Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)
hab’s!“, rief plötzlich der Wolfsreiter aus, „Wir können doch zu Carendius dem Magier gehen. Der hat uns schon einmal geholfen. Vielleicht kann er auch etwas über den Vulkan herausbekommen.“ Mit einem anerkennenden Lächeln schaute Snip den Wolfsreiter an. „Das ist ein sehr guter Plan. Vielleicht können wir bei der Gelegenheit sogar einen Abstecher machen und deinen Wolf abholen. Was meinst du?“ Bikka wäre fast vor Freude in die Luft gesprungen. Jetzt konnte auch er es kaum mehr aushalten. „Na, worauf warten wir noch? Lasst uns aufbrechen!“, rief er den anderen zu.
Am nächsten Morgen brachen sie nach Westen auf. So lange wie möglich blieben sie südlich der quandalischen Grenze. Erst auf Höhe des Dorfes, in dem Kasko lebte, bogen sie nach Norden ab. Nachdem sie die Grenze passiert hatten, hielten sie permanent Ausschau nach den Patrouillen des Kaisers. Aber nicht eine einzige begegnete ihnen unterwegs. Das kam ihnen schon ein wenig merkwürdig vor. Andererseits hatten sie gewiss nichts dagegen. Schließlich erreichten sie das Dorf. Voller Wiedersehensfreude begrüßten sie sich gegenseitig. Vor allem Bikka konnte sich gar nicht mehr einkriegen. So glücklich war er, seinen Wolf endlich wieder zu haben. Und auch der Wolf freute sich sichtlich . Am Abend saßen sie beisammen, um zu essen und zu trinken. „Wir haben überhaupt keine Soldaten auf dem Weg hierher gesehen. Wo sind die denn alle hin?“, wollte Snip von den Dorfbewohnern wissen. „Genau wissen wir das auch nicht.“, antwortete einer der Dorfältesten. „In Quandala selbst soll es Unruhen gegeben haben. Kämpfe sind angeblich ausgebrochen. Auch war die Rede von sonderbaren Wesen, die an verschiedenen Stellen gesichtet worden sein sollen. Der Kaiser hat daraufhin die Truppen aus dem Süden und Westen weitgehend abgezogen worden. Seitdem sind wir ohne Schutz. Keine schöne Sache.“ Dabei zuckte er mit den Schultern. „Zum Glück haben die Räuber aus dem Norden das noch nicht mitbekommen. Sonst sähe es übel aus für uns. “ Snip nickte. Das war in der Tat sonderbar. Vor wenigen Wochen hatten sie davon noch nichts mitbekommen – von dem komischen Wesen im Banditen-Lager mal abgesehen. Aber ihnen konnte es nur recht sein. Je schneller und unbehelligter sie vorankamen, desto besser war das. Die Reise zu Carendius verlief ohne weitere Zwischenfälle. Bikka genoss es, wieder auf seinem Wolf reiten zu können. Gemeinsam ritten sie immer wieder voraus, um die Lage zu erkunden. Nach einigen Tagen erreichten sie den Hain des Magiers. Nogg Stimmung hatte sich den letzten Tag über deutlich verschlechtert. War er zuvor noch leidenschaftlich erfüllt von der Vorfreude auf die Monsterjagd in der Wildnis, so blickte er jetzt finster drein. Die anderen brauchten ihn gar nicht zu fragen, was ihn bewegte. Sie wussten es auch so. Bald würden sie die Stelle erreicht haben, an der Rabb kaltblütig ermordet worden war. Schweigend lenkten sie ihre Pferde zu dem Ort hin. Am Grab stiegen sie ab. Dabei kamen auch Snips Schuldgefühle wieder hoch. Immer noch haderte er mit sich, dass er Rabb den Befehl gegeben hatte, im Lager zu bleiben. Würde er heute anders entscheiden? Er war sich unsicher. Die Entscheidung war nur logisch und konsequent. Die Tiere und ihre Ausrüstung konnten nicht alleine im Wald bleiben. Trotzdem blieb da der üble Beigeschmack. Wie lange sie an Rabbs Grab verweilt hatten, wusste hinterher keiner von ihnen mehr so genau, aber die Sonne stand jetzt nur noch knapp über dem Horizont. Sie sollten sich besser beeilen.
Dieses Mal hatten sie keine Mühe, den Turm zu erreichen. Carendius schien bemerkt zu haben, dass sie da waren, und ließ sie bereitwillig den Hain passieren. Die Bäume machten ihnen einfach Platz und bildeten eine Gasse, die direkt zum Turm führte. „Na, geht doch.“, meinte Bikka trocken. Hinter ihnen schloss sie sich dann wieder, um unliebsame Besucher draußen zu halten. Auch am Fuß des Turms befand sich zu ihrer Überraschung eine Tür. Sie war bereits geöffnet. Anda, der Gehilfe des Magiers, stand darin und schien sie zu erwarten. Seine überdimensionale Nase ragte ihnen weithin entgegen. Wie immer wirkte sein Gesicht auch jetzt völlig ausdruckslos. „Tretet ein!“, empfing er sie mit seiner schnarrenden Stimme und deutete mit dem Arm auf die Tür. Kurz darauf saßen sie in dem gleichen Zimmer, wo sie vor einigen Wochen den Zauberer zum ersten Mal getroffen hatten . Carendius freute sich, die drei
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