Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
einen Friedenskönig haben. Und«, sie blickte zu Arlyn, »eine Königin.«
»Muss das sein?«, murmelte Rowarn.
»Ich fürchte, ja. Und ich fürchte auch, du wirst schneller Gefallen daran finden, als es mir lieb ist.«
In diesem Moment erklang ein Ächzen vom Thron her, und alle fuhren herum.
Femris richtete sich auf!
Schattenläufer zog sein Schwert und wollte sich auf den Feind stürzen, aber Rowarn fiel ihm in den Arm. »Nein!«, rief er. »Es ist vorbei. Er ist keine Gefahr mehr, glaube mir!«
Schneemond blickte zu Arlyn.
»Es ist wahr«, sagte die Königin und hob das Medaillon an ihrem Hals hoch. »Er hat seine Bestimmung erfüllt. Seine Macht ist ebenso dahin wie seine Unsterblichkeit. Es ist ein Wunder, dass er lebt. Andererseits ... ist Erenatar jedes Leben heilig.«
Femris/Tamron stand auf und stolperte mit verstörtem Gesichtsausdruck näher. Jetzt sahen alle, dass er die Gesichtszüge beider Männer in sich vereinte, seine Augen waren grünblau, sein Haar von glänzendem Grau. Er war kein Zwiegespaltener mehr, seine beiden Seelen waren zu einer geworden. Und die Aura der Unsterblichkeit war tatsächlich erloschen. Er war nun ein Mensch von vielleicht Anfang Dreißig. »Was ist passiert?«, murmelte er und sah Rowarn und die anderen mit aufgerissenen, ängstlichen Augen an. »Wo bin ich?« Hilflosigkeit trat in seinen Blick. Verzagt flüsterte er: » Wer bin ich?«
Die Velerii starrten ihn verdutzt an. Rowarn empfand plötzlich Mitleid. Dieser Mann war nicht mehr sein Feind. Er war niemandes Feind mehr, nur noch ein Schatten, der verwischte Abdruck zweier Unsterblicher, ein Hauch von Leben, ohne Erinnerung.
Arlyn trat auf ihn zu und ergriff seine Hand. »Du bist Féaron«, sagte sie sanft. »Ein böser Alptraum hat dich sehr lange in seinen Klauen gehabt, aber nun bist du frei und kannst neu beginnen.«
Für einen Moment genoss der Mann still die Berührung ihrer heilkräftigen Hände und strahlte sie an. »Und ... und werde ich mich je erinnern? An das, was vorher war?«, stammelte der Sterbliche namens Féaron.
Arlyn schüttelte den Kopf. »Nein. Es ist eine Gnade, dass du lebst. Denk nicht darüber nach und stell niemals Fragen, dann wirst du in Frieden leben können.«
Rowarn hörte, dass sich weitere Schritte näherten und wandte leicht den Kopf. Olrig und Noïrun. Rowarns Herz schlug ihm bis zum Hals vor Glück, auch sie lebend wiederzusehen. Ihren Gesichtern nach zu urteilen, hatten sie mitbekommen, was hier gerade geschehen war.
Der Fürst ging zu dem verstörten Mann und legte eine Hand auf dessen Schulter. »Du kannst mit mir kommen, Féaron«, sagte er. »Ich bin wie du ein Getriebener, der Fürst Ohneland, aber ich werde dies ändern. Ich könnte einen Freund brauchen, der mir hilft, mein Reich zurückzugewinnen.«
Eingeschüchtert starrte ihn sein ehemaliger Feind an; er wusste nicht so recht, was er tun, wie er sich verhalten sollte. »Ich weiß nicht, ob ich das kann«, sagte Féaron zögernd. »Ich fühle mich, als sei ich gerade erst auf die Welt gekommen.«
»Das ist die beste Voraussetzung«, meinte der Fürst lächelnd.
»Und so hat er ein Auge auf ihn«, raunte Olrig Rowarn zu. »Man weiß ja nie, du verstehst?«
Noïrun wandte sich Rowarn zu. »Es gibt zwei Dinge, die wir beide noch erledigen müssen, bevor jeder von uns eine neue Geschichte beginnen kann«, sagte er. »In Farnheim habe ich meinen Eid dem König von Ardig Hall geleistet, der mich binden wird, solange ich lebe. Das bedeutet, wenn du meine Hilfe brauchst, werde ich für dich da sein. Aber zuvor hast du mir einen Eid geleistet, als mein Ritter, sodass ich gewissermaßen immer noch dein Befehlshaber bin. Gib mir dein Schwert.«
Rowarn wollte der Aufforderung verdutzt nachkommen, dann fiel ihm ein, dass er Luvian an Schneemond weitergegeben hatte. Er sah sich suchend um und entdeckte auf dem Altar sein erstes Schwert, das Noïrun ihm einst geschenkt und das er in Femris gestoßen hatte, und das nun seit dem Erwachen des Zwiegespaltenen immer noch dort lag. In gespannter Erwartung holte er es und reichte es dem Fürsten.
Noïrun legte das Schwert auf seine Hände, und dann hielt er es Rowarn mit einer Verbeugung hin. »Rowarn von Weideling und Ardig Hall, hiermit entbinde ich dich von deinem Eid als Ritter in meinen Diensten und reiche dir dein Schwert zurück, das du mir einst dargeboten hast. Du bist nun wieder Herr über dich selbst und unterstehst mit deinem Stand als Ritter niemandes Befehl
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