwak spielerisch in den Schwitzkasten, ließ ihn wieder los und beide gingen zügig weiter.
Auf dem Weg zum Palast wurden sie von vielen Einwohnern Turions neugierig angeschaut und manche erkundigten sich, warum denn Rauch beim Eingangstor aufstieg. Tron erzählte im Weitergehen immer die gleiche kurze Geschichte vom Überfall, den sie jedoch erfolgreich abwehren konnten. Stets fügte er hinzu, dass sich niemand zu sorgen brauche und alles unter Kontrolle sei.
Da war sich Torwak jedoch nicht so sicher, wie Tron es die Einwohner glauben machen wollte. Viele Jahre hatten sich die Turioner auf ihrem Berg verschanzt, während die angrenzenden Völker sie um ihre reichhaltigen Ressourcen an Eisen und Gold beneideten.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis einer verzweifelt genug, verrückt genug oder - die Gur bewahre -, gar stark genug ist, um uns mit echten Siegeschancen anzugreifen. Was auch immer zuerst kommt, der Tag wird kommen. Mein Vater hatte es erlebt, aber schlussendlich nicht überlebt. Wird mir dasselbe Schicksal blühen? Vielleicht bleibt auch alles wie die letzten zwei Jahre … Mit Ausnahme von dem, was soeben passiert ist, wäre dies sogar möglich gewesen. Aber jetzt?
„Wenn du weiter soviel studierst und überlegst, wirst du bald ein Philosoph. Wobei man ja sagt, dass die Feder stärker als das Schwert ist. Zumindest auf der Erde, so hab ich gehört ...“, sagte Tron.
Torwak grinste nur. Tron deutete mit einer Kopfbewegung auf den prunkvollen Palast vor ihnen.
„Wir sind schon da. Lass uns zu Xeron gehen.“
„General Tron und Soldat Torwak sind am Tor, öffnet es!“, befahl Torwak.
„Du wirst immer besser im Befehlen ... Doch, doch, du hast bei uns eine Zukunft ...“, sagte Tron lachend, während das Tor vor ihnen langsam knirschend geöffnet wurde.
Mit forschem Schritt marschierten sie durch den Vorgarten, durch mit Säulen gesäumte Korridore und Hallen, bis sie bei den Wachen vor dem Thronsaal ankamen. Die beiden Bewacher nickten, traten gleichzeitig zur Seite und öffneten das massive Holztor.
Vor Torwak lag der wohlbekannte lange Weg zum Thron. An den Wänden des Thronsaals loderten Fackeln, die zu einem blubbernden Geräusch den Raum mit warmem Licht erhellten. Am Ende des Saals konnte er König Xeron erkennen, der mit auf den Händen
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