Die Company
Kellnerin stellte die Champagnerkelche auf den Tisch und klemmte die Rechnung unter den Aschenbecher. »Auf die Schweizer Banken«, sagte Torriti und nippte schaudernd an seinem Getränk.
»Auf das Unternehmen«, sagte Jack. Er trank sein Glas in einem Zug halb leer. »Weißt du was, Harvey, ich fühle mich, wie Rockefeller sich gefühlt haben muss, als er seine Stiftung gegründet hat. Mein großes Problem ist nur, dass ich nicht weiß, wofür ich die rund sieben Millionen verwenden soll, die das Konto jedes Jahr abwirft.«
»Lies die Zeitungen und stifte was für gute Zwecke.«
»Wie würdest du ›gute Zwecke‹ definieren?«
Torriti erwiderte mit äußerster Ernsthaftigkeit: »Zum Beispiel für verdiente Leute, die Leute umlegen, die es verdient haben.«
Torriti lächelte, und Jack fragte: »Was ist?«
»Schon komisch, dass Kritzky so den Löffel abgegeben hat. Aber wenn du meine Meinung hören willst: Er hat bekommen, was er verdient hat.«
Jack blickte auf den See, ohne ihn wahrzunehmen. Er hörte wieder Leos Stimme. Ich bedauere es noch immer, Jack. Das mit unserer Freundschaft. Aber nicht, was ich getan habe. »Er wollte die Welt reparieren«, sagte Jack. »Er hatte nicht begriffen, dass sie gar nicht kaputt ist.«
Torriti sah, dass sein Lehrling eine Aufmunterung brauchte. »Nicht, dass du dir was drauf einbildest, aber ich bin stolz auf dich. Und das ist mein voller Ernst. Du bist wirklich gut.«
»Ich hatte einen hervorragenden Lehrer.«
Torriti nahm sein Glas. »Auf dich und mich, Kumpel, die letzten Mohikaner des Kalten Krieges.«
»Die letzten Mohikaner des Kalten Krieges«, stimmte Jack zu.
Für Jacks offizielle Abschiedsfeier im siebten Stock in Langley hatte die Company alle Register gezogen. An einer Wand hing eine überdimensionale Vergrößerung des Time -Fotos von Jacks Rettung aus dem Schlauchboot vor der Schweinebucht, und die übrigen Wä nde hatte man – was Jack ziemlich peinlich war, aber Millie entzückte – mit den auf Posterformat vergrößerten geheimen Widmungen geschmückt, die zu seinen zahlreichen Orden gehörten (»… für außergewöhnlichen Mut … höchste Tradition des Geheimdienstes … eine Ehre für das Land und die Company « ). Nachdem Manny und einige andere eine Laudatio gehalten h atten, trat Ebby ans Mikrofon. »Ein CIA-Offizier hat natürlich durchaus das Recht, sich aus dem aktiven Dienst zurückzuziehen, wenn er stramm auf die fünfundsechzig zugeht«, richtete der DCI das Wort an mehrere Hundert versammelte Männer und Frauen, »erst recht, wenn er vierzig Jahre lang engagiert für die Freiheit eingetreten ist. Aber mit Jack verlieren wir mehr als jemanden, der stellvertretender Direktor der CIA ist. Wir verlieren das Herz, die Seele, das Hirn, die Erfahrung und den Instinkt eines Kriegers, der in allen Schlachten gekämpft hat, von Ostberlin über Kuba bis zum vereitelten Putsch in Russland. Er hat nicht nur überlebt und sich Ruhm und Ehre verdient, sondern er hat uns alle gelehrt: ›Einmal auf die Bretter geschickt ist kein Kampf.‹ Viel Glück, Jack, und alles Gute für die Zukunft.«
Tosender Applaus brandete auf. Millie eilte zu Jack und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. Elizabet und Nellie und Manny umringten ihn. Anthony und Maria umarmten ihn herzlich.
Und dann floss der Alkohol in Strömen.
»Wie ist die Sitzung mit dem Sonderausschuss gelaufen?«, fragte Jack, als es ihm gelang, Ebby unter vier Augen zu sprechen.
»Sie haben es uns widerwillig als Verdienst angerechnet, dass es uns gelungen ist, den Präsidenten dazu zu bringen, Gorbatschow vor dem Putsch zu warnen, auch wenn die Warnung auf taube Ohren gestoßen ist«, sagte Ebby. »Sie haben sich auch nach dir erkundigt, Jack. Ich habe erzählt, du würdest eine private Sicherheitsberaterfirma mit dem Namen ›Das Unternehmen‹ aufmachen. Sie wollten wissen, wer dich finanziert.« Ebby hob sein halb leeres Whiskeyglas und stieß mit Jack an. »Wer finanziert dich denn eigentlich, alter Knabe?«
»Klienten«, sagte Jack.
»Du hältst dich in der Sache ganz schön bedeckt.«
»Ein Sicherheitsberater muss sich bedeckt halten, wenn er glaubwürdig sein will«, gab Jack zurück.
»Ist was dran«, sagte Ebby. »Heute auf der Sitzung ist was Eigenartiges passiert – unsere Wachhunde vom Kongress haben mich nachdrücklich darauf hingewiesen, dass uns politische Morde durch einen Erlass von 1976 untersagt sind. Und dann kamen sie immer wieder auf die Serie von Unfällen und
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