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Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch

Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch

Titel: Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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Spaziergängen im Park ein. Alle genossen den frühen Sommer.
    Flint gehörte zu denjenigen, die erst spät am Vortag zurückgekehrt waren. Deshalb hoffte er, seine Freunde beim gemeinsamen Frühstück im Speisesaal wiederzutreffen.
    „Hhhmm … Iff liiiiebe Mokka-Fffahne-Creme!“
    „Ja, das erklärt, warum du dir gerade die fünfte Portion reinziehst“, kommentierte Flint nüchtern.
    „Waff denn? Iff verstoffwechfel daff soffort wieder!“, protestierte Valerian mit vollem Mund.
    Sein Mitbewohner musterte ihn prüfend, eher er den Blick schnell wieder auf seine eigene Süßspeise warf, von der er noch nicht einmal ein Viertel zu sich genommen hatte. Valerian und Flint hatten sich bereits im ersten Semester ein Zimmer in Cromwell geteilt. Da sie sich gut verstanden, setzten sie dies auch im zweiten fort.
    Gut gewöhnt hieß jedoch bei Weitem nicht friedlich.
    Valerians Foppereien gehören leider zu meinem täglich Brot.
    Es störte Flint nicht weiter, wenn sein Mitbewohner seine Scherze mit ihm trieb. Viel schlimmer waren die unausgesprochenen Sachen. Die Gedanken derer, die ihn nicht offen kritisierten.
    Ich will gar nicht wissen, was die alles über mich denken.
    Valerian hatte keine leiblichen Eltern mehr, dafür aber eine Tante, bei der er als Pflegekind gelebt hatte. Die Familie war offenbar nicht viel besser als seine eigene, denn Valerian sprach praktisch nie über sie. Der Mann der Tante und der Unsterbliche hatten sich in der Vergangenheit wohl oft in die Haare gekriegt. Wenn er an Valerians Temperament dachte, dann verwunderte Flint das nicht im Geringsten.
    Wenigstens kann der sich zur Wehr setzen.
    Er selbst dagegen erduldete für gewöhnlich sein vorbestimmtes (unter Garantie schlechtes) Schicksal.
    „Das stimmt allerdings. Dein Bizeps ist riesig geworden. Bald stichst du sogar Arnold Schwarzenegger aus.“
    Valerian, der gerade sein fünftes Dessertschälchen auslöffelte, hielt inne und sah ihn gespielt schockiert an. „Was heißt hier bald ?“
    Ein vages Lächeln huschte über Flints Gesicht. Er konnte dem Gespräch nur mit halber Aufmerksamkeit folgen. Immer wieder blickte er zu den Neuankömmlingen hinüber und suchte nach Katharina.
    „Das muss an deiner unsterblichen Natur liegen. Ich habe noch nie gesehen, dass jemand so schnell Muskeln aufbaut“, kommentierte er abwesend.
    „Tja, ich bin eben ein dankbares Fitnessobjekt.“
    Flint war von mittlerer Statur und trotzdem überragte ihn Valerian um mehr als eine Kopflänge. Sein Brustumfang war ungefähr doppelt so groß, von seinen Oberarmen ganz zu schweigen. Im Armdrücken hätte der Gewinner sofort festgestanden. Valerians grüne Augen lachten lebendig aus seinem markant geschnittenen Gesicht.
    „In irgendetwas muss ich ja gut sein, wenn ich schon nicht mit eurem Hokuspokus mithalten kann.“
    Flint musste schmunzeln. Als Geisterseher hatte er zwar magische Fähigkeiten, aber „Hokuspokus“ – oder besser: Hexerei – konnte auch er nicht betreiben. Das blieb anderen Orden vorbehalten.
    Zum Glück. Es gibt genug, mit dem ich mich herumschlagen darf.
    Seit er in die geschlossene Anstalt eingewiesen worden war, betäubt von einem Drogencocktail, hatten sich seine unterdrückten Kräfte einen neuen Weg in sein Unterbewusstsein gebahnt: durch Träume. Ein natürlicher Schutzmechanismus bewahrte Menschen davor, von ihrem Tod träumen zu können. Dieser Schutzmechanismus wurde bei Flint Maienbach ausgehebelt – und so begann das Grauen erneut, doch diesmal an der eigenen Person.
    Ein UMBRATICUS DICIO, wie er im Buche steht.
    Nur seine Freunde wussten davon. Ihm lag nichts daran, ein Geheimnis aus seiner Person zu machen, er wollte nur jede Form von Aufmerksamkeit vermeiden. Denn je mehr man auf ihn aufmerksam wurde, desto mehr Menschen beschäftigten sich mit ihm. Im Umkehrschluss war er dazu gezwungen, sich mit ihnen zu beschäftigen, und das bedeutete, er war ihrem grauenerregenden Anblick ausgesetzt.
    Nun war er hier in Cromwell. Dutzende von Mitstudenten schwirrten täglich um ihn herum. Er hatte keine Möglichkeit, ihnen auszuweichen. Doch etwas hatte ihm geholfen: der Meditationsunterricht. Wenn es ihm gelang, seinen Geist zu klären, dann verschwanden die schrecklichen Bilder und er sah die Menschen, wie sie für alle anderen auch sichtbar waren. Je intensiver er sich darin übte, desto länger gelang es ihm, die Todesfratzen zu vertreiben. Er hatte es schon auf ganze drei Minuten gebracht, wenn er sich anstrengte. Für andere

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