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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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Rappaports dicke Lippen verzogen sich zu einem verlegenen Grinsen. »Mein Freund Wladimir hat die finanziellen Aktivitäten des Devisenbeschaffers in Dresden für mich ausgekundschaftet. Ein Drittel von dem, was der Rabbi vom Devisenbeschaffer erhält, landet auf Schweizer Konten, die ich kontrolliere.«
    »Ein Drittel von dem, was der Rabbi erhält, ist eine hübsche Stange Geld. Was haben Sie damit vor?«
    Das Grinsen in Rappaports Gesicht gefror. »Bevor sie mir die Finger abgeschnitten haben, wollte ich Geiger werden. Seitdem kann ich keine Musik mehr hören. Ich werde das Geld verwenden, um abzurechnen.«
    »Mit wem?«
    »Mit Russland.«
    »Tja, ich bin froh, dass sich unsere Wege im Kalten Krieg nicht gekreuzt haben. Ihr vorzeitiger Tod hätte mich schwer belastet.«
    Rappaports Stirn legte sich gequält in Falten. »Dito. Ich wünsche Ihnen eine gute Reise, wohin Sie auch gehen mag.«
    »Nach Hause«, sagte Torriti. »In ein irdisches Paradies für Golfer und Alkoholiker.«
    Rappaports Augen funkelten vergnügt. »Es erübrigt sich wohl zu fragen, in welche Kategorie Sie fallen.«
    »Ja, das tut es wohl.«
     
    In den Polizeiakten wurden die Todesfälle offiziell allesamt als Unfall oder Selbstmord eingestuft.
    Nikolai Iswolski, der Finanzexperte des Zentralkomitees, der Parteigelder an den Devisenbeschaffer in Deutschland geschleust hatte, fiel eines Abends vom Dach eines Moskauer Mietshauses, während er frische Luft schnappte. Eine schrullige alte Frau im Nachbarhaus gab später gegenüber der Polizei an, sie habe vier Männer auf dem Dach gesehen, kurz bevor sie den Schrei hörte. Da sie in der Nachbarschaft ständig herumerzählte, auf den Dächern würden Spanner ihr Unwesen treiben, wurde ihre Aussage mit Vorsicht behandelt und der Tod als Unfall deklariert.
    Der Pressebaron Pawel Uritzki und seine Frau Mathilde wurden zu Hause in ihrer Garage erstickt in ihrem BMW aufgefunden; ein Gartenschlauch führte vom Auspuff in das Rohr der Lüftung unter der Motorhaube. Die Besatzung des Rettungswagens gab an, dass es in der Garage stark nach Chloroform gerochen hatte, was die herbeigerufenen Polizisten allerdings nicht bestätigen konnten und daher im offiziellen Bericht nur am Rand vermerkt wurde. An den Leichen wurden keinerlei Spuren festgestellt, die auf einen Kampf hindeuteten. Ein Abschiedsbrief wurde nicht gefunden. Pawel Uritzki war einer der Drahtzieher des Putsches gewesen, dessen Scheitern ihn sehr mitgenommen hatte. Mathilde wurde mit der Erschießung des Bankiers Tsipin in Zusammenhang gebracht und hatte angeblich panische Angst vor einer Strafverfolgung. Der Tod des Ehepaars Uritzki wurde als Doppelselbstmord eingestuft und die Akte geschlossen.
    Boris Pugo wurde zu Hause tot aufgefunden; Nachbarn hatten die Polizei gerufen, weil sie meinten, einen Schuss gehört zu haben. Der Innenminister saß zusammengesackt am Küchentisch mit einer gewaltigen Schusswunde im Kopf; eine großkalibrige Pistole, die ihm offenbar aus der Hand geglitten war, lag auf dem Fußboden. In einem Abschiedsbrief an seine Familie standen die Zeilen: Verzeiht mir. Es war alles ein Fehler. Pugos Schwiegervater wurde in einem Schrank kauernd entdeckt; er murmelte Unzusammenhängendes von einem Mordkommando. Da er einem psychiatrischen Gutachten nach an Dementia litt, wurde Pugos Tod als Selbstmord eingestuft.
    Gorbatschows Militärberater Marschall Achromejew wurde erhängt in seinem Büro entdeckt. Mitarbeiter sagten aus, sie hätten gehört, im Büro des Marschalls seien Möbel verrückt worden und Gegenstände zu Boden gefallen. Da Achromejew nach dem gescheiterten Putsch in den Ruhestand versetzt worden war, hätten sie lediglich angenommen, er würde seine persönlichen Sachen zusammenpacken. Der Abschiedsbrief des Marschalls lieferte eine weitere Erklärung für die Geräusche: »Mein Selbstmord will nicht auf Anhieb gelingen. Der erste Versuch ist gescheitert – das Seil ist gerissen. Ich versuche es erneut. Mein Alter und alles, was ich getan habe, geben mir das Recht, aus dem Leben zu scheiden.«
    Fjodor Lomow, Funktionär im Außenministerium und einer der Rädelsführer des Putsches, floh aus Moskau, um seiner Verhaftung zu entgehen, und wurde nie wieder gesehen. Er hinterließ einen Brief, in dem es hieß, das Einzige, was er bedauere, sei, dass der Staatsstreich gegen Gorbatschow gescheitert war. Am Ufer der Moskwa, ein Stück stromaufwärts von der Hauptstadt, wurde später ordentlich gefaltete Kleidung

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