Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)
leicht in die Seite. Ein unbedeutender Kratzer, aber der Wolfsreiter hatte ja mit angesehen, was die Waffe vollbringen konnte. Erwartungsvoll schaute er die tobende Bestie an und wartete auf eine Reaktion. Doch nichts geschah. Enttäuscht zog er sich ein Stück weit zurück . Das Monstrum spürte, wie es von allen Seiten bedrängt wurde. Erneut wirbelte es herum. Dieses Mal schnellte der gefährliche Schwanz auf Ayla zu. Im letzten Moment warf sie sich zur Seite und schlug instinktiv mit ihren Säbeln nach dem vorbeisausenden Schwanz. Mit einem knirschenden Geräusch durchtrennte sie ihn in der Mitte. Der hintere Teil klatschte gegen die Felswand und schlug einige Brocken heraus. Aus dem verbliebenen Stummel schoss eine Fontäne dunkelroten Blutes. Der Schrei, den die Bestie jetzt ausstieß, war entsetzlich. Am liebsten hätten die Abenteurer sich die Ohren zugehalten. Wie eine Furie schlug das Monstrum um sich, dass die Funken nur so flogen. Seine Hufe keilten in alle Richtungen aus. Hastig sprangen die Abenteurer zurück, um nicht getroffen zu werden . Bodo griff sich derweil die kurzen Wurfspeere, die er auf dem Rücken trug. Wieder bäumte sich die Bestie auf. Mit einem wuchtigen Ruck verließ der erste Speer Bodos Hand und drang tief in die Unterseite des Monsters ein. Blut sickerte aus der Wunde. Ein zweiter Speer folgte und schlug unmittelbar neben dem ersten ein. Die Bestie verlor immer mehr Blut. Das Toben ließ sie allmählich ermüden. Wieder drangen die Abenteurer auf das Monster ein. Die Zahl seiner Wunden nahm mehr und mehr zu. Schließlich durchlief ein Zittern den gewaltigen Körper. Noch einmal bäumte sich der Stierkörper auf, der Löwenkopf brüllte seinen ganzen Frust heraus. Dann brach die Kreatur zusammen. Donnernd schlug sie auf den felsigen Boden. Ein paar Mal zuckte sie noch, danach wurde es ruhig . Nur das Keuchen der Abenteurer war noch zu hören. Snip hatte den Kampf mit weit aufgerissenen Augen beobachtet, hin und her gerissen zwischen Staunen und Entsetzen. Langsam ging er zu Gunter herüber. Aber für den Nordmann kam jede Hilfe zu spät. Der harte Schwanz der Bestie hatte seinen Brustkorb völlig zertrümmert. Nach einem kurzen Moment der Andacht legte er eine Decke über ihn. Dann sammelten sie gemeinsam einige Steine, mit denen sie seinen Leichnam bedeckten.
Am nächsten Morgen machten sie sich an die Erkundung des Vulkankraters. Die Höhleneingänge, die sie schon bei ihrer Ankunft entdeckt hatten, führten nicht weit in den Felsen hinein. Offenbar hausten hier von Zeit zu Zeit einige Monster. Knochen und andere Überreste lagen wild verstreut herum. Momentan schienen die Höhlen aber unbewohnt zu sein. Nach einiger Zeit der Suche fanden sie einen schmalen Tunnel, der ins Innere des Vulkans führte. Eine ganze Weile führte er in leichten Windungen bergab. Schließlich endete er abrupte an einem Felsvorsprung. Sie blieben stehen und schauten vorsichtig über den Rand hinaus. Vor ihnen ging es steil bergab. Dort unten hatte früher wohl einmal die Lava gekocht, stieg empor, um sich in einer großen Explosion in die Wildnis hinein zu ergießen. Jetzt war der Vulkan erkaltet und hatte einen tiefen Krater zurückgelassen, dessen Wände bizarre Formen aufwiesen. Rundherum ragten die Wände des Vulkans steil auf und endeten in zerfurchten Klippen. Weit oben war der blaue Himmel zu erkennen. Die Abenteurer schauten sich ausgiebig um. Doch einen weiteren Weg oder Tunnel konnten sie nirgends erkennen. Snip grübelte. Wo hätte er die Rune wohl versteckt? Der Grund eines aktiven Vulkans war sicher keine allzu gute Idee. Aber war der Vulkan damals überhaupt noch aktiv oder bereits erloschen? Der Goblin wünschte sich, er hätte Carendius danach befragt. Jetzt blieb nur eine Möglichkeit: Sie mussten den Krater hinabsteigen, um nachzusehen, ob sich etwas da unten befand. Er gab die nötigen Befehle . Nachdem sie mehrere Seile fest miteinander verknotet hatten, ließen sie sie den Kraterrand hinab. Es ging verdammt tief runter. Ein Ende des Seils banden sie um einen großen Felsen, das andere legte Bikka sich um den Bauch. Langsam näherte er sich dem Abgrund. Nogg, Lars und Bodo sicherten das Seil. Schritt für Schritt stieg der Wolfsreiter die Felswand hinab, immer wieder vorsichtig mit dem Fuß nach einem Halt im Felsen suchend. Snip hatte ihm zuvor seine Lampe gegeben. So konnte er die Felswände nach Öffnungen oder Eingängen absuchen. Der Abstieg ging quälend langsam vonstatten.
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