Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)
all dem Horror, der ihnen in dem Grab begegnet war, stürmten sie den letzten Gang hinauf. In der Ferne konnten sie bereits das Licht des Tages sehen. Kurz darauf hatten sie den Ausgang erreicht. Ihre Kamele standen in einiger Entfernung und warteten auf sie. Offenbar hatten sie von all der Unruhe nichts mitbekommen, und auch das Dröhnen, das im Talkessel widerhallte, schien sie nicht sonderlich zu beeindrucken. ‚Respekt!’, dachte Snip. Schnell liefen sie zu den Tieren herüber. Von ihren Verfolgern war noch nichts zu hören. Umso besser! Sie hatten die Kamele noch nicht ganz erreicht, als schlagartig der Sand in Unruhe geriet. Die Grünhäute dachten an den Sandsturm, aber es regte sich kein Lüftchen.
Der Sand um sie herum begann förmlich zu brodeln. Wellen breiteten sich darauf aus. Sandfontänen spritzten hoch wie Blasen in kochendem Wasser. Das ganze Tal vibrierte. Plötzlich sahen sie, wie ein skelettierter Arm sich aus dem Sand hochreckte. Ein zweiter folgte. Dann immer mehr. Nun brachen auch grinsende Skelettköpfe aus dem Boden. Ohne große Mühe wuchteten sie ihre Oberkörper und Beine aus dem lockeren Sand. Schartige Schwerter und Äxte lagen in den Händen der Skelette. Einige hatten auch alte verbeulte Schilde dabei oder trugen antike Rüstungen. Eine gewaltige Untotenarmee hatte sich um sie herum versammelt. Die Grünhäute schauten sich voller Panik um. Überall standen die Skelette um sie herum wie ein unheilbringender Kreis des Todes. Da teilte sich die knochige Masse ein wenig und Mach Na Dun trat einen Schritt vor. Drei seiner Wächter begleiteten ihn. Mit einer Stimme tief wie ein Donnern begann er zu reden: „Ihr elenden Würmer habt es gewagt, meine Ruhe zu stören. Für diesen Frevel werdet ihr bitter bezahlen müssen.“ Seine Augen blitzten böse auf, als er mit seiner Schwertspitze auf sie zeigte. „Gebt mir die Rune zurück“, fuhr er dann fort, „und ich werde euch einen schnellen Tod gewähren. Ansonsten werdet ihr auf ewig in meinem Heer dienen.“ Ein breites Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Die Grünhäute fühlten sich alles andere als gut. Der Tod war schon schlimm genug – aber Untot? Dennoch blieb Snip hart. Er hatte so viel daran gesetzt, die Rune zu bekommen. „Dann holt euch doch die Rune!“, schleuderte er dem untoten Fürsten seine Worte trotzig entgegen und drückte das Kästchen fest gegen seine Brust. Mach Na Dun hob sein Schwert und ließ es dann theatralisch sinken. Die Skelette setzten sich in Bewegung. Ganz langsam kamen sie näher und zogen den Kreis um die Grünhäute immer enger. Dagegen hatten sie nicht den Hauch einer Chance. Auf einmal hatte Snip das Gefühl, dass da in seiner Tasche etwas vibrierte. Instinktiv legte er die Hand darauf. Und tatsächlich. Er spürte eine leichte Bewegung. Und warm fühlte es sich auch an. Schnell griff er in die Tasche und zog die schwarze Steinkugel heraus, die er auf Alisu in der Ruine gefunden hatte. Jetzt sah sie gar nicht mehr schwarz aus. Vielmehr pulsierte sie in einem hellen weißen Licht. Das Pulsieren wurde immer stärker, das Licht noch greller. Snip wusste nicht, warum, aber er hielt die Kugel jetzt über seinen Kopf. Es kostete ihn Mühe, sie festzuhalten. So stark vibrierte sie. Dann brach aus der Kugel eine wahre Lichtexplosion hervor. Die Grünhäute schirmten ihre Augen mit Armen und Händen ab. Gleißende weiße Lichtstrahlen schossen in alle Richtungen hervor und jagten durch das ganze Tal. Wie Speere durchbohrten sie die Untoten. Schlagartig zerfielen die Skelette zu Staub. Nur Mach Na Dun und seine Wächter blieben wie angewurzelt stehen. Der Fürst schaute sich entsetzt um. Er kochte vor Wut. „Diese schwachen und unbedeutenden Diener habt ihr vielleicht mit eurer Magie besiegen können“, donnerte er ihnen entgegen, „aber wir werden auch alleine ohne Schwierigkeiten mit euch fertig. Mit diesen Worten ging er langsam auf sie zu. Seine Wächter schlossen sich ihm an. Zischend schnitten die zweihändigen Schwerter durch die Luft. Nogg stemmte sich seinem Gegner entgegen und hielt mit seiner Axt dagegen, so gut er konnte. Bikka setzte auf seine Geschicklichkeit. Elegant tauchte er unter dem mächtigen Schlag hinweg, der auf ihn herabsauste. In den Händen hielt er den geraubten Speer. Snip schließlich zog sich zurück und versuchte einen der Wächter von den anderen fortzulocken. Er wusste: Kämpferisch hatte er ihm nichts entgegenzusetzen. Mach Na Dun stand einfach nur da und
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